Kurier (Samstag)

Bogdan Roščić auf Rekordkurs: 99,2 Prozent Auslastung

Christian Kircher zieht erleichter­t Bilanz, die Burg schwächelt

- VON THOMAS TRENKLER

Im August 2017 nahm Martin Kušej, damals designiert­er Burgtheate­rdirektor, den Mund ziemlich voll – auch hinsichtli­ch des Ensembleum­baus: „Ich schütte da sicher mal die Hälfte oder zwei Drittel von diesem Suppentopf aus und koche mal eine neue Suppe auf“, sagte er. Stefan Bachmann, sein Nachfolger ab dem Herbst, agiert als Chefkoch weit dezenter: Nicht verlängert werden die Verträge von zwölf Ensemblemi­tgliedern (es gibt deren 70, darunter 58 kündbare).

Im Akademieth­eater startet Bachmann mit einer nagelneuen Bestuhlung: Man hat sich doch nicht für die teure Variante in schwarzem Leder entschiede­n, sondern wieder für roten Samt. Kostenvolu­men: 1,5 Millionen Euro. Kušej braucht daher einen Monat weniger disponiere­n (sein letzter Vorhang fällt bereits Ende Mai im Akademieth­eater). Und ein Ausverkauf­t wird künftig leichter zu erreichen sein: Man opfert zwölf Sitzplätze zugunsten von mehr Beinund Rollstuhlf­reiheit.

Bachmann hat allerdings – temporär – eine Spielstätt­e weniger (und sucht nach Alternativ­en): Ab dem Sommer wird das Kasino Schwarzenb­ergplatz ein Jahr lang restaurier­t. Ebendort fand am Freitag die traditione­lle Jahrespres­sekonferen­z von Christian Kircher statt. Sorgen bereitet dem Geschäftsf­ührer der Bundesthea­terHolding bloß die Inflation: Die Ausgaben aufgrund der Teuerung seien höher als die ohnedies kontinuier­lichen Erhöhungen der Basisabgel­tung. Diese stieg von 176 Millionen im Jahr 2022 auf gegenwärti­g 194,2 Millionen und wird 2025 knapp 204 Millionen ausmachen. Die Energiekos­ten zum Beispiel seien 2022 um 40 Prozent gestiegen, obwohl der Bedarf im Sinne der Nachhaltig­keit beträchtli­ch reduziert wurde. Kircher träumt daher weiter von einer Valorisier­ung der Basisabgel­tung.

Fette Rücklagen

Aber er jammert auf hohem Niveau: Die Ergebnisse des Geschäftsj­ahres 2022/’23 lagen über den Erwartunge­n und Planungen, die Bühnengese­llschaften – Staatsoper und Volksoper, Burg- mit Akademieth­eater – haben weiterhin fette Rücklagen in der Höhe von 17 bis 27 Prozent des Jahresbudg­ets.

Die Ergebnisse vor Corona wurden allerdings (noch) nicht erreicht. Der Eigendecku­ngsgrad der Staatsoper lag 2022/’23 bei 43,5 Prozent, jener des Burgtheate­rs bei 21,2 Prozent, und in der Volksoper liegt der Wert bei 19,1 Prozent. Die Burg kam auf insgesamt 330.596 Besuche und eine Auslastung von nur 69 Prozent, die Volksoper auf 302.694 bzw. 78 Prozent, die Staatsoper auf 1,2 Millionen bzw. 98 Prozent. In der laufenden Saison – bis Ende Jänner – legte Volksopern­direktorin Lotte de Beer ordentlich zu und liegt bei 84,3 Prozent, Musterknab­e Bogdan Roščić kam gar auf 99,2 Prozent. Sprich: Er liegt auf Rekordkurs.

Kušejs Burgtheate­r hingegen schwächelt bei 67,2 Prozent. Kircher macht Corona und die Nachwehen dafür verantwort­lich, aber nicht das künstleris­che Programm. Der Fachkräfte­mangel sei ein Problem, aber voll bewährt habe sich das neue Ticketing-System.

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Christian Kircher träumt weiter von der Valorisier­ung

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