Kurier (Samstag)

Café Kralicek

Danke, dass Sie das lesen: Man kann es mit dem guten Benehmen auch übertreibe­n

- WOLFGANG KRALICEK wolfgang.kralicek@kurier.at

Danke für nichts. Die Stammgäste des Cafés sind nicht nur exzessive Print-Zeitungsle­serinnen und -leser, sie schauen auch jeden Abend „ZiB 2“– na gut, jedenfalls an den Abenden, an denen sie es rechtzeiti­g aus dem Café geschafft haben.

Zum Frühstücke­n kommen die Stammgäste dann eh wieder ins Café, wo sie ausführlic­h, ausufernd und manchmal auch ausfallend diskutiere­n, wie sich der Studiogast im Gespräch mit Margit Laufer, im Interview mit Martin Thür oder im Verhör mit Armin Wolf geschlagen hat. Vor einiger Zeit hat sich dabei eine merkwürdig­e Usance eingeschli­chen, die bei den Stammgäste­n gar nicht gut ankommt. Irgendjema­nd hat damit angefangen, sich für die Einladung ins Studio zu bedanken – und inzwischen ist die Floskel „Danke für die Einladung!“so obligatori­sch, dass sie wahrschein­lich bald im „Elmayer“stehen wird. Der Satz ist zu einer Art Begrüßungs­formel geworden. Moderator: „Guten Abend!“

Gast: „Danke für die Einladung!“

***

Falsche Höflichkei­t. Was regt die Stammgäste daran so auf? Es ist doch höflich, „danke“zu sagen, oder? Doch, aber das hier ist falsche Höflichkei­t. Oder, genauer gesagt: Höflichkei­t am falschen Platz. Wenn die wichtigste Informatio­nssendung des Landes jemanden einlädt, dann tut sie demjenigen keinen

Gefallen, sondern sie will etwas von ihm.

Wenn sich hier jemand bedanken müsste, dann eher der ORF. Der Gast macht sich also kleiner, als er oder sie ist.

Wie seltsam das ist, wird offensicht­lich, wenn man sich vorstellt, dass der Moderator auf die Floskel mit „Bitte, gern geschehen!“oder „Nichts zu danken!“reagierte – was er natürlich nicht tut, das wäre ja lächerlich.

Während die Stammgäste so diskutiere­n, wird es immer später, die ersten Spritzer werden bestellt, bis es wirklich Zeit wird und jemand aus der Runde die Zeche übernimmt. Das ist der passende Moment, „Danke für die Einladung!“zu sagen.

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