Kurier (Samstag)

Baukünstle­r und Menschenfr­eund: Hans Tesar ist tot

Der Architekt plante das Essl-Museum und die Donaucity-Kirche. Er wurde 84 Jahre alt

- MICHAEL HUBER

Nachruf. Sein Ziel war es, „Räume für Menschen zu schaffen, die für diese wie eine schützende Hülle wirken“. Oft nahmen diese Gebäude die Funktion von Sakralbaut­en an – etwa im Fall der Donaucity-Kirche in Wien oder der evangelisc­hen Pfarrkirch­e in Klosterneu­burg. Tesar baute aber auch das Schömer-Haus in Klosterneu­burg als Firmenzent­rale für den Baumax-Konzern rund um ein lichtes, luftiges Atrium. Für die Unternehme­rfamilie Essl errichtete er unweit davon auch das Essl-Museum, das insbesonde­re für seine Oberlichts­äle gerühmt wurde. Zwischenze­itlich als Depot genutzt, wird es im April als Dependance der Albertina neu eröffnen.

Zuletzt hatte der Architekt, der 2011 den Großen Österreich­ischen Staatsprei­s erhalten hatte, im Künstlerhe­im in Baden bei Wien gelebt. Dieses vermeldete nun, dass Heinz Tesar am Donnerstag im Alter von 84 Jahren starb.

Als „Gesamtküns­tler und Menschenfr­eund“würdigte das Ehepaar Essl den 1939 in Innsbruck geborenen Architekte­n, der an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Roland Rainer studiert und 1973 sein eigenes Büro in Wien eröffnet hatte.

Das Architektu­rzentrum Wien, dem Tesar zu Lebzeiten seinen Vorlass überantwor­tet hatte, strich hervor, dass Tesar neben seiner „Weiterentw­icklung der architekto­nischen Sprache der Klassische­n Moderne österreich­ischer Ausprägung“auch sensibel mit Altbestand umzugehen wusste, was u. a. beim Keltenmuse­um in Hallein (1991–1994) oder der Sanierung des Bode-Museums in Berlin (1997–2006) sichtbar wurde.

Tesar gab sein Wissen auch als Lehrender weiter. Er unterricht­ete u. a. an der Cornell

University, der ETH Zürich, der Graduate School of Design in Harvard, der TU München und dem Istituto Universita­rio di Architettu­ra di Venezia. „Wer nicht liebt, kann nicht bauen“, war einer seiner viel zitierten Sätze.

Die katholisch­e Kirche „Christus, Hoffnung der Welt“in der Wiener Donaucity sah der Architekt zuletzt selbst als eines seiner wichtigste­n Werke an: Inmitten des Hochhausvi­ertels hatte er auf einen Turm verzichtet, stattdesse­n auf Lichtwirku­ngen gesetzt und den Gebäudetyp völlig neu gedacht. Am 7. Februar wird nun in dem Gotteshaus die Seelenmess­e für Tesar gefeiert, teilte das Künstlerhe­im in Baden mit.

 ?? ?? Die Kirche in der Wiener Donaucity sah Tesar als Hauptwerk an
Die Kirche in der Wiener Donaucity sah Tesar als Hauptwerk an
 ?? ?? Vielfach ausgezeich­net: Heinz Tesar, 1939–2024
Vielfach ausgezeich­net: Heinz Tesar, 1939–2024

Newspapers in German

Newspapers from Austria