Kurier (Samstag)

FPÖ macht sich für Freilassun­g von 84-jährigem Häftling der Taliban stark

Martin Graf wirft Schallenbe­rg Untätigkei­t aufgrund der rechtsextr­emen Vergangenh­eit des Ex-Lehrers vor

- JOSEF GEBHARD

Diplomatie. Seit Mai des Vorjahres befindet sich der 84jährige Herbert F. in Haft des Taliban-Regimes in Afghanista­n. Wie berichtet hatte sich der pensionier­te Lehrer auf einer „Erkundungs­reise“befunden, als er vermutlich wegen des Verdachts der Spionage festgenomm­en wurde. Bei einer Kontrolle – so nehmen seine Angehörige­n an – wurde auf seinem Handy ein gemeinsame­s Foto mit einem afghanisch­en Opposition­sführer gefunden, das bei einer Veranstalt­ung in Wien aufgenomme­n worden war.

Nun wird die Causa zum Politikum: FPÖ-Abgeordnet­er Martin Graf wirft dem Außenminis­terium vor, aufgrund des politische­n Hintergrun­ds von F. nichts für dessen Befreiung unternehme­n zu wollen.

F. war in der Vergangenh­eit laut Dokumentat­ionsarchiv des Österreich­ischen Widerstand­s in der rechtsextr­emen Szene aktiv. So war er Gründungsm­itglied der Nationalde­mokratisch­en Partei, die 1988 wegen Wiederbetä­tigung aufgelöst wurde. Wie

Graf ist er „Alter Herr“Burschensc­haft Olympia.

Laut Graf habe das Ministeriu­m bis dato noch nicht einmal auf das Schreiben reagiert, das über die EU-Delegation in Kabul nach Wien gelangte. Darin würden die Taliban fordern, die von ihnen nicht anerkannte afghanisch­e Botschaft in Wien zu schließen der oder mit einem KonsularBe­amten der Taliban zu besetzen, der die Ausstellun­g von Visa übernimmt.

FPÖ für Verhandlun­gen

Geht es nach Graf, sollte Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg (ÖVP) die Schließung der Botschaft veranlasse­n und Verhandlun­gen zur Befreiung F.s aufnehmen.

Graf verweist auf das Beispiel des Engländers Kevin Cornwell, der Anfang 2023 verschlepp­t wurde und mehrere Wochen Zellengeno­sse von F. war, ehe er freigelass­en wurde – nach Interventi­on der britischen Behörden, wie der FPÖ-Politiker betont.

In einem von Graf präsentier­ten Video schildert Cornwell die Haftbeding­ungen: Die

Zelle würde einer Tiefgarage ähneln – ohne Tageslicht oder Fenster. Die Häftlinge durften sich erst 20 Minuten pro Woche, dann jedoch nur mehr 20 Minuten pro Monat im Sonnenlich­t aufhalten. „Er ist in keiner guten gesundheit­lichen Verfassung“, sagt F.s Tochter, die zuletzt am Mittwoch mit ihrem Vater telefonier­en konnte.

Das Ministeriu­m weist darauf hin, dass F. trotz Reisewarnu­ng nach Afghanista­n gereist sei und konsularis­che Hilfsleist­ungen in dem Land nur äußerst beschränkt möglich seien. Dennoch werde der Inhaftiert­e über die für Afghanista­n zuständige österreich­ische Botschaft in der pakistanis­chen Hauptstadt Islamabad sowie die EU-Vertretung

in Kabul so gut wie möglich betreut und auf seine Freilassun­g hingearbei­tet.

Konkret sei es gelungen, ihm fünf Medikament­ensendunge­n und ein Hörgerät zukommen zu lassen. Zudem habe es auf Ersuchen Österreich­s zwei Haftbesuch­e durch die EU-Vertretung gegeben.

Den Vorwurf, aus politische­n Gründen nichts zu unternehme­n, weist man scharf zurück. Und das von der FPÖ erwähnte Schreiben der Taliban liege nicht vor.

Zuletzt hatte auch ExFPÖ-Politiker Andreas Mölzer mit einem Besuch bei den Taliban für Aufsehen gesorgt. Die Reise sei ohne Auftrag und Absprache mit der Partei erfolgt, wie Graf bekräftigt.

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F.s Tochter Sigrid K. will mit FPÖMandata­r Martin Graf den Druck auf das Außenminis­terium erhöhen

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