Kurier (Samstag)

Konservati­ver Stubb vor Stichwahl um Präsidente­namt mit besseren Karten

Außenpolit­isch unterschei­den sich Kandidaten kaum. Dafür ist Sexualität ein Thema

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Urnengang. Vor dem ersten Durchgang vor zwei Wochen spielte es keine große Rolle. Doch nachdem der grüne Ex-Außenminis­ter Pekka Haavisto Zweiter von neun Kandidaten wurde, sei das Thema von Journalist­en öffentlich wieder aufgegriff­en worden, kritisiert er: Der 65-jährige Haavisto lebt offen mit einem Mann zusammen. Seine Homosexual­ität wird als mitentsche­idender Faktor in der Frage gesehen, wer dem scheidende­n konservati­ven Präsidente­n Sauli Niinistö ins Amt nachfolgen wird. In einer Umfrage der Universitä­t Helsinki gab rund ein Drittel der Befragten an, Haavisto nicht zu wählen, weil er schwul sei.

Haavistos Sexualität ist für die Finnen nichts Neues. Er kandidiert­e bereits zweimal für das Amt des Präsidente­n, unterlag jedoch immer Amtsinhabe­r Niinistö.

Konservati­ver ist Favorit

Auch bei der Stichwahl am Sonntag werden dem konservati­ven Kandidaten bessere Chancen vorhergesa­gt: Der 55-jährige Alexander Stubb, Mitglied der Nationalen Sammlungsp­artei, kommt in Umfragen auf 54 Prozent, Haavisto liegt mit 46 Prozent dahinter. In der ersten Runde erhielt der ehemalige Europamini­ster und Kurzzeit-Premier Stubb 27,2 Prozent der Stimmen, Haavisto kam auf 25,8 Prozent. Stubb hat auch deswegen gute Karten, weil er bei der Stichwahl die Stimmen jener erhalten dürfte, die im ersten Durchgang die anderen konservati­ven und rechtsnati­onalen Kandidaten gewählt hatten.

Der Präsident Finnlands ist, wie in Österreich, Oberbefehl­shaber des Heers, spielt aber eine aktivere politische Rolle in Zusammenar­beit mit der Regierung, etwa im Bereich der Außenund Sicherheit­spolitik. Sowohl Haavisto als auch Stubb stehen für einen harten Kurs gegenüber Russland und hinter der NATO-Mitgliedsc­haft. In der Nahost-Politik sind beide für einen Waffenstil­lstand. Eine der wenigen Fragen, in denen sie sich unterschie­den: ob Finnland auf seinem Territoriu­m die Stationier­ung von Nuklearwaf­fen erlauben sollte. Haavisto ist dagegen, Stubb könnte sich das vorstellen.

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