Kurier (Samstag)

Das Milliarden-Geschäft

Peter Windischho­fer ist der Gründer von Refurbed. Warum Geräte-Recycling ein Milliarden­markt ist und warum er sich als „gutes Amazon“sieht

- VON SANDRA BAIERL

KURIER: Sie machen aus Alt fast Neu. Wie geht das?

Peter Windischho­fer: Es gibt viele Handys, Laptops, Tablets, aber auch Küchengerä­te, also alles Mögliche an Elektronik, die nicht mehr gebraucht wird. Dabei funktionie­ren die meisten Geräte eigentlich immer noch gut. Wir haben gesagt: Das kann es nicht sein, dass da so viel Potenzial liegen bleibt.

Wie alt darf ein Gerät sein, damit es sich noch auszahlt, es zu erneuern?

Unsere Topseller sind zwischen zwei und drei Jahre alt. Für viele Kunden reicht was Älteres, Günstigere­s.

Was verkaufen Sie am besten?

Aktuell iPhone 12 und 13.

Das sind immer Geräte, die in der Neuanschaf­fung teuer sind. Da zahlt sich die Erneuerung dann aus.

Genau. Vor allem bei höherpreis­igen Produkten ist natürlich klar, dass sich das auszahlt. Aber eigentlich zahlt sich alles über 100 Euro aus und macht ökonomisch Sinn.

Woher kommt die Idee des Geräteerne­uerns? Sie haben 2017 gestartet, da kannte man das Wort Kreislaufw­irtschaft noch gar nicht.

Stimmt. Es war für uns als Gründer damals schon klar, dass wir uns als Gesellscha­ft irgendwie verändern müssen. Immer alles neu produziere­n und dann wegwerfen, das kann auf unserer Erde nicht funktionie­ren. Ich habe in den USA studiert, da gab es dieses System schon. Wir haben uns dann den Markt in Europa angesehen und wollten eine Plattform machen, die es für Kunden so einfach wie möglich macht.

Das alles funktionie­rt dezentral. Woher nehmen Sie die Geräte, wer bereitet sie auf?

Wir arbeiten mit circa 300 Partnern auf unserer Plattform, die immer auf einzelne Geräte spezialisi­ert sind. Viele Geräte kommen aus Firmen, die alle zwei Jahre auf neue Modelle umsteigen. Dann gibt es einen 40-stufigen Prozess, den ein Gerät durchläuft. Es wird erneuert, was erneuert werden muss. Und alle Daten werden gelöscht.

Wie stellen Sie sicher, dass die Firmen korrekt arbeiten?

Wir passen extrem gut auf, mit wem wir zusammen arbeiten. Die Firmen müssen sich bei uns bewerben, dann gibt es einen Bonitätsch­eck und wir schauen uns ständig die Kundenzufr­iedenheit an. Wenn ein Händler schlechte Qualität liefert, handeln wir sofort.

Wie groß ist Ihre Konkurrenz in Europa?

Es gibt nur zwei Firmen in Europa. Das sind wir und ein französisc­her Anbieter.

Sie haben 300 Mitarbeite­r, auch die sind sehr dezentral zumeist im Homeoffice in ganz Europa verstreut.

Genau. Wir haben einen sehr großen technische­n Aufwand, also sehr viele IT-Spezialist­en. Aber dann auch Marketing und Sales etc. Wir arbeiten Remote First – also tunlichst von daheim. Die besten Mitarbeite­r finden wir so in ganz Europa. Dreimal im Jahr haben wir eine sogenannte Office-Week, wo wir alle zusammenko­mmen.

Können Sie eine Umsatzzahl nennen?

Wir verraten unseren Außenumsat­z. Der Wert der Produkte, die über unsere Plattform verkauft wurden, hat eine Milliarde erreicht.

Und sie haben 54 Millionen in einer Investment­runde eingesamme­lt. Was wird mit dem Geld gemacht?

Wir wollen weiter expandiere­n, noch mehr Märkte und noch mehr Menschen erreichen. Und den Traum von einem „guten Amazon“verwirklic­hen.

Arbeitet Ihre Firma selbst auch nur mit Refurbed-Geräten?

Ja, das schaffen wir fast. Nur der Kühlschran­k ist nicht von uns.

 ?? ?? Refurbed-Gründer Peter Windischho­fer will ein „gutes Amazon“werden – und verkauft auf seiner Plattform nur aufbereite­te Secondhand-Produkte
Refurbed-Gründer Peter Windischho­fer will ein „gutes Amazon“werden – und verkauft auf seiner Plattform nur aufbereite­te Secondhand-Produkte
 ?? ?? Im KURIER Business Gespräch: Peter Windischho­fer
Im KURIER Business Gespräch: Peter Windischho­fer

Newspapers in German

Newspapers from Austria