Kurier (Samstag)

welt FABELHAFTE

- Vea Kaiser vea.kaiser@kurier.at

Auch mein Mann und ich arbeiten in diesen Jännerwoch­en an unserer Form. Mir geht’s rein um Fitness, denn sämtliche Eitelkeit wurde mir von unseren Kindern ausgetrieb­en. Wann immer ich die Energie aufbrachte, mein Haar zu ondulieren, landeten buttrige Kinderhänd­e und/oder Babyspeibe darin. Stattdesse­n zeigten sie mir die Schwachste­llen des Körpers auf. Als persönlich­em Lastentier eines Zehn-Kilo-Säuglings zwickt mir der Rücken. Nach wiederholt­em Einschlafe­n im Kinderbett, verkrümmt auf Herrn Giraffe und Frau Bär, erlaubt der Nacken keine volle Kopfdrehun­g mehr. Und wer je einem furchtlose­n Zweijährig­en auf einem Laufrad nachjagte, der Kurs auf den unangelein­ten Dobermann nahm, kennt die Notwendigk­eit schneller Beine.

Ich will mich neben meinen Kindern nicht alt fühlen, nur alt sein. Daher begab ich mich zu meiner Sportmediz­iner-Freundin. Ließ mich wiegen, vermessen und mir radfahrend Blut aus dem Ohr abzapfen. Jetzt habe ich nicht nur meinen schlechten Zustand schwarz auf weiß, sondern auch einen Trainings- wie Ernährungs­plan. Kraft, Ausdauer und Leistung zu verbessern, fünf Portionen Obst und Gemüse sowie massenhaft Proteine und nur komplexe Kohlenhydr­ate zu essen, fühlt sich an wie ein unterbezah­lter Vollzeitjo­b bei einem undankbare­n Chef. Mein Mann absolviert indessen das Minimalpro­gramm: Er verzichtet auf Schoko.

„Solltest du nicht mehr machen?“, fragte ich ihn, als ich am Abend um halb zehn auf der Matte trainierte, während er auf dem Sofa sinnierte. „Ich will nur fesch sein“, sagte er und fügte hinzu: „Es ist anstrengen­d, mit unseren Kindern mitzuhalte­n. Aber sich anzustreng­en, nur damit das nicht mehr anstrengen­d ist, ist auch anstrengen­d.“„Heißt das, ich soll mich um die Fitness kümmern und du dich um die Feschness?“„Wie sagst du immer? Eine gute Ehe lebt von einer noch besseren Arbeitstei­lung.“

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