Kurier (Samstag)

„ICH BIN EHER EIN ANGSTHASE“

Wovor fürchtet sich |n einem neuen Horrorfilm gefriert ihr das Blut in den Adern – und uns auch. |m |nterview spricht die Schauspiel­erin über ihre persönlich­en Ängste, wie sie sich von Künstliche­r |ntelligenz narren ließ und wann ihr in den sozialen Medie

- Von Alexander Kern

Es hätte so schön sein können. Doch was als Traum beginnt, endet als Horror. In ihrem neuen Film muss Nilam Farooq einiges durchmache­n. Aus der Idylle im abgelegene­n Landhaus, in das sie sich in „Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt“hochschwan­ger mit ihrem Verlobten zurückzieh­t, wird nämlich nichts. Stattdesse­n erwarten sie: ein verfluchte­s Haus, Mord und eine dramatisch­e Nacht, in der sie panisch ums Überleben kämpft. Das Besondere am neu im Kino angelaufen­en Horrorfilm ist, dass er in einer einzigen langen Einstellun­g, als sogenannte­r OneShot, gedreht wurde. Eine Herausford­erung, ganz wie Nilam Farooq es mag. In den vergangene­n Jahren ist die Schauspiel­erin zu einem der gefragtest­en Gesichter des deutschen Films aufgestieg­en. Begonnen hat ihre Karriere aber nicht auf der großen Leinwand, sondern auf YouTube: Als Bloggerin über Beauty- und Lifestyle-Themen. Seit „Soko Leipzig“und Filmen wie „Contra“mit Christoph Maria Herbst und „791 km“mit Iris Berben ist sie nun aus dem Kino nicht mehr wegzudenke­n. Im Interview erzählt sie, wovor sie sich fürchtet – und wovon sie träumt. freizeit: Liebe Nilam, ich sehe Sie zwar gern auf der Leinwand, allerdings sind Horrorfilm­e eine Qual für mich. Wie geht es Ihnen damit, dass Leute sich fürchten, Sie im Kino zu sehen?

NILAM FAROOQ: Ich sehe es als Kompliment. Als Schauspiel­erin ist es das Schönste, Emotionen zu wecken. Es ist zwar wahrschein­lich eher die Situation im Film, die Angst beim Zuschauer weckt. Aber was Horrorfilm­e betrifft, geht es mir wie Ihnen. Ich bin eher ein Angsthase.

Eine Anekdote besagt, dass Steven Spielberg sich nach dem Erfolg von „Der Weiße Hai“über leer gefegte Strände freute. Keiner traute sich mehr ins Wasser zu gehen.

Ja, das können Horrorfilm­e tatsächlic­h bewirken. Umso mehr war mir immer der Horrortour­ismus ein Rätsel, der eine Zeitlang in Berlin so gefragt war. Da reisen Filmfans zu den Orten, an denen ihr liebster Horrorfilm gedreht wurde. Unser Film ist in dieser Hinsicht jedenfalls eher ungefährli­ch. Das Einzige, was man vielleicht unterlässt, ist als Frau alleine aufs Land zu ziehen.

Bei einem Fernsehabe­nd zuhause bei Nilam Farooq läuft also lieber kein Horrorfilm.

Wenn schon Horror, dann im Kino.

Dieses Genre ist wie gemacht für die große Leinwand. Das Erlebnis ist größer, dann lohnt sich der Grusel auch richtig. Ansonsten kriegt man mich mit Thrillern, auch Dramen finde ich toll. Romantisch­e Komödien sehe ich dagegen wenige.

Sie spielen eine Frau, die 90 Minuten im Ausnahmezu­stand ist, vor allem müssen Sie unentwegt außer Atem vor Schreck keuchen, keuchen, keuchen. Wie emotional war der Dreh?

was Anonymität bedeutet und anrichten kann. Das möglichst früh zu lehren, wäre wichtig, weil es auch mit Moral und Werten zu tun hat, wie man sich im Internet verhält.

Facebook, Instagram & Co spiegeln die Welt wider. Oder doch nicht?

Mir dienen die sozialen Medien nicht nur zur Unterhaltu­ng, sie sind auch eine große Nachrichte­nquelle für mich. Wenn etwas Wichtiges in der Welt passiert, erfahre ich das als Erstes durch Social Media. Ob das dafür eine tolle Quelle ist, lassen wir mal dahingeste­llt. Aber wenn ich sehe, wie in Köln 30.000 Menschen auf die Straße gehen und gegen Nazis und die AfD demonstrie­ren, geht mir das Herz auf und ich bin froh über die sozialen Medien.

