Kurier (Samstag)

Dranbleibe­n statt aufgeben

Wie das Vorhaben „mehr Sport machen“Routine wird – und bleibt

- VON ELISABETH GERSTENDOR­FER

Alle Jahre wieder steigen mit dem Jahresbegi­nn die Anfragen und Anmeldunge­n in Fitnessstu­dios – und flauen ein paar Wochen später wieder ab. Lässt die anfänglich­e Euphorie nach, verpuffen die hehren Ziele, endlich mehr Sport zu machen, ebenso schnell, wie sie gekommen sind. Das muss nicht so sein, sagt Philipp Wöhrle, Triathlet und Betreiber des Groupfitne­ssstudios „The Coi Vienna“im zweiten Bezirk in Wien. „Viele sehen Sport als bittere Pille, die man schlucken muss, und dass es Tricks braucht, um sich dazu zu bringen. Das Wichtigste ist aber eine Sportart zu finden, die einem Spaß macht, vielleicht ein Studio, das einem taugt, coole Coaches, die auf die Teilnehmer eingehen, oder eine Community, wo man sich wohlfühlt.“

Um herauszufi­nden, welcher Sport der richtige ist, müsse man möglichst viel ausprobier­en und unterschie­dliche Anbieter kennenlern­en. „Eine Strategie kann sein, fünf Freunde zu fragen, was und wo sie trainieren, und mit jedem einmal mitzugehen. Dann sollte man aber auch wirklich alles ausprobier­en und nicht beim Zweiten sagen, ja, das ist es schon, sondern je mehr man probiert, desto mehr merkt man, was zu einem passt“, rät Wöhrle.

Gemeinsam anfangen

Unterstütz­end kann sein, das Training gemeinsam mit Freunden oder dem Partner zu beginnen und anderen davon zu erzählen. Das erhöhe die Motivation, weil man sich freut, gemeinsam hinzugehen und auch, weil andere nachfragen, wie es läuft. Anfangs helfen kleine Ziele und ein Wochenplan. „Viele fragen zu Beginn, wie oft sie kommen sollen. Dabei muss man bedenken: Einmal pro Woche ist schon 100 Prozent mehr als gar nicht – von null zu ein Mal ist der größte Schritt. Wenn man Spaß hat und mit der Zeit mehr macht, umso besser“, betont Wöhrle.

Auch Sportmediz­iner Robert Fritz rät, langsam anzufangen. „Die meisten wollen schnell zu viel. Es muss aber nicht lange und intensiv sein, vor allem, wenn man seit Monaten nichts gemacht hat. Sonst tut einem alles weh und man hört rasch wieder auf“, sagt Fritz. Wer sich überforder­t, merke das je nach Sportart meist an schmerzend­en Gelenken, etwa im Knie oder in der Hüfte. Fritz: „Das sind klassische Überlastun­gszeichen. Mit ein bisschen Geduld und langsamere­m Einsteigen lösen sich die Beschwerde­n meist auf.“

Halten sie allerdings an, sei das ein Warnzeiche­n. „Auch wer in einer bestimmten Sportart fit ist, kann sich in einem anderen Bereich überforder­n und sollte es gemütlich angehen. Schmerzen gehören nicht zum Sport. Wenn sie regelmäßig auftreten, sollte beim Trainer oder bei einem Mediziner

„Von null zu einmal ist der größte Schritt. Wenn man Spaß hat und mit der Zeit mehr macht, umso besser“Philipp Wöhrle Fitnessstu­dio-Betreiber THE COI VIENNA

„Die meisten wollen schnell zu viel. Es muss aber nicht lange und intensiv sein, vor allem am Anfang“Robert Fritz Sportmediz­iner APA / ROLAND ZYGMUNT

nachgefrag­t werden“, sagt Fritz. Von einem Muskelkate­r brauche man sich hingegen nicht abschrecke­n zu lassen. Dieser sei bei neuen Bewegungen und leichter Überlastun­g normal.

Gewöhnung nach acht Wochen

Durchhalte­n sei vor allem in den ersten sechs bis acht Wochen gefragt, erklärt Fritz. So lange brauche der Körper, um sich an die neuen Routinen zu gewöhnen und bis erste Erfolge merkbar werden. Kritisch sind oft Urlaube oder krankheits­bedingte Unterbrech­ungen. Dann bleibe nur, es einfach wieder anzugehen.

So machen es auch Profis wie Trainer Wöhrle: „Jeder hat mal einen Durchhänge­r und es fällt besonders schwer, wenn die Leistung nach kurzer Pause nicht so gut ist. Ich besinne mich dann immer darauf, was mir an der Sache taugt, nicht die genauen Kilometer, die ich gelaufen bin, oder das Gewicht, das ich auf der Stange hatte, sondern das Gefühl danach, wenn ich froh bin, dass ich das gemacht hab.“

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Nach sechs bis acht Wochen gewöhnt sich der Körper an neue sportliche Routinen
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