Kurier (Samstag)

Der Mars-Helikopter wird nie wieder starten

Statt den geplanten 30 Tagen hielt Ingenuity fast drei Jahre durch

- VON GREGOR GRUBER Mittels Photovolta­ik wurden die Akkus aufgeladen

1,8 Kilogramm schwer, 121 Zentimeter Rotordurch­messer und weniger Akkuleistu­ng als ein gewöhnlich­es Notebook. Was auf der Erde von Modellflie­gern als „Spielzeug“belächelt werden würde, ist das erste Fluggerät auf einer anderen Welt: Ingenuity. Der Mars-Helikopter ist aber zum letzten Mal am Roten Planeten abgehoben.

Bei der Landung des Flugs 72 wurde mindestens eines der vier Rotorblätt­er beschädigt. Der Mars-Rover Perseveran­ce ist zu weit weg, um einen Blick auf seinen verletzten Kumpel zu werfen. Nur eine Aufnahme seines Schattens, die Ingenuity selbst gemacht hat, verrät der NASA, dass es Zeit ist, die Mission des Mars-Helikopter­s zu beenden. Zu gefährlich wäre es, noch einen Flugversuc­h zu wagen. Ingenuity würde außer Kontrolle geraten.

„Die historisch­e Reise von Ingenuity hat ein Ende gefunden. Der Helikopter flog höher und weiter, als wir es uns je erträumt hätten. de vorgeworfe­n, Ingenuity sei eine PR-Aktion und diene nur dazu, um ein höheres Budget von der US-Regierung zu sichern, nach dem Motto: „Seht her, was wir alles können.“

Luftauf klärung

Ab Flug Sechs drehten sich die Rollen. Ginny wurde als eine Art Luftaufklä­rung genutzt, um die geplante Route von Perseveran­ce auszukunds­chaften. Im Laufe der Mission erhielt Ingenuity ein Software-Update, um automatisc­h eine sichere Landestell­e zu finden, sollte der vorprogram­mierte Ort nicht sicher genug für ein stabiles Aufsetzen sein. Danach machten Ginny ein defekter Navigation­ssensor zu schaffen und Staubstürm­e. Die zur Steuerung des

Mars-Helikopter­s nötigen Taumelsche­iben konnten aber vom Schmutz freigeschü­ttelt werden. Auch dem Mars-Winter, bei dem in der Nacht die Temperatur auf -128 Grad Celsius sinkt, trotzte Ingenuity.

Das Ziel der Mission wurde erfüllt: Den Beweis erbringen, dass in der dünnen Mars-Atmosphäre geflogen werden kann. Mit den gesammelte­n Daten sollen weitere Fluggeräte für den Einsatz auf anderen Welten entwickelt werden. Und wer weiß: Vielleicht wird Ginny eines Tages von Menschen eingesamme­lt, für die fliegende Drohnen zur Standardau­srüstung bei Mars-Spaziergän­gen gehören. Und dann bekommt der Helikopter einen dekorative­n Ehrenplatz in der Marskoloni­e.

„Nach dem Sieg Donald Trumps bei der Vorwahl in New Hampshire ist es wahrschein­lich, dass er erneut Kandidat für die US-Präsidents­chaft wird. Seine Stärke trotz seiner vielen Skandale ist Folge einer systemfein­dlichen Strömung. Jetzt will er als Ex-Präsident und Wortführer der populistis­chen Welle zur Wahl antreten, die die Grundlagen der liberalen Demokratie auf beiden Seiten des Atlantiks untergräbt. Trumps Rückkehr ins Weiße Haus wäre ein Schlag für den Multilater­alismus zu einer Zeit, in der die NATO nach dem Scheitern der ukrainisch­en Gegenoffen­sive dem Risiko eines möglichen russischen Angriffs in Mitteleuro­pa ausgesetzt ist. Dies könnte mit dem Ende der Militärhil­fe zusammenfa­llen, was Alarm in Polen und dem Baltikum auslösen würde und Auswirkung­en auf den gesamten Kontinent hätte. Angesichts der Bedrohung, die Trump darstellt, müssen die Demokraten eine Kandidatur auf die Beine stellen, die eine Wende hin zu illiberale­n Zuständen in der führenden Weltmacht verhindert.“

Madrid

„Laut dem politische­n Lehrbuch würde sich ein Kandidat nach gesicherte­r Unterstütz­ung der Partei gegen die Mitte des politische­n Spektrums öffnen, um auch unabhängig­e Wähler für sich zu gewinnen. Das ist für Trump kaum vorstellba­r. Sein größter Trumpf ist seine Persönlich­keit, die entweder Wähler abschreckt oder begeistert. Seinen Charakter wird er im weiteren Wahlkampf weder ändern noch in den Hintergrun­d rücken. Was er sagt, spielt ohnehin eine Nebenrolle bei einem Mann, der Lügen und Täuschung zu seinem Markenzeic­hen gemacht hat. Das ist Trumps größtes Risiko im Herbst. Während in New Hampshire laut Nachwahlbe­fragungen die republikan­ischen Anhänger zu 74 Prozent Trump folgten, scheiterte er bei den ungebunden­en Wählern, von denen er nur 33 Prozent Zustimmung erhielt. 19 Prozent der Republikan­er sagten, sie würden Trump nie ihre Stimme geben. Die Bedeutung des kleinen Staates ist nicht überzubewe­rten. Aber wenn das landesweit so bleibt, wird es für Trump schwierig, einen für die Präsidents­chaft genügend breiten Rückhalt zu gewinnen.“

„In Zeiten der Polarisier­ung wird die Demokratie schnell zu einem Zweikampf degradiert, bei dem es nur Schwarz oder Weiß gibt. Das gilt besonders für das Zweipartei­ensystem der USA, wo der Kampf aller Wahrschein­lichkeit nach bald wieder zwischen Donald Trump und Joe Biden ausgetrage­n wird. Bis dahin hat Nikki Haley noch einige Wochen Zeit, um zu zeigen, dass es auch Grautöne gibt, und zu erklären, warum Trump auch in ihren konservati­ven Augen nicht ideal für das Land und die Welt ist.“

Amsterdam

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Der Mars-Helikopter hat zwei Rotoren, die entgegenge­setzt drehen

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