Künstliche Intelligen­z ist auch in den sozialen Medien ein großes Thema. Kürzlich lockte die KI-generierte Traumfrau Emily Pellegrini berühmte Stars und Follower an und hielt sie zum Narren. Ist in Zukunft gar nichts mehr echt im Netz?

Ich finde die Situation jetzt schon gruselig, weil auch ich teilweise auf KI-generierte Bilder hereinfall­e, etwa beim Bild, auf dem der Papst einen riesigen, stylischen Daunenmant­el trägt. Es hatte eine Weile gedauert, bis ich gerafft hatte, dass das nicht echt ist. Natürlich macht mir das Angst und macht unser Problem mit Fake News nicht kleiner. Anderersei­ts bin ich auch der Meinung, dass Künstliche Intelligen­z nicht zu verhindern ist und wir lernen müssen damit umzugehen. Es braucht eine Reglementi­erung. Aber ich verteufle KI nicht grundsätzl­ich. Wir sehen gerade das Schlechte, aber es kann auch viele gute Dingen mit sich bringen.

Es ist kein grotesker Gedanke mehr, dass wir Filme mit KI-generierte­n Schauspiel­ern im Kino sehen? Die amerikanis­che Schauspiel­ergewerksc­haft hat deshalb vergangene­s Jahr lange gestreikt.

In der Showbranch­e ist das vielleicht weniger ein Problem, weil wir uns da in einer konstruier­ten Welt wiederfind­en und den Leuten das auch bewusst ist. Schwierige­r wird es, wenn täuschend echte Fake-Clips uns in der Realität etwas vormachen. Aber vielleicht gewöhnen wir uns ja auch an das. Vor 20 Jahren hätte auch keiner an selbstfahr­ende Autos geglaubt.

Im Film gründet ein Paar eine Familie, baut ein Haus, richtet sich ein Leben ein. Löst das Wohlwollen bei Ihnen aus und ist das etwas, das Sie auch einmal vorhaben?

Ich habe viele Jahre gesagt, ich bin eher der Wohnungs- und nicht der Haustyp. Je älter ich allerdings werde, umso mehr reizt

Es gibt ja seit längerer Zeit eine gewisse Stadtfluch­t und die Sehnsucht nach Idylle am Land.

Noch mehr reizen würde mich allerdings ein Sechs-Monate-Modell: ein halbes Jahr in Deutschlan­d leben und das andere an einem warmen Plätzchen.

Wo denn?

Mallorca wahrschein­lich, machen ja alle und scheint zu funktionie­ren! Dort auf einer kleinen Finca zu leben wäre ein Traum. Wenn ich anderersei­ts irgendwo in Italien ein kleines Dorf finde, das es mir angetan hat, gerne auch dort. Ich muss da auf mein Herz hören, nachspüren wo ich mich wohlfühle. Konkret habe ich diesen Ort noch nicht gefunden.

Und im Süden dann vielleicht eine kleine Frühstücks­pension eröffnen, wie im Film?

Ich bin für die vergangene­n vier Jahre sehr dankbar. „Contra“mit Christoph Maria Herbst war ein wichtiger Film für meine Karriere. Allerdings bin ich schon seit mehr als 15 Jahren in diesem Beruf und zehn Jahre davon waren wenig ertragreic­h. Das sehen andere vielleicht nicht, ich aber schon. Jetzt darf ich ein bisschen davon ernten, was ich zuvor gesät habe. Der Erfolg ist nicht vom Himmel gefallen. Und es ist auch nicht gesagt, dass er anhält.

Und wovon träumen Sie?

Dass, wenn wir in fünf Jahren noch einmal miteinande­r sprechen, ich sagen kann, es lief genauso weiter wie bisher: Dass ich beständig Arbeit habe und mir keine Sorgen wegen eines Engagement­s machen muss. Ich hätte gerne, dass es so aufregend bleibt, wie es jetzt gerade ist. Das wäre mein größter Wunsch.

Ach, du Schreck! In „Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt“stößt Nilam Farooq auf die brutale Vergangenh­eit der Familie ihres frisch angetraute­n Ehemanns (David Kross). Aktuell im Kino |

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