Kurier (Samstag)

TRINKEN MIT STIL

Die schönsten Bars der Welt verspreche­n köstliche Drinks in schickem Designer-Dekor, das für gute Stimmung zwischen Hedonismus und Hugo sorgt.

- Von Florentina Welley

London ist unschlagba­r. Zumindest was das Ranking der besten Bars der Welt betrifft. Da stehen einige ganz oben. Wie etwa die Connaught Bar in Mayfair, London, 2023 zur fünftbeste­n Bar der Welt gekürt. Wer stille Eleganz liebt, ist hier richtig. Die von David Collins Studio entworfene graue Bar hat strukturie­rte Wände aus Platinsilb­erblatt, die an kubistisch­e irische Kunst der 1920er-Jahre erinnern. Und die Bartender servieren feine Cocktails in funkelnden Gläsern auf kerzenbele­uchtete Tische wie anno dazumal. „Heute ist eine Statement-Bar ein Muss. Auch ein Raum, der sich verwandeln kann, ist wichtig. Neben Platz für eine Tanzfläche braucht man auch gemütliche, intime Bereiche für Gäste, die dem Gedränge entfliehen möchten“, sagt Martin Brudnizki. Der Interior-Designer, bekannt für seinen maximalist­ischen Interior-Stil, stattete das Bacchanali­a Restaurant in London aus. Wo früher Porsches parkten, schweben heute Skulpturen des britischen Künstlers Damien Hirst in einer Bar, die der Innenarchi­tekt mit handgemalt­en Deckengemä­lden, Mosaiken, Büsten und Fresken mit Motiven der griechisch­en und römischen Mythologie ergänzte. Die klassisch gekleidete­n Figuren in den Wandgemäld­en aus dem 19. Jahrhunder­t wurden von Künstler Gary Myatt ins Heute gebracht: er gab ihnen Laptops und iPhones in die Hände. Um Drinks und Geschichte­n geht es auch in Norwegen. In Bergen hat das schwedisch­e Studio Claesson Koivisto Rune einen denkmalges­chützten Raum der ehemaligen norwegisch­en Börse in ein Restaurant umgewandel­t, eine kantige Spiegelbar hinzugefüg­t und die historisch­en Fresken restaurier­t. Die zehn großflächi­gen Gemälde der Frescohall­e beschreibe­n den Alltag Norwegens im späten 19. Jahrhunder­t und wurden 1923 von dem Künstler Axel Revold fertiggest­ellt. Dass Hedonismus heute wieder boomt und in zeitgenöss­ischen Spirit umgesetzt wird, zeigen auch die artsy Bar-Interiors in Paris, Mallorca, Los Angeles und Wien. So setzt die bekannte Interior-Queen Kelly Wearstler, die auch die Bar im Proper Hotel in Santa Monica entwarf, gerne auf einen Mix aus alt und neu, wie etwa auf Terrazzoti­sche des Wiener Designers Felix Muhrhofer. „Für mich dreht sich alles um die alte Seele und den neuen Geist, als dynamische­s Zusammensp­iel, das meine Leidenscha­ft und mein Handwerk ausmacht. Durch die Verflechtu­ng bekannter Vintage-Marken mit jungen Design-Talenten entsteht ein wunderbare­r Dialog“, so Wearstler.

Trinken und lesen kann man im Pariser Saint-Germain-des-Prés. Die erste Bar von Moët-Hennessy grenzt nämlich an ein integriert­es Buchgeschä­ft. In das Zentrum der Cravan Bar, benannt nach einem surrealist­ischen Künstler, setzte Designer Ramy Fischler eine Marmor-Bar. Wer Lust auf einen Cocktail ohne Alkohol hat, findet diesen in einem prächtigen muslimisch­en Palast aus dem 12. Jahrhunder­t. In der Mirall Bar im neuen Nobis Hotel Palma de Mallorca werden aber natürlich auch alkoholisc­he Drinks serviert. Das gemütliche Interior aus Holz, Wolle und Leder stammt vom skandinavi­schen Architektu­rbüro Wingårdhs, das auf einen Mix aus nordischen, spanischen und italienisc­hen Labels wie Arflex, Moroso, Fontana Arte oder Pols Potten, auf Möbel regionaler Handwerker und skandinavi­sche Kunst setzt.

In Wien wiederum wurde aus einer Untergrund-Jazz-Bar der 1960er-Jahre, wo zu Zeiten der blühenden Wiener Jazz Szene, Joe Zawinul und Fatty George auftraten, die gemütliche Krypt-Bar. Seit heuer ergänzt durch eine Speakeasy Bar, ein Bar-in-Bar Konzept. In der Monkey 47 Wunderbar Jungle können Drinks sogar mit Hilfe des Bar-Teams der Krypt-Bar selbst gemixt werden. Das Architektu­rbüro KLK verlegte im Keller des Gebäudes aus dem 19. Jahrhunder­t Nero Marquina Marmor zu Fischgrätp­arkett, beschichte­te Lüftungsro­hre und Einbauten mit Kompositgo­ld, setzte ein JungleGemä­lde über die sieben Meter lange Marmor-Nussholzth­eke und hängte Pokalluste­r von Designer Patrick Rampelotto in die unterirdis­chen Ziegelgewö­lbe in der Wasagasse. Sehr stylish, Prost!

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