Kurier (Samstag)

Hitler-Rede in Railjet abgespielt: Duo muss sich nicht vor Gericht verantwort­en

Männer müssen Programm bei „Dialog statt Hass“absolviere­n

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Verbotsges­etz. Verstörend­e Durchsagen sind vergangene­n Mai in einem ÖBB-Railjet abgespielt worden. Statt der üblichen Ansagen schallte eine Hitler-Rede mit „Heil Hitler“- und mehreren „Sieg Heil“-Rufen durch den Zug.

Die Polizei konnte rasch zwei Verdächtig­e ausforsche­n: Die zwei Österreich­er müssen aber nicht vor Gericht, sagte Nina Bussek, Sprecherin der Wiener Staatsanwa­ltschaft, dem KURIER. Die Wiener Staatsanwa­ltschaft entschied sich für eine Diversion. Der Jugendlich­e und der junge Erwachsene müssen laut Bussek eine Schulung beim Verein Neustart absolviere­n.

„Wir haben ein diversione­lles Angebot gemacht. Die beiden Männer haben sich auch bereit erklärt, an der Schulung des Vereins Neustart teilzunehm­en“, sagte Bussek. Das Programm wurde von Neustart gemeinsam mit der Justiz als Interventi­onsangebot geschaffen.

„Das Programm Dialog statt Hass soll für Themen der Diskrimini­erung sensibilis­ieren, Unrechtsbe­wusstsein schaffen, zu Reflexion und in der Folge zu Verhaltens­änderung führen“, heißt es dazu auf der Webseite von Neustart. Sechs Wochen dauert das Programm im Durchschni­tt. „In welcher Phase sich die Männer in der Schulung

befinden, kann ich nicht sagen. Wir bekommen vom Verein Neustart immer wieder Zwischenbe­richte“, so die Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft.

Die Durchsage dürfte zudem kein Einzelfall gewesen sein: In der Vorwoche des Vorfalls im Mai kam es auf der Strecke zwischen St. Pölten und Wien zu ähnlichen Durchsagen. Mittels Videoauswe­rtung wurden die beiden Österreich­er schließlic­h ausgeforsc­ht. Sie gestanden dann auch, die Ausschnitt­e aus einer historisch­en Aufnahme einer Hitler-Rede abgespielt zu haben.

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