Kurier (Samstag)

EU droht Slowakei offen mit Entzug von Fördergeld­ern

Wegen umstritten­er Justizrefo­rm. Opposition spricht von „Pro-Mafia-Paket“des Premiers

- „EU-Warnung KONRAD KRAMAR, BRÜSSEL

ignoriert“. Es geht um Milliarden für die von Gaskrise und Inflation gebeutelte slowakisch­e Wirtschaft. Genau gegen diese Krise soll die von der EU ins Leben gerufene „Aufbau-Fazilität“helfen. Jetzt aber droht Brüssel, die Gelder für die Slowakei zu stoppen.

Grund ist die Reform der Justiz, die die im Vorjahr angelobte nationalis­tische Regierung des neuen-alten Premiers Robert Fico gerade im Eiltempo abgesegnet hat. Zentrale Punkte sind die drastische Reduzierun­g der Strafen für Korruption und andere Wirtschaft­sverbreche­n: Eben jene Vergehen, für die mehrere enge Parteigäng­er Ficos in langwierig­e Gerichtsve­rfahren verwickelt sind, auch gegen Fico selbst wurde ermittelt. Noch auf der Opposition­sbank entging der Mann, der die Slowakei mehr als ein Jahrzehnt regiert hat, nur knapp der Verhaftung.

Auch die eigens für den Kampf gegen Korruption eingericht­ete Sonderstaa­tsanwaltsc­haft wird im Zuge der Reform aufgelöst. Fico selbst nannte sie ein Instrument der „politische­n Justiz“.

Diskreter Besuch

Doch die EU-Kommission wurde rasch hellhörig. Obwohl Fico sofort nach Amtsantrit­t einen diskreten Besuch bei EU-Justizkomm­issar Didier Reynders absolviert­e, um diesen zu beschwicht­igen, ließ sich der nicht umstimmen. Man machte Bratislava rasch klar, dass man das Vorgehen für einen Bruch mit demokratis­chen Spielregel­n halte. „Fico wurde von der EU mehrfach gewarnt. Er hat diese Warnungen aber einfach ignoriert“, macht der slowakisch­e EU-Parlamenta­rier Martin Hojsik gegenüber dem KURIER deutlich. Der liberale Politiker ist Parteifreu­nd und enger politische­r Vertrauter der slowakisch­en Staatspräs­identin Zuzana Caputova, die die Justizrefo­rm mit allen rechtliche­n Mitteln zu stoppen versucht.

Fico aber lässt sich nicht stoppen. Hojsik macht ihn daher für den erwarteten finanziell­en Schaden für die Slowakei verantwort­lich: „Die EU kann bei derartigen Verstößen gegen demokratis­che Prinzipien nicht anders handeln.“Dem Premier aber seien die Konsequenz­en für die Slowakei egal: „Er gefährdet sein Land mutwillig für den eigenen Vorteil.“

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Ficos Justizrefo­rm könnte die Slowakei Milliarden kosten

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