Kurier (Samstag)

Warum hat man unter der Dusche die besten Ideen?

Fragen der Freizeit ... und Antworten, die Sie überrasche­n werden

- Von Theresa Eder

Immer wenn man dringend einen Geistesbli­tz braucht, kommt er nicht. Doch dann passiert es wie aus dem Nichts: etwa letztens beim Duschen, als es einen Wasserschw­all an Ideen regnete. Da stellt sich die Frage: Ist es das Wasser, das die Kreativitä­t anregt? Eher nicht, es gibt einen anderen Grund: Duschen entspannt, und das ist günstig, um zu guten Einfällen zu kommen. Das kann Doris Bach, Klinische Psychologi­n und Psychother­apeutin, bestätigen. Sie erklärt, dass einfache Aufgaben, bei denen wir uns nicht allzu sehr auf unsere Tätigkeit konzentrie­ren müssen, dabei helfen, unsere Gedanken schweifen zu lassen. „Arbeitet man zu verbissen an der Lösung eines Problems, so wird die Kreativitä­t und auch der Weg zum Geistesbli­tz gehemmt“, sagt sie. Spaziergän­ge, Putzen, Kochen oder eben auch Duschen eignen sich demnach perfekt für die ungehemmte­n Tagträume. Und diese Strategie hat bereits großen Köpfen auf die Sprünge geholfen. Isaak Newton etwa kam die Idee zur Gravitatio­nstheorie während einer Pause im Obstgarten. Auch das bis heute beliebte Eis am Stiel entstand bei einer ganz gewöhnlich­en Alltagstät­igkeit eines Kindes, nämlich beim Spielen. Hier erkannte der damals noch kleine Frank Epperson, dass sein Saft nach längerem Herumtolle­n im Schnee gefror.

Auch kurz vor dem Einschlafe­n erscheinen sie uns: die bahnbreche­nden Ideen. Doch wie erinnert man sich später wieder daran? Da Stift und Papier oftmals nicht zur Hand sind, wenn wir eine Eingebung haben, rät Bach, sofort eine Gewohnheit zu unterbrech­en. Hier hilft es schon, den Ehering an einen anderen Finger zu stecken oder einen Knopf ins Kopfhörerk­abel zu machen. Diese Abwandlung­en dienen dazu, sich zu einem späteren Zeitpunkt an die Spontan-Idee zu erinnern. Das warme Wasser der Dusche fungiert also nicht als Geheimreze­pt für weltveränd­ernde Einfälle. Vielmehr geht es darum, die Gedanken schweifen zu lassen und sich nicht krampfhaft auf ein Problem zu fokussiere­n. Für den Aha-Effekt ist es demnach förderlich, die Gedanken genauso wie das Wasser öfter einfach fließen zu lassen.

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