CHAOS deluxe
Ich träume mich zum Trottel hier in meinem sri-lankischen Schlupfwinkel mit Meerblick. Jede Nacht geht der blanke Irrsinn ab. Manchmal schreckt man im Morgengrauen hoch (wenn die Fischer in langen Reihen am Ufer stehen, ihre Netze einholen und dabei Erntedank-Weisen skandieren) und denkt sich „Hilfe! Diese Menschen hab’ ich doch schon längst abgeschüttelt, was haben die bitte in meiner Traumrepublik verloren?“Und manchmal entgleitet mir sogar ein beherztes „Schleicht’s euch bitte endlich!“Das Kuriosum, das so einen Entspannungszustand begleitet, ist, dass man mit dessen Fortschreiten immer tiefer in seine manchmal nicht allzu kuschelige Vergangenheit abdriftet. In einem der vielen Skandic-Trash-Thriller, die ich hier verputze, fand ich den Satz: „Die Menschen, die uns verletzt haben, werden immer ein Teil von uns bleiben.“Ja eh, davon lebt eine ganze PsychotherapeutenIndustrie. Ich war schon in meinem Kindergarten gelandet, wo ich mein erstes Abwertungserlebnis von meinem heimlichen Loveinterest-Klausi verpasst bekam. Obwohl ich ihm mein „Dreh & Trink“(Anm. Boomer-Limo) geschenkt hab’, wollte er partout nicht mit mir in die „Marienkäfer“-Gruppe, dieser narzisstische Borderliner! Und tatsächlich, ja ich weiß, es klingt wirklich sehr durchgeknallt, war ich auch Traumzeuge bei meiner Geburt und sah meine Mutter in den Wehen liegen. Die war erst 19, was mich im Traum als Baby etwas besorgte. Ich stellte mir die Frage: „Werden die in diesem Alter das überhaupt hinkriegen?“Sie haben dann doch irgendwie. Ich bin inzwischen aus dem Gröbsten raus. Herr Freud bezeichnete den Traum als „den Königsweg ins Unbewusste“. Manchmal ist er aber einfach nur eine abgefuckte Bundesstraße, weil erschreckend banal. Mir träumte zum Beispiel, dass ich dringend den grantigen Notfall-Installateur kontaktieren muss, weil ununterbrochen die Klospülung rauscht. Dabei war es das Rauschen des Meeres. 1:0 für die Realität, muss man in diesem Fall lobend anerkennen. |