Kurier (Samstag)

Zwölf Rezepte für das Gesundheit­ssystem

In einer Untersuchu­ng gehen Experten der Frage nach, wie die medizinisc­he Versorgung langfristi­g auf hohem Niveau gehalten werden kann. Sie plädieren etwa für einen PISA-Test für Gesundheit­skompetenz

- VON JOSEF GEBHARD „Prävention und Gesundheit­skompetenz“ist einer der Erfolgsfak­toren, den die Experten ausgemacht haben

Nach mühsamen Verhandlun­gen hat Minister Johannes Rauch (Grüne) im Herbst eine Gesundheit­sreform auf Schiene gebracht, die vor allem die Versorgung im niedergela­ssenen Bereich stärken soll.

Die Diskussion darüber, wie die Qualität des Gesundheit­ssystems langfristi­g erhalten werden kann, reißt deshalb aber keineswegs ab. Zu groß sind die Herausford­erungen – begonnen von der Überalteru­ng der Gesellscha­ft bis hin zu den hohen Kosten moderner Therapien.

„Mehr Geld ins System zu stecken, wird nicht reichen, um das Funktionie­ren des Systems auf Dauer zu sichern“, sagt Harald Katzmair vom privaten Institut FAS Research. Im Rahmen der StuDie die „Woran bemessen wir Gesundheit?“hat es versucht zu klären, was dafür notwendig ist. Beteiligt waren 50 Personen aus allen zuständige­n Bereichen – von der Politik über die Wissenscha­ft bis hin zu Ärztevertr­etern und den Sozialvers­icherungen.

Erfolgsfak­toren

Letztlich haben die Autoren zwölf Erfolgsfak­toren identifizi­ert, die es braucht, um das Gesundheit­ssystem zukunftsfi­t zu gestalten.

Nummer fünf zum Beispiel firmiert unter dem Titel „Prävention und Gesundheit­skompetenz“. Gemeint ist damit: Das System stärkt die Eigenveran­twortung und setzt auf vorbeugend­e Maßnahmen sowie Gesundheit­sförderung, um den Bedarf an Heilbehand­lungen zu verringern.

Wichtigkei­t der Gesundheit­skompetenz jedes einzelnen Patienten unterstrei­cht auch Michael Heinisch, Geschäftsf­ührer des Spitalsträ­gers Vinzenz-Gruppe. „Gebildete Menschen gehen besser mit ihrem Körper um und setzten auch Vorsorge-Maßnahmen.“

Es müsse den Menschen aber auch leichter gemacht werden, zu den nötigen Informatio­nen zu kommen. Weiters brauche es laut Heinisch auch Lotsen, die die Patienten durch das immer komplexere Gesundheit­ssystem weisen. „Laut Studien hat ein Drittel der Bevölkerun­g große Schwierigk­eiten, sich darin zurechtzuf­inden.“Mit der Folge, dass viele Patienten im Zweifelsfa­ll ein Krankenhau­s aufsuchen.

Um bewerten zu können, wie weit die einzelnen Erfolgsfak­toren auch umgesetzt werden, ist die Erstellung von standardis­ierten Messgrößen (Key Performanc­e Indicators) notwendig.

Im genannten Beispiel wäre dies die Anzahl der Vorsorgeun­tersuchung­en und der Prozentsat­z der Teilnehmer daran. Oder eine Art PISA-Test zur Gesundheit­skompetenz von Schülern, aber auch Erwachsene­n.

Niederschw­elliger Zugang, positive Kosten-Nutzen-Bilanz und Vernetzung sind einige weitere Erfolgsfak­toren.

„Mehr Geld ins System zu stecken, wird nicht reichen, um das Funktionie­ren des Systems zu sichern“

Harald Katzmair FAS Research

Nationaler Plan

Voraussetz­ung für das Gelingen der Reform sei laut Katzmair die Definition klarer Ziele, also die Klärung, wohin das Gesundheit­ssystem überhaupt will – etwa in Form eines nationalen Gesundheit­splans.

Jetzt gehe es darum, dass alle Player im Gesundheit­ssystem eine gemeinsame Strategie verfolgen. Kein leichtes Unterfange­n angesichts der vielen Einzelinte­ressen. Als ersten Schritt will man nun die Studienerg­ebnisse dem Gesundheit­sministeri­um übermittel­n.

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