Zum neuen französischen Premier
„Im Kopf wirkt Gabriel Attal nicht so jung. Sein kurzer Abstecher beim Bildungsministerium hat ihn uns zeigen lassen, dass sich hinter seiner eher modernen Kommunikation konservative Überzeugungen verbergen. In dieser Hinsicht hat die Ernennung Attals den Vorteil, klar zu sein: Sie bestätigt, dass sich in der Macronie nichts ändert. Es wird weiterhin versucht, uns einen Bären aufzubinden und Linke für Rechte zu verkaufen – oder umgekehrt, man weiß es nicht mehr. Mit Gabriel Attal im Matignon (Amtssitz des Premierministers, Anm.) bestätigt sich der Rechtsruck des Macronismus.“
Libération
Paris
„Keines der Probleme Macrons ist so schwerwiegend wie die Möglichkeit, dass seine Nachfolgerin 2027 Marine Le Pen wird. Alle seine Bemühungen konzentrieren sich nach der Ablösung seiner Premierministerin Élisabeth Borne durch den jungen Gabriel Attal darauf, dies zu verhindern. Auslöser der Regierungskrise war die Verabschiedung eines verschärften Einwanderungsgesetzes im Dezember mit den Stimmen der gemäßigten Rechten. Der Applaus von Le Pen – die sogar von einem ,ideologischen Sieg‘ sprach – war peinlich für einen Präsidenten, der sich als ihr großer Gegner darstellt. Attals Aufgabe ist es, das Gespenst der extremen Rechten zu vertreiben. Macrons größte Niederlage wäre, wenn seine Nachfolgerin Le Pen hieße. Und eine Niederlage wäre auch, wenn er sie zu stoppen versuchte, indem er einen Teil ihrer Politik übernähme.“
El País
Madrid
„Der Premierminister in den Mittdreißigern soll nicht nur den Macronismus retten, sondern auch das Schicksal eines der letzten europäischen Anführer, der sich gegen den Populismus stellt. Im Élysée-Palast erläutert man, dass Macron das französische und also auch das europäische Modell gefährdet sieht durch Modelle, die autoritärer sind. Das Ziel wird nun sein zu versuchen, ein Ideal wiederzubeleben, das nicht allein Frankreich gehört, sondern alle westlichen Demokratien betrifft. Die Präsidentenwahl ist noch weit entfernt. Aber die EU-Wahlen stehen unmittelbar vor der Tür. Und somit hat am Dienstag eine Schlacht begonnen, die Folgen fürs Gleichgewicht in ganz Europa haben wird.“
La Repubblica
Rom
„Mit der Wahl von Attal hofft Macron, auf den wachsenden Ruf nach einer Führungspersönlichkeit zu reagieren, die das Land seit den Unruhen im letzten Sommer immer dringender braucht. Mit der Entscheidung für das populärste Mitglied seiner Regierung stellt der Präsident gleichzeitig einen potenziellen Nachfolger für das Präsidentenamt vor, das Macron 2027 abgeben wird.“
The Telegraph
London