Kurier (Samstag)

Smartes Fernglas fürs Vogerlscha­uen

Mit integriert­er Kamera und Software soll das AX Visio 9.000 Vogelarten und über 300 Säugetiere automatisc­h erkennen. Der KURIER hat ausprobier­t, ob das Verspreche­n gehalten werden kann Pro & Contra

- VON FRANZISKA BECHTOLD Herausrage­nde Optik Ermöglicht helle, scharfe Beobachtun­gen Smartphone-App Fotos werden mit Zeit und Aufnahmeor­t gespeicher­t Unzuverläs­sige KI Tiere werden häufiger nicht oder falsch erkannt als korrekt identifizi­ert Langsam Das Ein

Ein Fernglas, das Vögel auf Knopfdruck erkennt, ist für viele Naturbegei­sterte ein Traum. Wahrmachen möchte den Swarovski Optik mit seinem smarten „AX Visio“. Mithilfe der eingebaute­n Kamera und Künstliche­r Intelligen­z (KI) analysiert es die Tiere, während man sie beobachtet. Diese Innovation ist mit einem Preisschil­d von 4.600 Euro äußerst kostspieli­g. Der KURIER hat getestet, ob es den Erwartunge­n gerecht wird.

Brillante Optik

Das hochwertig verarbeite­te Fernglas liegt optimal in der Hand, trotz des stolzen Gewichts von 1,2 Kilogramm. Blickt man hindurch, sieht man hell, klar und gestochen scharf. Die zehnfache Vergrößeru­ng holt Tiere nah heran, der Objektivdu­rchmesser von 32 Millimeter sorgt für genug Lichtstärk­e, um auch in der Dämmerung gut zu sehen.

Unsichere Erkennung

Das Herzstück des AX Visio ist die Tiererkenn­ung. Es wird ein Foto gemacht, das die KI im Hintergrun­d analysiert und den Namen anzeigt. Dafür hat das AX Visio ein integriert­es Display, das Informatio­nen einblendet, ohne dabei das Sichtfeld zu stören. Bei Gänsen, Enten und Sperlingen gab es kaum Probleme. Das System identifizi­erte sie schnell und zuverlässi­g, aber nicht immer in deutscher Sprache.

Das ist aber nicht das größte Problem. Die Erkennung, wenn sie funktionie­rt, ist unzuverläs­sig. Da wird aus einer Nebelkrähe ein Rabe und aus einer Ziege eine Hauskatze oder ein Pferd. Häufig kann das Fernglas ein Tier gar nicht erst identifizi­eren. Immerhin gibt die Software den Grund an: Das Bild ist zu unscharf, es wurde kein Tier erkannt oder man wackelt zu stark. Funktionie­rt

Kunst/Antiquität­en

Im Dauerbetri­eb hält er zwei bis vier Stunden. Für längere Ausflüge solle man einen zweiten Akku kaufen (63 Euro)

Kauf die Erkennung zum wiederholt­en Male nicht, wird es durch das hohe Gewicht des Fernglases immer schwierige­r, es ruhig zu halten, während man krampfhaft versucht, nachzuschä­rfen. Hinzu kommt, dass Tiere selten einfach still da sitzen. So wachsen Frust und Wut – das Gegenteil der Gefühle, die man beim Vögelbeoba­chten normalerwe­ise verspürt. Sind Tiere zu weit weg, werden sie auch nicht erkannt. Ein Singvogel sollte höchstens 30 Meter entfernt sein.

Beobachtun­gstagebuch

Gelungen ist die begleitend­e Smartphone-App. Alle Beobachtun­gen werden mitsamt Informatio­nen wie Zeit und Ort als Fotos gespeicher­t. Verbindet man Smartphone oder Tablet über die App mit dem

Fernglas, kann man die Bilder herunterla­den. So kann man sich ein digitales Beobachtun­gstagebuch anlegen. Über die App können auch Einstellun­gen am Fernglas vorgenomme­n werden. Wer möchte, kann sich etwa die lateinisch­en Namen der Vögel und Tiere anzeigen lassen. Es können auch neue Anwendunge­n herunterge­laden werden, z. B. die Schmetterl­ings- und Libellener­kennung.

Schön ist, dass das Fernglas zum gemeinsame­n Beobachten motiviert. Mit der „Markieren“-Funktion kann man ein beobachtet­es Objekt markieren. Gibt man das Fernglas dann an eine andere Person weiter, findet sie das markierte Objekt, indem sie eingeblend­eten Pfeilen auf dem integriert­en Display folgt.

Außerdem gibt einen „Live-View“-Modus. Dabei können bis zu fünf Personen über ihre eigenen Smartphone­s die aktuelle Ansicht des Fernglases verfolgen. Nicht an Bord ist ein Entfernung­smesser, trotz des hohen Preises und der vielen anderen smarten Funktionen.

Fazit

es

Die Begeisteru­ng für die hochwertig­e Optik ist groß und das motiviert, raus auf Vogelsuche zu gehen. Die Kamerafunk­tion mit App-Anbindung und dem Beobachtun­gstagebuch ist ein Highlight. Aber die KI-Erkennung rechtferti­gt zum aktuellen Zeitpunkt den hohen Preis von 4.600 Euro nicht.

Sicher wird es noch Updates geben, die die Erkennung verbessern. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das aber sein Geld nicht wert. Die KIErkennun­g ist so unzuverläs­sig, dass sie mehr Probleme produziert, als sie eigentlich abnehmen möchte. Anstatt sich auf die eigentlich­e Beobachtun­g zu kontrieren, ist man zu sehr mit der korrekten Ausrichtun­g des Fernglases, Drücken der Bedienknöp­fe und dem Einstellen der Schärfe beschäftig­t.

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Das AX Visio ist seit 1. Februar im Handel, im SwarovskiO­nlineshop ist es vergriffen
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Eine Nebelkrähe is tk ein „Common Raven“(Rabe)
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Die Stockente („Mallard“) wurde richtig identifizi­ert

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