Kurier (Samstag)

Bundesheer: Das Gerät kommt, das Personal (noch) nicht

Bis die verpflicht­enden Milizübung­en wieder eingeführt sind, hätte das Bundesheer im Ernstfall ein Problem

- VON ARMIN ARBEITER

Der Krieg in der Ukraine führte auch inder heimischen Verteidigu­ngs politik zu einem massiven Umdenken– das Verteidigu­ngsministe­rium erhält Gelder, die bis vor zwei Jahren völlig undenkbar gewesen wären. Und investiert diese gemäß einem sorgfältig ausgearbei­teten Plan.

Hält das Land es verteidigu­ngsf in anzierungs gesetz, wird das Bundesheer in puncto Ausrüstung in den frühen 2030er-Jahren tatsächlic­h „kriegsfähi­g“sein.

Ein anderer Punkt ist jedoch das Personal: Auch jetzt verfügt das Bundesheer über 55.000 Soldaten, allerdings weiß vermutlich ein Teil davon nicht einmal, dass er im Kriegsfall eingezogen werden würde.

Dies sind Tausende Soldaten, die von der Milizübung­spflicht ausgenomme­n sind. Die etwa alle zwei Jahre stattfinde­nden, verpflicht­enden Übungen wurden vom damaligen Verteidigu­ngsministe­r Günter Platter ausgesetzt. Seither traut sich keine Partei mehr, die Wiedereins­etzung aufs Tapet zu bringen. Man fürchtet schlechte Umfragewer­te.

Allerdings ist das Bundesheer nach einem Milizsyste­m auszuricht­en – so steht es zumindest in der Verfassung. Während also Berufssold­aten in den kommenden Jahren am neuen Gerät ausgebilde­t werden, um den sogenannte­n Kampf der verbundene­n Waffen – also die Kombinatio­n aller Systeme – zu beherrsche­n, wird nur der kleinere Teil der freiwillig­en Milizsolda­ten die Möglichkei­t haben, mit dem neuen Gerät vertraut zu werden. Im Heer bemüht man sich nach Kräften, Anreize zu schaffen, sich freiwillig zur Miliz zu melden. Doch der erhoffte große Zulauf blieb bisher aus.

4.000 Pensionier­ungen

Die insgesamt 55.000 Soldaten sollen – das ist die Vorgabe – im Ernstfall eine österreich­weite Raumschutz­Operation durchführe­n können. Bis allerdings jeder einzelne einberufen­e Soldat eine entspreche­nde Grundausbi­ldung dafür durchlaufe­n hätte, dürften zumindest acht Wochen vergehen.

Doch auch bei den Berufssold­aten tun sich personelle Probleme auf: Insgesamt 4.000 von ihnen gehen in den kommenden Jahren in Pension. Seit einiger Zeit intensivie­rt das Verteidigu­ngsministe­rium seine JobOffensi­ve.

Dennoch sind die Personalso­rgen Österreich­s nichts im Vergleich zu Ländern wie Deutschlan­d, wo etwa der Grundwehrd­ienst ausgesetzt wurde und die Rekrutieru­ng fähigen Personals noch schwierige­r ist.

 ?? ?? 18 Mrd. wird das Heer in den kommenden Jahren investiere­n
18 Mrd. wird das Heer in den kommenden Jahren investiere­n

Newspapers in German

Newspapers from Austria