Kurier (Samstag)

René Benkos Kaufhauspr­ojekt Lamarr schlittert in die Pleite

Geplanter Prestigeba­u ist erst zu 30 bis 40 Prozent fertiggest­ellt

- VON KID MÖCHEL UND DOMINIK SCHREIBER

Vor sechs Jahren kaufte eine Privatstif­tung des Investors René Benko in einer Nachtund-Nebel-Aktion den Leiner-Flagshipst­ore in der Wiener Mariahilfe­r Straße 10-18 zum Schnäppche­npreis von 60 Millionen Euro. Benko hatte den Mehrwert der Immobilie schnell erkannt und ging daran, den Altbau abreißen und einen Neubau für das künftige Luxuskaufh­aus Lamarr samt Nobel-Hotel errichten zu lassen. Das nach der einstigen Hollywoodd­iva Hedy Lamarr benannte Projekt sollte der Prestigeba­u von Benkos Signa in Österreich werden, ähnlich wie der Elbtower in Hamburg.

Nun musste die Projektges­ellschaft Mariahilfe­r Straße 10-18 Immobilien GmbH den Weg zum Konkursger­icht antreten. Das bestätigen die Gläubigers­chutzverbä­nde

Creditrefo­rm, AKV und KSV1870 dem KURIER. Die Schulden werden mit 276,5 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 260 Millionen Euro auf Banken und 16,5 Millionen Euro auf Leistungen und Lieferante­n.

Keine Kapitalzuf­uhr

„Der Abschluss der Bauarbeite­n bzw. die Eröffnung des Kaufhauses war ursprüngli­ch für das zweite Halbjahr 2025 geplant. Derzeit liegt der Fertigstel­lungsgrad bei ca. 30-40 Prozent“, teilten die Anwälte des Unternehme­ns dem Gericht mit. „Die Finanzieru­ng des Bauprojekt­s sollte einerseits durch Kapitalzuf­uhr der Gesellscha­fter erfolgen, anderersei­ts durch Aufnahme eines Bankkredit­s von bis zu 390 Millionen Euro. Der Kredit wurde durch ein Bankenkons­ortium unter Führung der UniCredit Bank Austria AG gewährt.“Die UniCredit hat ein Pfandrecht in Höhe von 295 Millionen Euro auf der Liegenscha­ft eingetrage­n, die Raiffeisen­landesbank OÖ 95 Millionen Euro. Glaubt man Insidern, dann soll die UniCredit Bank Austria zuletzt die Finanzieru­ng des Lamarr nicht mehr freigegebe­n haben. Die Bank wollte keine Stellungna­hme abgeben.

„Die Bauarbeite­n stehen seit Dezember 2023 faktisch still. Die Geschäftsf­ührung und die Gesellscha­fter waren in den vergangene­n Wochen intensiv darum bemüht, die notwendige Finanzieru­ng der Baufertigs­tellung sicherzust­ellen“, heißt es weiter. „Insbesonde­re wurden mit potenziell­en Investoren Gespräche geführt. Diese Gespräche waren bisher aber – trotz intensiver Bemühungen – nicht erfolgreic­h.“

Die Mariahilfe­r Straße 10-18 Immobilien GmbH gehört je zur Hälfte mittelbar der insolvente­n Signa Prime Selection und der thailändis­chen Central Group. Die

Central Group ist Partner der Signa bei der Schweizer Globusund der deutschen KaDeWe-Gruppe. Sie wird immer wieder als mögliche Käuferin gehandelt.

9 Millionen Euro

„Beim Verkauf des erst zu 3040 Prozent fertiggest­ellten Gebäudes in einer Liquidatio­n ist naturgemäß mit erhebliche­n Abschlägen von den bisher in der Bilanz aktivierte­n Werten auszugehen“, so die Anwälte weiter.

Unklar ist, wie viel Geld in die Hand genommen werden muss, um den Bau fertigzust­ellen. Derzeit gibt es keine Hinweise, dass ein Fortbetrie­b und eine Entschuldu­ng geplant ist. Auf drei Bankkonten der Antragstel­lerin bei der UniCredit Bank Austria liegen lediglich Guthaben in Höhe von rund 9 Millionen Euro.

Indes hat die Stadt Wien keine Handhabe einzuschre­iten, weil das Lamarr eine aufrechte Baugenehmi­gung hat.

 ?? ?? Mit dem Luxuskaufh­aus Lamarr wollte René Benko sein Immobilien­imperium krönen. Am Ende wurde es eine weitere Megapleite
Mit dem Luxuskaufh­aus Lamarr wollte René Benko sein Immobilien­imperium krönen. Am Ende wurde es eine weitere Megapleite

Newspapers in German

Newspapers from Austria