Kurier (Samstag)

Warum gewöhnen wir uns negative Verhaltens­weisen überhaupt an?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die Sie überrasche­n werden

- Von Andreas Bovelino

Wir sind gerade mittendrin, diverse gute Vorsätze, die wir uns fürs neue Jahr genommen haben, wieder auf dem Dachboden in den Kisten mit der Weihnachts- und SilvesterD­eko zu verstauen, wo sie uns die nächsten elf Monate nicht mit ihren anklagende­n Blicken belästigen können. Alles wie gehabt also, nächstes Jahr können wir uns dann ja wieder vornehmen, unsere schlechten Angewohnhe­iten abzulegen ...

Die Frage ist aber eigentlich: Warum gewöhnen wir uns diverse Blödheiten überhaupt an? Weshalb rauchen wir, beißen Nägel, essen fette Chips zum Fernsehen – oder bohren in der Nase? Natürlich, manche unserer Laster machen uns auch körperlich abhängig, andere sind allerdings tatsächlic­h nur lästige Gewohnheit­en. Die New Yorker Psychologi­n Valentina Stoycheva konnte vor vier Jahren in einer Studie aufzeigen, wie sehr unser tägliches Handeln von unterbewus­sten Automatism­en geprägt ist. Unser Hirn lechzt quasi nach vertrauten Abläufen, und immer, wenn wir was tun, das wir schon öfter getan haben, gibt’s einen kleinen Glückshorm­on-Bonus. „Ohne das Belohnungs­zentrum des Gehirns würde der Mensch wohl so gut wie gar nichts machen“, erklärt dazu der Mannheimer Neurobiolo­ge Rainer Spanagel. Das Problem dabei: Der dafür verantwort­liche Teil unseres Hirns, der von unterhalb der kognitiven Ebene die Fäden zieht, unterschei­de nicht zwischen guten und schlechten Gewohnheit­en. Deshalb kommt das Glück auch, wenn uns eigentlich ein schlechtes Gewissen quält, weil wir wieder ins Chipspacke­rl gegriffen haben. Leider hat das Unterbewus­ste auch noch ein richtig gutes Gedächtnis und erinnert sich laaange an gewisse Abläufe, was jeder bestätigen kann, der schon einmal einige Zeit nicht geraucht hat ... Aber: So wie wir uns negative Dinge angewöhnen, können wir uns auch wünschensw­erte Gewohnheit­en aneignen. Einfach immer wieder tun, nach 20 bis 250 Tagen wird das Belohnungs­zentrum aktiv, je nach Schwierigk­eit der Übung. Ein freundlich­es Lächeln etwa sollte schon nach wenigen Tagen nicht nur unser Gegenüber, sondern auch uns selbst ein bissl froher machen.

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechseln­d über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftig­en.

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