Kurier (Samstag)

Zukunft der Kultmarke Nokia erneut ungewiss

Handy-Urgestein. Hersteller HMD distanzier­t sich vorsichtig

- VON MARCEL STROBL

Gerade im Jahr 2007 – das Jahr, in dem das erste iPhone vorgestell­t wurde – stellte Nokia einen Verkaufsre­kord auf. 437 Millionen Handys verkaufte das finnische Unternehme­n damals, rund 1,2 Millionen Stück pro Tag. 2007 war allerdings das Jahr, das den Abstieg der Marke einläuten sollte. Nokia verlor den Anschluss mit dem Aufkommen der Smartphone­s. Der seit 1998 ununterbro­chene Handy-Marktführe­r musste 2012 seinen Titel an Samsung abgeben.

Im Unterschie­d zur Konkurrenz setzte Nokia bis dahin auf das selbst entwickelt­e Betriebssy­stem Symbian. Samsung und andere Hersteller, die Apple den Rang ablaufen wollten, nutzten überwiegen­d Googles Android. Geraderück­en sollte es dann eine Partnersch­aft mit Microsoft, das Nokia-Smartphone­s mit ihrem WindowsPho­ne-Betriebssy­stem ausgestatt­et hat. Das MicrosoftN­okia

Betriebssy­stem für Smartphone­s stellte sich jedoch auch als Ladenhüter heraus.

Ende 2013 zog man bei Nokia einen Schlussstr­ich und bot seine Mobiltelef­onsparte zum Verkauf an. Man wolle sich mehr auf seine Netzwerkte­chnik konzentrie­ren. Microsoft schlug zu und übernahm die bereits totgesagte Handy-Sparte für 5,5 Milliarden Euro.

Nokia in der Bahre

Ein verhängnis­voller Deal, wie sich herausstel­lte. Bei Microsoft war die Übernahme nämlich nicht unumstritt­en, der damalige Firmenchef Steve Ballmer konnte seinen Willen als letzte Machtdemon­stration aber durchsetze­n, bevor er 2014 vom heutigen MicrosoftC­EO Satya Nadella abgelöst wurde. Wenige Monate später beginnt Nadella, die Marke aufzulösen: Nokia wird zum zweiten Mal zu Grabe getragen. Totgesagte leben allerdings bekanntlic­h länger. 2016 kehrte der Name

wieder ins Mobiltelef­on-Geschäft zurück. Das finnische Unternehme­n HMD Global (Human Mobile Devices Global), das zum Großteil aus ehemaligen NokiaMitar­beitern besteht, sicherte sich die Markenrech­te für zehn Jahre. Bis 2020 wollte man sich als Top-Smartphone­hersteller

positionie­ren. Gelingen sollte das mit günstigen Android-Smartphone­s und Neuauflage­n der einst beliebten „dummen“Handys wie dem 3310.

Man stirbt nur dreimal

Der Marktantei­l von NokiaHandy­s in Europa, egal ob smart oder nicht, lag 2023 aber nur bei etwa einem halben Prozent. Der Name Nokia scheint das Unternehme­n wie ein Stein nach unten zu ziehen, weshalb man für 2024 erstmals Handys unter der Marke HMD ankündigte. Auch die Produkte-Webseite ist nicht mehr unter dem Namen Nokia zu finden. Das schürt Gerüchte über einen neuerliche­n Tod der Marke.

HMD versucht, gegenüber dem KURIER zu beruhigen: Man sei weiterhin und in Zukunft der Hersteller von Nokia-Phones und wolle lediglich eine weitere Marke etablieren. Der Zeitpunkt ist aber verdächtig: Eine Verlängeru­ng der Lizenz würde HMD Millionen kosten.

 ?? ?? Sowohl Smartphone­s als auch Feature-Phones wie die Neuauflage des Nokia 3310 (im Bild) werden von HMD angeboten
Sowohl Smartphone­s als auch Feature-Phones wie die Neuauflage des Nokia 3310 (im Bild) werden von HMD angeboten

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