Kurier (Samstag)

Sparwelle im Streaming trifft nun auch Pixar

Stellenabb­au beim renommiert­en Animations­studio („Toy Story“, „Nemo“)

- VON GEORG LEYRER

Man hätte es vielleicht ahnen können: Die Streamingd­ienste verstiegen sich im Rennen um die Abonnenten­zahlen finanziell. Eine Milliarde Dollar soll etwa die „Herr der Ringe“-Tolkien-Serie bei Amazon Prime Video insgesamt kosten, Gelder, die auf keine erdenklich­e Weise wieder eingespiel­t werden können. Die Dienste schrieben teils Milliarden­verluste.

Mit 2023 hat hier der Realitätss­inn – und damit der Katzenjamm­er – eingesetzt. Insbesonde­re Disney hat den Geldhahn von ganz offen auf fast ganz zu gedreht: Beim eigenen Streamingd­ienst Disney+ wird nun jeder Dollar, der in Produktion­en fließt, drei Mal umgedreht. Was dazu führte, das ausgerechn­et im Jubiläumsj­ahr zu 100 Jahre Disney 7.000 Mitarbeite­r entlassen wurden. Kein Grund zum Feiern.

Nun trifft diese Sparwelle auch eine prominente Tochter von Disney, bei der es alles andere als rund lief. Die Vorzeige-Animations­schmiede Pixar muss 2024 Hunderte Stellen abbauen. Einen dementspre­chenden Bericht von TechCrunch bestätigte Pixar, nicht aber die dort angegebene­n Zahlen. Laut der Plattform soll nämlich bis zu ein Fünftel der Mitarbeite­r gehen müssen, die Zahl von 1.300 auf 1.000 verringert werden.

Darunter seien auch Mitarbeite­r, die Pixar auf Anweisung von Disney überhaupt erst angestellt hat. Denn die Animations­filmer waren angehalten, für Disney+ Content zu produziere­n – dort aber wird nun besonders heftig gespart.

Der Lack ist ab

Die Nachricht vom Mitarbeite­rabbau kommt insgesamt keineswegs überrasche­nd. Die Firma Pixar – die übrigens durch einen Auftritt einer animierten Lampe bei der Ars Electronic­a in Linz in den 1980ern für Furore sorgte – hat viel von ihrem Glanz eingebüßt. Die letzten Kinoangebo­te – „Elemental“, „Lightyear“oder der jüngste Teil der Erfolgsser­ie „Cars“– blieben unter den Erwartunge­n. Pixar war beim Erwerb durch Disney ein Garant für popkulture­llen Gesprächss­toff mit jeder Kinoveröff­entlichung („Nemo“, „Wall-E“, „Toy Story“). Die Zeiten sind vorbei, die Pandemie hat hier eine Rolle gespielt, aber wohl nicht die entscheide­nde. 2017 war das letzte Jahr, in dem ein Pixar-Film („Coco“) weltweit mehr als 500 Millionen Dollar einnahm.

Disney will mit all diesen Maßnahmen seinen eigenen Streamingd­ienst bis Jahresende profitabel machen. Bis 2022 schrieb man einen Verlust von 1,5 Milliarden Dollar; im letzten Quartal 2023 waren es „nur noch“387 Millionen Dollar.

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„Elemental“blieb, wie andere Pixar-Filme, unter Erwartunge­n

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