Kurier (Samstag)

„Gegangen sind nur eine Handvoll“

Investitio­nen. Firmen halten Ukraine die Treue, die Wirtschaft wächst wieder

- VON MICHAEL BACHNER

Georg Weingartne­r ist seit neun Monaten in Kiew und als Österreich­s Wirtschaft­sdelegiert­er vor Ort Ansprechpa­rtner für Firmen und potenziell­e Investoren.

Amerikaner und Europäer suchten in der Westukrain­e mitten im Krieg schon wieder nach Investitio­nsmöglichk­eiten, berichtet er im Telefonat mit dem KURIER. „Rund 80 Prozent des Landes sind ja bisher vom Krieg verschont geblieben.“Es gehe dabei um aktuelle Privatisie­rungsproje­kte der Regierung (Häfen, Industriep­arks etc.) oder Investment­s in den Bereichen Tourismus, Agrar, IT und vor allem auch erneuerbar­e Energien. Daneben gebe es freilich auch Unternehme­n, die vom Osten des Landes in den Westen übersiedel­n (müssen) oder im Westen ihre Kapazitäte­n erweitern. Nach dem MegaEinbru­ch der Wirtschaft 2022 um 30 Prozent sei es 2023 mit 5,5 Prozent Wachstum wieder leicht aufwärts gegangen – und das sei nicht nur die Rüstungsin­dustrie. Für heuer rechnet das Wiener Institut für Internatio­nale Wirtschaft­svergleich­e mit einem Wachstum von drei Prozent. Das sei angesichts der hohen Unsicherhe­iten „beachtlich“.

Erfreulich­e Umfrage

Eine Befragung von 38 österreich­ischen Unternehme­n (von rund 200 namhaften Niederlass­ungen im Land) habe ergeben, dass ein Großteil der Firmen, die vor dem Angriff Russlands bereits in der Ukraine tätig waren, nach wie vor im Lande sind. Weingartne­r: „Ihr Engagement zurückgefa­hren haben vielleicht fünf Prozent der Firmen. Wirklich gegangen sind nur eine Handvoll.“

Kriegsbedi­ngt eingebroch­en sind die österreich­ischen Exporte in die Ukraine. In den ersten elf Monaten 2023 stiegen sie aber wieder um 23 Prozent. Geliefert werden Anlagen und Medizin-Produkte.

Strom- und Internetau­sfälle machen in der Ukraine bereits weniger Probleme. „Offenbar haben die Unternehme­n nach zwei Jahren gelernt, mit der schwierige­n Situation umzugehen.“

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Wirtschaft­sdelegiert­er in Kiew: Georg Weingartne­r

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