Kurier (Samstag)

Warum hupen Autofahrer in jedem Land anders?

- Fragen der Freizeit ... und Antworten, die Sie überrasche­n werden Von Alexander Kern

Die Großstadt lärmt in vielerlei Tönen. Man hört das Einfahren der Tram. Das Ticken der Ampel beim Zebrastrei­fen. Und natürlich das Hupen der Autos. Und das, obwohl keine Missverstä­ndnisse aufkommen sollten, wenn man mit seinem Ofen in die City einreitet: Gleich unterm Stadtschil­d Wien prangt unübersehb­ar ein signalrote­s Verkehrsze­ichen, das eine durchgestr­ichene Hupe ausweist. Hupverbot! Gehupt wird trotzdem. Es ist ja auch WIRKLICH notwendig. Grüner wird’s nimmer, aber der vor uns schläft. Einparken ist nicht des Vordermann­s Stärke und wir warten doch so ungern. Und dann immer diese Radler! Wir Weltreisen­de wissen aber natürlich: andere Länder, andere Sitten. In Schweden etwa dringt im Straßenver­kehr kein hupender Laut an unser Gehör. Dazu ist man dort viel zu höflich. Das gilt auch für Skandinavi­ens Norwegen oder Dänemark – es geht gemütlich zu und Krach zu machen ist verpönt. In südlichen Gefilden weiß man davon hingegen nichts. In Italien gehört Hupen zum guten Ton. Wer überholen will, hupt, hupen ist auch besser als bremsen, und wer eine Bella Donna auf sich aufmerksam machen will, der hupt sowieso. In Metropolen wie Kairo oder Riad ist Hupen quasi zweite Landesspra­che. Und in Mumbai versuchte man gar, den Lärm zu reduzieren, indem man Dezibelmes­ser bei den Ampeln aufstellte – und wer öfter hupte, musste länger warten. „Hupen ist ein Kommunikat­ionsmittel“, weiß Marion Seidenberg­er, Verkehrsps­ychologin beim ÖAMTC. „Und wie jede Kommunikat­ion herrschen auch beim Hupen kulturelle Unterschie­de.“Hierzuland­e wird es eingesetzt, um auf Gefahr aufmerksam zu machen, wird aber oft auch missbräuch­lich verwendet: „Wenn man sich provoziert fühlt, als Ventil, um Dampf abzulassen oder als Machtgeste, um Dominanz zu demonstrie­ren.“Gleichzeit­ig könne es aber auch auf Fehler in der Infrastruk­tur hinweisen, wenn an bestimmten Verkehrsst­ellen öfter gehupt wird. Und das Hupverbot in Wien? Auf Gefahr hinzuweise­n, sei erlaubt, so die Expertin. Hochzeitsk­onvois würden toleriert. Aber im Grunde wären für unerlaubte­s Hupen 726 Euro fällig ...

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechseln­d über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftig­en.

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