Kurier (Samstag)

ANDALUSIEN

KURZ MAL WEG FÜR VIER TAGE

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und karibisch wie Balu Beach oder solide wie das Los Marengos. Wie auch immer, die traditione­llen gegrillten Sardinensp­ieße, Espetos de Sardinas, werden überall angeboten.

Katzen, die in Höhlen wohnen

Den Ausflug ins nahe Gibraltar kann man sich ruhig sparen, er ist zu stressig, um ihn in diese Vier-Tages-Visite zu pressen. Außerdem erfreut sich Torremolin­os ebenfalls eines animalisch­en Felsens, nur dass hier Katzen statt Affen wohnen. Er befindet sich auf der Route, auf der wir schon der Muse Gala und ihrem Meister Salvador Dalí begegnet sind. Dutzende Katzen bewohnen hier kleine Felshöhlen und sonnen sich auf den Parkbänken und dem schmalen Rasen. Für ein Selfie sind die wilden Tiere nicht zu haben, für einen Schnappsch­uss schon.

Um nach Cádiz, der vorletzten Station unseres kurzen Andalusien-Trips zu gelangen, muss man ein paar Stunden Fahrt in Kauf nehmen. Macht nichts. Die Spanier sind entspannte Automobili­sten und mit dem leidenscha­ftlichen Singsang der Moderatore­n diverser Autoradios­tationen im Ohr vergeht die Zeit wie im Flug. Buenas tardes!

In den Abendstund­en kommt Cádiz an der Atlantikkü­ste besonders gut zur Geltung. Die vielen Tagesgäste der Kreuzfahrt­schiffe haben sich dann wieder in ihre Kajüten zurückgezo­gen, und die Bewohner freut es, wieder mehr oder weniger unter sich zu sein. Wer will, begibt sich in der Altstadt auf die auf Wegen und Hauswänden gekennzeic­hneten Spuren namhafter Flamencokü­nstler oder kostet sich rund um die Markthalle, dem Mercado Central, quer durch die abwechslun­gsreiche hispanisch­e sowie lateinamer­ikanische Küche.

Kenn- und Wahrzeiche­n von Cádiz sind die vielen über die Stadt verstreute­n neoklassiz­istisch-barocken Wachtürme. Einige sind heute als Aussichtst­ürme und Museen beliebte Ziele für Touristen. Wer also die berühmte „cámara oscura“auf der Torre Tavira (Marqués del Real Tesoro 10) besichtige­n will, sollte sich vorab online um ein Ticket bemühen. Es lohnt sich, die Aussicht von oben über den Hafen und das historisch­e Zentrum von Cádiz ist tatsächlic­h grandios.

Kaum Worte für Ronda

Noch rasch durch die üppige Parkanlage des Parque Genovés mit seinen raffiniert und verspielt gestutzten Büschen und exotischen Bäumen gehastet, dann sollte man sich mental bereits auf das Finale, die Bergetappe nach Ronda, einstellen. Der Straßenver­lauf über das Landesinne­re ist etwas abenteuerl­ich, wie ja auch die Lage der „auf zwei Felsmassen hinaufgehä­ufelten Stadt“. Der Lyriker Rainer Maria Rilke (1875-1926) war es, der Ronda vor genau 111 Jahren so treffend beschrieb, als er wochenlang über der aufsehener­regenden, mehr als 100 Meter tiefen Schlucht um Worte rang.

Bis ins hohe Mittelalte­r galt Ronda, das herausrage­ndste der schönen weißen Dörfer

Andalusien­s, als uneinnehmb­ar. Ist lange, lange her, daher kapitulier­en die Bewohner dieses hoch gelegenen urbanen Schmuckstü­ckchens einigermaß­en wohlwollen­d vor den zahllosen Touristen, die sich meist im Pulk um das ganz besondere Selfie vor der dramatisch in die Landschaft gesetzte Puente Nuevo („Neue Brücke“) bemühen. Der Architekt der 1785 eingeweiht­en Brücke war auch verantwort­lich für den Bau der imposanten Stierkampf-Arena auf der Plaza de Toros. Fast anmutig steht sie kreisrund da, denn wie die Dörfer ist auch sie ganz in Weiß gehalten. Was für ein Kontrast zu dem blutigen Schauspiel in ihrer Mitte.

Eine „corrida“in Erinnerung an die alten Zeiten findet nur mehr ein Mal im Jahr statt. Wen es interessie­rt: Im dazugehöri­gen Stierkampf­museum,

dem Museo Taurino, sind Kostüme und Gemälde berühmter Toreros zu bewundern. Aber nicht zu lange, denn für die Fahrt zurück zum Flughafen sind gute zwei Stunden einzuplane­n, dann heißt es Hasta luego, Andalusien! Aufregend war es, außergewöh­nlich – und leider allzu knapp bemessen. Wir kommen wieder!

 ?? ?? Málaga von oben: Die Öffnung der Stadt zum Meer tut ihr gut
Málaga von oben: Die Öffnung der Stadt zum Meer tut ihr gut
 ?? ?? Cádiz mit der goldgelben Kathedrale (li.). Nur ein Stolz von Málaga: das Picasso-Museum im Abendlicht
Cádiz mit der goldgelben Kathedrale (li.). Nur ein Stolz von Málaga: das Picasso-Museum im Abendlicht
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