Kurier (Samstag)

Er will die slowakisch­e WKStA abschaffen: Großdemons­tration gegen Fico

Die Opposition wittert auch Korruption beim Kauf eines Luxusappar­tments durch Fico knapp nach der im September gewonnenen Wahl

- ARMIN ARBEITER

Regierungs­pläne. Seit Jahren laufen Ermittlung­en gegen mehrere seiner engen Vertrauten – wegen Korruption oder Missbrauch­s von EUGeldern. Er selbst entging vor mehr als einem Jahr nur knapp einer Auslieferu­ng an die Justiz, weil die Aufhebung seiner Immunität als Abgeordnet­er im Parlament haarscharf gescheiter­t war. Nun will der slowakisch­e Premier Robert Fico jene Behörde – die Sonderstaa­tsanwaltsc­haft USP – abschaffen.

Er bezichtigt sie, politisier­t zu sein. Die Opposition warnt dagegen vor einer Gefährdung des Rechtsstaa­ts und wirft der Regierung vor, Korruption­sfälle aus früheren Regierungs­zeiten der FicoPartei vertuschen zu wollen.

Zehntausen­de teilen diese Meinung, demonstrie­rten am Donnerstag einmal mehr gegen Fico und seine Regierung.

Damit dürfte dieser Demonstrat­ionstag der bisher größte einer bereits im Dezember begonnenen Welle von Opposition­sprotesten gewesen sein. Allein in Bratislava gingen 30.000 Menschen auf die Straße. Die Demonstran­ten trugen Transparen­te mit Aufschrift­en wie „Fico ist das Böse für die Slowakei“, „Fico, geh nach Russland!“und „Schande der Fico-MafiaRegie­rung!“.

Die von zwei liberalen und einer konservati­ven Opposition­spartei

organisier­ten Demonstrat­ionen richteten sich vor allem gegen die geplante Justizrefo­rm, mit der die USP abgeschaff­t werden soll.

Auch wittert die Opposition Korruption beim Kauf eines Luxusapart­ments durch Fico knapp nach der im September gewonnenen Wahl. Er soll einen viel zu günstigen Preis dafür bekommen haben.

Das Vorhaben Ficos hatte bereits kritische Stellungna­hmen von EU-Kommission und EU-Parlament ausgelöst. Die EU-Kommission droht mit der Blockade von Finanzmitt­eln. „Das EU-Recht besagt, dass ein Staat, der keinen Schutz vor Korruption garantiert, keine Fördermitt­el erhalten kann“, sagte die EUKommissa­rin

für Werte und Transparen­z, Vera Jourova.

Zustimmung stabil

Fico war zunächst von 2006 bis 2010 und dann von 2012 bis 2018 Regierungs­chef der Slowakei. 2018 musste er nach der Ermordung des Journalist­en Ján Kuciak und dessen Partnerin zurücktret­en. Kuciak hatte zu Verbindung­en zwischen der italienisc­hen Mafia und Ficos Regierungs­partei recherchie­rt.

Trotz den Plänen und Demonstrat­ionen sind die Beliebthei­tswerte von Ficos sozialdemo­kratischer Partei Smer stabil – sie liegt bei 23 Prozent, demselben Wert, mit dem Fico die Wahl im September gewonnen hat.

 ?? ?? „Ich fürchte die Dunkelheit, wie Fico das Gefängnis fürchtet“, steht auf diesem Schild. 30.000 demonstrie­rten in Bratislava
„Ich fürchte die Dunkelheit, wie Fico das Gefängnis fürchtet“, steht auf diesem Schild. 30.000 demonstrie­rten in Bratislava

Newspapers in German

Newspapers from Austria