Baukünstler und Menschenfreund: Hans Tesar ist tot
Der Architekt plante das Essl-Museum und die Donaucity-Kirche. Er wurde 84 Jahre alt
Nachruf. Sein Ziel war es, „Räume für Menschen zu schaffen, die für diese wie eine schützende Hülle wirken“. Oft nahmen diese Gebäude die Funktion von Sakralbauten an – etwa im Fall der Donaucity-Kirche in Wien oder der evangelischen Pfarrkirche in Klosterneuburg. Tesar baute aber auch das Schömer-Haus in Klosterneuburg als Firmenzentrale für den Baumax-Konzern rund um ein lichtes, luftiges Atrium. Für die Unternehmerfamilie Essl errichtete er unweit davon auch das Essl-Museum, das insbesondere für seine Oberlichtsäle gerühmt wurde. Zwischenzeitlich als Depot genutzt, wird es im April als Dependance der Albertina neu eröffnen.
Zuletzt hatte der Architekt, der 2011 den Großen Österreichischen Staatspreis erhalten hatte, im Künstlerheim in Baden bei Wien gelebt. Dieses vermeldete nun, dass Heinz Tesar am Donnerstag im Alter von 84 Jahren starb.
Als „Gesamtkünstler und Menschenfreund“würdigte das Ehepaar Essl den 1939 in Innsbruck geborenen Architekten, der an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Roland Rainer studiert und 1973 sein eigenes Büro in Wien eröffnet hatte.
Das Architekturzentrum Wien, dem Tesar zu Lebzeiten seinen Vorlass überantwortet hatte, strich hervor, dass Tesar neben seiner „Weiterentwicklung der architektonischen Sprache der Klassischen Moderne österreichischer Ausprägung“auch sensibel mit Altbestand umzugehen wusste, was u. a. beim Keltenmuseum in Hallein (1991–1994) oder der Sanierung des Bode-Museums in Berlin (1997–2006) sichtbar wurde.
Tesar gab sein Wissen auch als Lehrender weiter. Er unterrichtete u. a. an der Cornell
University, der ETH Zürich, der Graduate School of Design in Harvard, der TU München und dem Istituto Universitario di Architettura di Venezia. „Wer nicht liebt, kann nicht bauen“, war einer seiner viel zitierten Sätze.
Die katholische Kirche „Christus, Hoffnung der Welt“in der Wiener Donaucity sah der Architekt zuletzt selbst als eines seiner wichtigsten Werke an: Inmitten des Hochhausviertels hatte er auf einen Turm verzichtet, stattdessen auf Lichtwirkungen gesetzt und den Gebäudetyp völlig neu gedacht. Am 7. Februar wird nun in dem Gotteshaus die Seelenmesse für Tesar gefeiert, teilte das Künstlerheim in Baden mit.