Medikamenten-Engpässe: Eine neue App soll helfen
600 Produkte nur eingeschränkt verfügbar
Service. Welche Apotheke hat das mir verschriebene Medikament verfügbar? Im vergangenen Winter konnte das zu einer schier unlösbaren Aufgabe werden. „Ich habe Hunderte Zuschriften von Menschen bekommen, die 10 bis 15 Apotheken anrufen mussten“, sagt der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker am Freitag. Er hatte 2023 die Wiener Apotheker gebeten, das Service für die Bevölkerung zu verbessern.
Am Freitag wurde die neue, kostenlose Handy-App „APOScout“– entwickelt von der Kwizda Apo App GmbH – in einer Innenstadt-Apotheke präsentiert: Sie zeigt an, in welchen Wiener Apotheken das benötigte Medikament vorrätig ist. Allerdings sind erst 70 Apotheken (20 Prozent der Wiener Betriebe) eingebunden. Hacker zeigte sich aber überzeugt, „dass es nicht lange dauern wird“, bis sich alle Apotheken in Wien diesem neuen Service angeschlossen haben. Auch eine Ausweitung auf die anderen Bundesländer ist geplant.
Die App hat aber auch für die Apotheken einen Vorteil: „Es ist mittlerweile so, dass durchschnittlich in jeder Apotheke ein Pharmazeut den ganzen Tag damit beschäftigt ist, Lieferanfragen abzuarbeiten und zu versuchen, andere Lösungen zu finden“, sagte Philipp Saiko, Präsident der
Apothekerkammer Wien. Hacker betonte, dass es die App nicht ermögliche, den jeweiligen Lagerstand einzusehen.
„Das war eine große Sorge der Apotheken. Kein Händler mag, dass alle anderen wissen, wie sein Lagerbestand aussieht.“Apotheker Christian Wurstbauer: „Man sieht nur, ob ein Präparat gerade verfügbar ist oder nicht, Packungszahlen werden keine abgebildet.“
Viele Informationen
Die App informiert auch über wirkstoffgleiche Medikamente, alternative Packungsgrößen und zeigt alle Wiener Apotheken an, die gerade Nacht- und Bereitschaftsdienst haben. Die APOScoutApp kann sofort nach dem Download aus dem App-Store von Android oder Apple ohne Registrierung kostenlos genutzt werden. Es werden keine personenbezogenen Daten gespeichert.
Heuer sind zwar ebenso wie im vergangenen Winter rund 600 Produkte nicht oder nur eingeschränkt verfügbar, sagte Thomas Brosch vom Pharmagroßhändler Kwizda. Vielfach handelt es sich aber nur um bestimmte Packungsgrößen. „Der große Unterschied gegenüber dem vergangenen Winter ist, dass sich Apotheken und Großhandel auf diese Saison sehr, sehr gut vorbereitet haben.“
Der einzige Bereich, in dem sich derzeit ein Engpass abzeichne, seien AntibiotikaSäfte für Kinder, so Wurstbauer. Als Reserve lagert heuer aber an den 23 Standorten des Arzneimittel-Vollgroßhandels in ganz Österreich insgesamt mehr als eine Tonne an Grundwirkstoffen für Schmerz- und Fieberpräparate sowie Antibiotika. Saiko: „In den Laboren der Apotheken können wir diese Präparate nach standardisierten Rezepturen nachbauen.“
Bei der Präsentation wurde betont, dass die Einbindung in die App allen Apotheken kostenlos zur Verfügung steht, nicht nur jenen, die das Warenwirtschaftssystem von Kwizda nützen.