Smartes Fernglas fürs Vogerlschauen
Mit integrierter Kamera und Software soll das AX Visio 9.000 Vogelarten und über 300 Säugetiere automatisch erkennen. Der KURIER hat ausprobiert, ob das Versprechen gehalten werden kann Pro & Contra
Ein Fernglas, das Vögel auf Knopfdruck erkennt, ist für viele Naturbegeisterte ein Traum. Wahrmachen möchte den Swarovski Optik mit seinem smarten „AX Visio“. Mithilfe der eingebauten Kamera und Künstlicher Intelligenz (KI) analysiert es die Tiere, während man sie beobachtet. Diese Innovation ist mit einem Preisschild von 4.600 Euro äußerst kostspielig. Der KURIER hat getestet, ob es den Erwartungen gerecht wird.
Brillante Optik
Das hochwertig verarbeitete Fernglas liegt optimal in der Hand, trotz des stolzen Gewichts von 1,2 Kilogramm. Blickt man hindurch, sieht man hell, klar und gestochen scharf. Die zehnfache Vergrößerung holt Tiere nah heran, der Objektivdurchmesser von 32 Millimeter sorgt für genug Lichtstärke, um auch in der Dämmerung gut zu sehen.
Unsichere Erkennung
Das Herzstück des AX Visio ist die Tiererkennung. Es wird ein Foto gemacht, das die KI im Hintergrund analysiert und den Namen anzeigt. Dafür hat das AX Visio ein integriertes Display, das Informationen einblendet, ohne dabei das Sichtfeld zu stören. Bei Gänsen, Enten und Sperlingen gab es kaum Probleme. Das System identifizierte sie schnell und zuverlässig, aber nicht immer in deutscher Sprache.
Das ist aber nicht das größte Problem. Die Erkennung, wenn sie funktioniert, ist unzuverlässig. Da wird aus einer Nebelkrähe ein Rabe und aus einer Ziege eine Hauskatze oder ein Pferd. Häufig kann das Fernglas ein Tier gar nicht erst identifizieren. Immerhin gibt die Software den Grund an: Das Bild ist zu unscharf, es wurde kein Tier erkannt oder man wackelt zu stark. Funktioniert
Kunst/Antiquitäten
Im Dauerbetrieb hält er zwei bis vier Stunden. Für längere Ausflüge solle man einen zweiten Akku kaufen (63 Euro)
Kauf die Erkennung zum wiederholten Male nicht, wird es durch das hohe Gewicht des Fernglases immer schwieriger, es ruhig zu halten, während man krampfhaft versucht, nachzuschärfen. Hinzu kommt, dass Tiere selten einfach still da sitzen. So wachsen Frust und Wut – das Gegenteil der Gefühle, die man beim Vögelbeobachten normalerweise verspürt. Sind Tiere zu weit weg, werden sie auch nicht erkannt. Ein Singvogel sollte höchstens 30 Meter entfernt sein.
Beobachtungstagebuch
Gelungen ist die begleitende Smartphone-App. Alle Beobachtungen werden mitsamt Informationen wie Zeit und Ort als Fotos gespeichert. Verbindet man Smartphone oder Tablet über die App mit dem
Fernglas, kann man die Bilder herunterladen. So kann man sich ein digitales Beobachtungstagebuch anlegen. Über die App können auch Einstellungen am Fernglas vorgenommen werden. Wer möchte, kann sich etwa die lateinischen Namen der Vögel und Tiere anzeigen lassen. Es können auch neue Anwendungen heruntergeladen werden, z. B. die Schmetterlings- und Libellenerkennung.
Schön ist, dass das Fernglas zum gemeinsamen Beobachten motiviert. Mit der „Markieren“-Funktion kann man ein beobachtetes Objekt markieren. Gibt man das Fernglas dann an eine andere Person weiter, findet sie das markierte Objekt, indem sie eingeblendeten Pfeilen auf dem integrierten Display folgt.
Außerdem gibt einen „Live-View“-Modus. Dabei können bis zu fünf Personen über ihre eigenen Smartphones die aktuelle Ansicht des Fernglases verfolgen. Nicht an Bord ist ein Entfernungsmesser, trotz des hohen Preises und der vielen anderen smarten Funktionen.
Fazit
es
Die Begeisterung für die hochwertige Optik ist groß und das motiviert, raus auf Vogelsuche zu gehen. Die Kamerafunktion mit App-Anbindung und dem Beobachtungstagebuch ist ein Highlight. Aber die KI-Erkennung rechtfertigt zum aktuellen Zeitpunkt den hohen Preis von 4.600 Euro nicht.
Sicher wird es noch Updates geben, die die Erkennung verbessern. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das aber sein Geld nicht wert. Die KIErkennung ist so unzuverlässig, dass sie mehr Probleme produziert, als sie eigentlich abnehmen möchte. Anstatt sich auf die eigentliche Beobachtung zu kontrieren, ist man zu sehr mit der korrekten Ausrichtung des Fernglases, Drücken der Bedienknöpfe und dem Einstellen der Schärfe beschäftigt.