Nicht alle Wege führen in Melbourne über Djokovic
Österreichs Experten nennen ihre Favoriten bei den Australian Open
Alle gegen einen. Einer gegen alle? Novak Djokovic steht im Fokus, wenn es ab Sonntag darum geht, den ersten Grand-Slam-Titel des Jahres nach Hause zu bringen (alles live auf Eurosport). Immerhin konnte der mittlerweile 36Jährige zehn Mal schon den Siegerpokal der Australian Open in den begnadeten Händen halten – so oft wie kein anderer. Naturgemäß wäre es auch recht einfach, den erfolgreichsten Tennisspieler der Geschichte als Favoriten zu nennen. Doch so einfach? Zumindest die Meinungen der österreichischen Tennisgrößen gehen ein wenig auseinander.
„Es ist zu aufgelegt, alles zielt auf Djokovic ab“, sagt etwa Herwig Straka. Der Turnierdirektor der Erste Bank Open in Wien erwartet keinen Sieg der Nummer eins und verspricht: „Es wird eine Überraschung geben.“
Diese könnte, wenn es nach Stefan Koubek geht, Jannik Sinner heißen. Der Italiener spielte sich im Vorjahr so richtig ins Rampenlicht. „Er ist neben Djokovic mein absoluter Favorit, weil ich auch sein Spiel mag. Er ist ein Spieler der Zukunft“, sagt der Melbourne-Viertelfinalist von 2002.
Etwas konservativer sieht es Österreichs Top-Trainer Günter Bresnik. „Favoriten sind wie immer zuletzt Djokovic und Carlos Alcaraz. Aber auch Djokovic zeigte zuletzt Schwächen. Seine Favoritenrolle ist nicht so groß wie in den vergangenen Jahren“, sagt Bresnik. Und Sinner? „Ich glaube, dass er es körperlich nicht schafft. Er ist aber Außenseiter wie auch ein Alexander Zverev.“Den Deutschen hat auch Martin Ohneberg, der Präsident des Österreichischen Tennisverbandes, auf der Rechnung, vor allem auf der Wunschliste. „Nach dem Sieg im United Cup ist Zverev viel zuzutrauen. Für den allgemeinen Gemütszustand von Deutschland wäre es auch sehr wünschenswert.“
Machbare Lose
Österreichs ehemaliger Weltklassespieler und DaviscupKapitän Jürgen Melzer sieht die Nummer eins in der Favoritenrolle. „Wenn er gesund ist, ist Djokovic vorne mit mehreren Herausfordern. Alcaraz, Grigor Dimitrow und Daniil Medwedew sind die, die ihn fordern können.“
Für die Österreicher geht es einmal darum, gut in das Turnier zu starten, beziehungsweise nach dem Start nicht gleich wieder nach Hause fahren zu müssen. Dominic Thiem bekommt es mit dem Kanadier Felix Auger-Aliassime zu tun, der Nummer 27 des Turniers. Österreichs Nummer eins, Sebastian Ofner, spielt gegen den australischen Lokalmatador Thanasi Kokkinakis (beide Matches nicht vor Montag oder Dienstag/live Servus TV). „Es klingt härter als es ist, beide Gegner der Österreicher haben heuer noch kein Match gewonnen“, sagt Koubek. „Auger-Alliasime hat schon länger Probleme“, sagt auch Melzer. „Und Ofner ist besser als Kokkinakis derzeit, für mich ist er der Favorit.“
Auch für Ohneberg sind die Auftaktaufgaben zu bewältigen. Der Vorarlberger denkt aber schon einen kleinen Schritt weiter. „Für Ofner würde dann mit Dimitrow ein stärkerer Zweitrundengegner warten. Für Thiem könnte es leichter weitergehen.“
„Für den allgemeinen Gemütszustand von Deutschland wäre ein Sieg von Zverev sehr wünschenswert“Martin Ohneberg ÖTV-Präsident