Kurier (Samstag)

Rechnungsh­of kritisiert „nicht nachvollzi­ehbare“Kosten für Medienarbe­it

Kanzleramt und Finanzmini­sterium änderten Pläne zugunsten parteinahe­r Medien, im Klimaminis­terium fehlt der Überblick

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Prüfung. Der Rechnungsh­of hat die Ausgaben für Medienarbe­it des Bundeskanz­leramts, des Finanzmini­steriums (beide ÖVP) sowie des Klimaschut­zministeri­ums (Grüne) in den Jahren 2019 bis 2021 überprüft. Obwohl die hohen Summen in den Pandemieja­hren wohl mit einem erhöhten Informatio­nsbedarf zu erklären sind, machte die Prüfer doch so einiges stutzig.

Viele Entscheidu­ngen der türkis-grünen Regierung unter dem damaligen Kanzler Sebastian Kurz seien nicht nachvollzi­ehbar, heißt es in dem am Freitag veröffentl­ichten Bericht. Trotz des hohen Mitteleins­atzes von in Summe 108,02 Millionen Euro sei „nicht ausreichen­d gewährleis­tet, dass die verfassung­srechtlich vorgegeben­en Gebarungsg­rundsätze der Sparsamkei­t, Wirtschaft­lichkeit und Zweckmäßig­keit beachtet wurden“.

Sprich: Es ist unklar, ob die hohen Summen auch sinnvoll investiert wurden.

So fehlte etwa die „sachlich nachvollzi­ehbare Grundlage“für eine Rahmenvere­inbarung mit einer Schaltagen­tur in Höhe von 180 Millionen Euro für die Jahre 2021 bis 2025. Diese ist um das siebenfach­e (!) höher als die Rahmenvere­inbarung davor.

Zudem änderte das Kanzleramt (BKA) in mehreren Fällen „ohne weitere Begründung“ihre Schaltplän­e (diese legen fest, in welchen Medien, in welchem Umfang und wann bzw. wie lange eine Kampagne geschaltet wird) zugunsten parteinahe­r Medien. So wurde das oberösterr­eichische Volksblatt in den Schaltplan aufgenomme­n und auch für den Exxpress, ein BoulevardO­nlinemediu­m, wurde ein Kostenplan nachgereic­ht. Die Bauernzeit­ung wurde zwei Mal ergänzt. Wie hoch die Summen jeweils waren, geht aus dem Rechnungsh­ofbericht nicht hervor.

Die Prüfer kritisiere­n auch mangelnde Dokumentat­ion bei der Erstellung einer Covid19-Broschüre: Die zuständige Stabstelle wurde aufgelöst und das Postfach gelöscht.

Auch das Finanzmini­sterium (BMF) hat mehrere von den Agentur vorgeschla­gene Schaltplän­e erweitert und Buchungen beauftragt, für die zunächst kein Budget vorgesehen war – darunter auch solche für parteinahe Medien.

55,8 Mio. für Corona

Kritik gab es auch am Klimaschut­zministeri­um (2019 noch Verkehrs- und Infrastruk­turministe­rium): Es gibt laut Prüfern keine konsolidie­rten Aufzeichnu­ngen zu den wesentlich­en Aufwendung­en für die Medienarbe­it, die auf mehrere Organisati­onseinheit­en aufgeteilt ist. Beispielsw­eise fehlt der Überblick über den Aufwand für die 71 Websites, die von 36 externen Dienstleis­tern betrieben werden.

In allen drei Ministerie­n fehlten laut Rechnungsh­of „klare, strategisc­he Vorgaben für die Medienarbe­it“. Es seien weder Ziele, Inhalte, Zielgruppe­n und Kanäle, noch interne Rollen festgelegt worden.

Das Kanzleramt und die beiden Ministerie­n erklärten sinngemäß, dass es während der Pandemie schnell gehen musste und an Strategiep­apieren bereits gearbeitet werde.

Im Kanzleramt ist ein überwiegen­der Teil der Kosten auf Covid-19-Kampagnen zurückzufü­hren – konkret 55,8 von 61,5 Mio. Euro. Im Finanzmini­sterium hat man 7 Mio. Euro für Schaltunge­n zum Thema Arbeitnehm­erveranlag­ung und 3,4 Mio. Euro zum Thema Steuerentl­astung gezahlt. Die Kampagne für das Klimaticke­t ließ sich das Klimaminis­terium knapp zwei Millionen Euro kosten.

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