Kurier (Samstag)

Richter Schuhe soll wieder Tritt fassen

Eigentümer Georg Kapsch und ein ausländisc­her Investor stellen dem Betrieb frisches Kapital zur Verfügung. Kurzfristi­g werden drei Millionen Euro benötigt

- VON KID MÖCHEL UND DOMINIK SCHREIBER

Ricosta, Primigi, superfit und Richter – die Kinderschu­hBranche wird von diesen vier Marken geprägt, wobei Richter das älteste Kinderschu­hunternehm­en Europas ist. Es wurde im Jahr 1893 gegründet und errichtete 1949 Produktion­sanlagen am Stadtrand von Linz. Ende der 1960er-Jahren exportiert­e der Betrieb nach halb Europa, später wagte man sich auch auf den asiatische­n Markt.

Im Jahr 1998 ist der Industriel­le Georg Kapsch bei der Ferdinand Richter GmbH & Co KG eingestieg­en, weil er einmal „etwas anderes machen wollte“, wie er heute sagt. Ein Jahr später verlagerte der Betrieb seine Produktion zum überwiegen­den Teil in die Slowakei, wobei dort die Schuhfabri­k Bata gekauft wurde. Kapsch hält persönlich und mit seiner Traditio Privatstif­tung als Gesellscha­fter 50 Prozent der Kommandita­nteile, den anderen Teil hielt vor kurzem noch

Thomas Ridder, einer der zwei Geschäftsf­ührer.

In den vergangene­n Jahren hat Kapsch’ Privatstif­tung laut Firmencomp­ass immer wieder Darlehen und Genussrech­tskapital gewährt, um die Verluste bei Richter aufzufange­n. Allein im Geschäftsj­ahr 2022/’23 wurden von der Stiftung 3,5

Millionen Euro an zusätzlich­en Mitteln „als Verlusters­atz und Sicherstel­lung der Finanzieru­ng“zur Verfügung gestellt.

Bis Ende September 2023 sollte eine Umschuldun­g des Unternehme­ns bei einer neuen Bank durchgefüh­rt und erneut ein Betriebsmi­ttelkredit aufgenomme­n werden, der von den Gesellscha­ftern besichert werden sollte. Kurz vor Abschluss des Kreditvert­rages grätschte das Finanzamt dazwischen. Laut Finanz soll Richter 1,9 Millionen Euro Covid-Förderunge­n von der stattliche­n Agentur COFAG zu unrecht bezogen haben. Dieser Rückforder­ungsanspru­ch war in der Finanzplan­ung nicht berücksich­tigt gewesen und warf alle Pläne über den Haufen. Aus dem Betriebsmi­ttelkredit wurde vorerst nichts. Es kam noch schlimmer. Das Unternehme­n musste Mitte November 2023 mit 7,91 Millionen Euro Verbindlic­hkeiten Insolvenz

anmelden. Im Insolvenzv­erfahren fordert die COFAG von Richter jetzt sogar 2,44 Millionen Euro Covid-Förderunge­n zurück.

Insolvenzv­erwalter

„Die Sanierungs­bemühungen laufen auf Hochtouren, ein Gesellscha­fter ist ausgestieg­en und es gibt einen ausländisc­hen Investor. Ich bin sehr zuversicht­lich, dass die Sanierungs­bemühungen am Ende von Erfolg gekrönt sein werden“, sagt Insolvenzv­erwalter Arno Lerchbaume­r zum KURIER. „Wir haben den Berg noch nicht überschrit­ten, aber wir sind daran, mit der Gesellscha­ftersphäre und der Geschäftsf­ührung,

dass wir diesen Berg auch schaffen.“Insgesamt benötigt das Unternehme­n bis Ende März 2024 drei Millionen Euro frisches Kapital, davon 2,4 Mio. Euro für die Bezahlung der Frühjahrsu­nd Sommerkoll­ektion 2024, die in Fernost hergestell­t wird. Das ist ein sehr enges Zeitkorset­t.

Fakt ist: Thomas Ridder, der erst 2019 eingestieg­en war, ist als Co-Gesellscha­fter ausgeschie­den und ein ausländisc­her Investor ist jetzt an Bord – der ungenannt bleibt. Der Investor und Kapsch haben bereits je 500.000 Euro zur Verfügung gestellt. „Ja, die Sanierung wird gelingen, sonst hätte ich nicht noch einmal Kapital zur Verfügung gestellt“, sagt Gesellscha­fter Georg Kapsch zum KURIER. Und was die weiteren zwei Millionen Euro betrifft, soll auch diese Finanzieru­ng seitens der Eigentümer aufgestell­t werden. Kapsch sagt dazu: „Gehen sie davon aus, dass es das gegeben wird.“

„Ja, die Sanierung wird gelingen, sonst hätte ich nicht noch einmal Kapital zur Verfügung gestellt“Georg Kapsch Richter-Gesellscha­fter JEFF MANGIONE

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Der Markt für Kinderschu­he ist heftig umkämpft. Das macht die Sache für Richter nicht einfach
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Richter Schuhe haben 2021/’22 10,66 Mio. Euro umgesetzt
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