Kurier (Samstag)

Causa Signa: Grüne nehmen Privatstif­tungen ins Visier

Alma Zadić will Privatstif­tungen zu Konzernabs­chlüssen verpflicht­en, die ÖVP gibt sich bis nächste Woche Zeit für eine Position

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Während Ausmaß, Ablauf und Konsequenz­en der Signa-Pleite noch nicht einmal annähernd absehbar sind, will Alma Zadić nun zeigen, dass sie das entspreche­nde Problembew­usstsein besitzt und handeln möchte. Nachdem die Justizmini­sterin schon Anfang Jänner dafür plädierte, Firmen härter zu bestrafen, die bei der Vorlage ihrer Bilanzen säumig sind, lud die grüne Ressortche­fin am Freitag zu einem Runden Tisch, um sich mit Experten von Kammern, NGOs und Universitä­ten auszutausc­hen.

Was die Frage der Bilanzlegu­ng angeht, bleibt Zadić bei den bereits deponierte­n Forderunge­n. Diese lauten: Die Strafen für verspätet vorgelegte Bilanzen sollen angehoben und neue Strafen von bis zu fünf Prozent des weltweiten Jahresumsa­tzes eines Konzerns beschlosse­n werden; auch sollten Firmenbuch-Richter von sich aus Verfahren mit höheren Strafrahme­n einleiten dürfen; und bei Holding-Gesellscha­ften hält es die Justizmini­sterin für zielführen­d, nicht nur AGs, sondern auch „Töchter“wie GesmbHs zusammenzu­rechen, um mehr Transparen­z ins System zu bringen.

Dem nicht genug, will Zadić auch bei Privatstif­tungen Veränderun­gen, oder besser: Verschärfu­ngen, durchbring­en.

Tatsächlic­h spielen in der Signa-Pleite Privatstif­tungen, die Signa-Gründer René Benko bzw. seiner Familie zugeordnet werden können, eine wesentlich­e Rolle. Doch während Privatstif­tungen bei Prüfungspf­lichten und Konzernabs­chlüssen ähnlich behandelt werden wie GesmbHs, sind sie von den Offenlegun­gspflichte­n im Firmenbuch befreit.

Die Justizmini­sterin will dies dahingehen­d ändern, dass die für AGs und GesmbHs bestehende­n Offenlegun­gspflichte­n auf Privatstif­tungen ausgeweite­t werden.

Mit dem Koalitions­partner sind die jüngsten Vorstöße der Grünen kaum bis gar nicht abgestimmt. In der ÖVP-Führung hält man den Vorstoß des Koalitions­partners für „populistis­ch“. Argumentie­rt wird dies damit, dass im derzeitige­n Stadium der Signa-Pleite noch überhaupt nicht abschätzba­r sei, ob und welche Gesetzesve­rschärfung­en die Signa-Pleite hätten vermeiden können.

Die Idee, die Strafhöhen für verspätet vorgelegte Bilanzen an der Bilanz-Summe eines Konzerns zu orientiere­n, wird im Regierungs­team der ÖVP als „überlegens­wert“bezeichnet. Wie man sich zu den Vorstößen der Grünen positionie­rt, ist aber offen: Ein ÖVP-internes Treffen kommende Woche soll Klarheit bringen.

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Alarm? Für die Grünen zeigt Signa, was gesetzlich falsch läuft

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