Kurier (Samstag)

„Gratis-Parken gehört beim Shoppen dazu“

Peter Schaider. Der Einkaufsze­ntren-Betreiber ortet angesichts der hohen Inflation einen höheren Spardruck bei Kunden und Händlern. Internetha­ndel und Lohnerhöhu­ngen würden die Situation verschärfe­n

- VON ROBERT KLEEDORFER

Seit Jahren ist der Einzelhand­el mit großen Herausford­erungen konfrontie­rt. Neben der wachsenden Online-Konkurrenz waren dies zuletzt die Pandemie und die hohe Inflation. Peter Schaider, Betreiber der Wiener Shoppingma­lls Auhof Center und Riverside, berichtet im KURIERGesp­räch über die Herausford­erungen in seiner Branche.

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KURIER: Die vergangene­n Jahre verliefen im Handel ziemlich turbulent. Zuerst die Pandemie, dann eine hohe Inflation. Wie hat sich diese Gemengelag­e auf Ihre Geschäfte ausgewirkt?

Peter Schaider: Alles, was negativ sein kann, ist auf uns zugekommen. Die Corona-Sperren waren zu lange. Die letzte Sperre hätte man sich sparen können. Es hat zwar Förderunge­n gegeben, aber nur für Mieter, nicht für Shoppingce­nterbetrei­ber. Wir Vermieter haben keinen Cent bekommen. Wir haben noch streiten müssen mit diversen Mietern, die nicht bereit waren, zu zahlen.

Waren das viele?

Ich habe mich mit 98 Prozent meiner Mieter geeinigt und die haben einen Teil bezahlt. Manche haben sogar ganz bezahlt. Zwei, drei Prozent haben nichts gezahlt. Und es hat leider eine Entscheidu­ng des OGH gegeben, die das bestätigt hat.

Ein Problem hat direkt das andere abgelöst. Ist die hohe Inflation beim Einkaufsve­rhalten spürbar?

Wir sind im Westen und Südwesten von Wien. Bei uns ist die Situation nicht ganz so dramatisch, wie sie vielleicht in anderen Bezirken ist. Die Kunden und Mieter sagen aber auch, dass man sparen muss. Das beginnt schon beim Parken. Die Kunden schauen darauf, wie lange sie gratis parken können.

Wie sieht das bei Ihnen aus?

Wir haben in Aufhof auf drei Stunden gratis parken und ab 16 Uhr auf vier Stunden gratis Parken erweitert. Das ist ein Asset, das die Leute schätzen. Auf der einen Seite geben sie Geld aus, aber auf der anderen Seite wollen sie fürs Parken nichts zahlen. Das ist ein riesiger Vorteil für uns, weil Parken in der Stadt mittlerwei­le sehr, sehr teuer geworden ist. Gratis-Parken gehört beim Shoppen dazu.

Wie lief das Weihnachts­geschäft?

Der Wintereinb­ruch war sehr positiv, im Schuhhande­l gab es etwa ein Umsatzplus von 25 bis 30 Prozent. Im Textilhand­el waren es zwischen fünf und 15 Prozent, wobei 5 Prozent zu wenig sind. Weil die Inflation höher war und real ist das ein Minus.

Die Elektronik­branche lief zu Weihnachte­n sehr gut. Über das gesamte Jahr gerechnet war es schwierig.

Gab es auch Verlierer?

Der Sportartik­elhandel hat ein bissl gelitten. Das Geschäft ist wegen der Fahrräder zwei Jahre in die Höhe geschossen. Der Boom ist jetzt leider erschöpft. Jeder, der ein Rad wollte, hat es die letzten zwei, drei Jahre gekauft.

Was erwarten Sie für das heurige Shoppingja­hr? Wie sehr schmerzen reine Onlinehänd­ler?

Ich bin einigermaß­en positiv gestimmt. Die Menschen bekommen mehr Gehalt und die kalte Progressio­n wurde eingefrore­n. Die Kaufkraft wird damit entspreche­nd gestärkt.

Es ist das Thema, unter dem der Handel sehr leidet. Wir kämpfen mit ungleichen Waffen. Die Internethä­ndler haben ihre Shops oder ihre Lager meistens in Polen, Rumänien oder Bulgarien oder sonst irgendwo. Dort gibt es Stundenlöh­ne von 5 oder 6 Euro. Bei uns ist es das Vierfache oder das Fünffache und entspreche­nde Lohnnebenk­osten. Der Internetha­ndel beschäftig­t die Arbeiter vor Weihnachte­n bis zu 70 Stunden; danach verlieren sie die Jobs.

Was kann man dagegen tun?

Man sollte den österreich­ischen Handel unterstütz­en, indem man in Österreich einkauft und nicht im Internet, weil es um ein paar Euro günstiger ist. Der Internetha­ndel ist nicht nur eine Umweltbela­stung, sondern ist auch ein

Arbeitspla­tzvernicht­er im österreich­ischen Handel.

Aber der Handel klagt teilweise über Fachkräfte­mangel.

Es hat sich durch Corona sehr viel verändert. Viele haben gemerkt, wie klasse es ist, wenn man daheimsitz­t. Die Jungen machen Work-LifeBalanc­e. Als ich 25 war, habe ich 60, 70 Stunden in der Woche gearbeitet. Und heute kommen Jugendlich­e und sagen „Ich will eigentlich nur 25 Stunden arbeiten und will am Freitag und am Samstag nicht arbeiten.“Das ist schwierig. Wenn die Menschen gut bezahlt werden und zum Nachdenken beginnen, wissen sie, dass sie 40 Stunden arbeiten müssen.

Werden die stark steigenden Löhne für die Händler zum Problem?

Wenn der Internetha­ndel nicht wäre, wäre das alles kein Problem. Wir haben in Österreich sehr hohe Löhne. Sie sind höher als in den Nachbarlän­dern. Nicht nur im Osten. Es kommen auch schon viele Deutsche nach Österreich. Aber das ist für die Konkurrenz­fähigkeit wieder sehr negativ. Die Teuerung hat den Unternehme­n wehgetan. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als das auf die Preise aufzurechn­en.

 ?? ?? Das Riverside eröffnete 2010 auf den ehemaligen Gründen der Brauerei Liesing. Es bietet 500 Parkplätze und 3.500 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche
Das Riverside eröffnete 2010 auf den ehemaligen Gründen der Brauerei Liesing. Es bietet 500 Parkplätze und 3.500 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche
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Peter Schaider hofft, dass die Inflation heuer abflaut und die Menschen wieder mehr Geld zum Shoppen haben

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