Kurier (Samstag)

Nicht finanzierb­ar?

Wohnbaufin­anzierung. Die Zinsen sind derzeit hoch, die Inf lation ebenso. Wie man sich dennoch den Traum vom Eigenheim finanziere­n kann

- VON CLAUDIA WEBER

Eine Doppelhaus­hälfte, 4,5 Zimmer, 113,84 m², ein kleiner Garten mit Pool: Wenige Kilometer von der Stadt Salzburg entfernt kostet dieser Traum vom Eigenheim laut der Anzeige 739.960 Euro. Wunderschö­n, aber wie kann man sich so einen Traum heutzutage noch leisten? Ein Kredit ist eine Lösung.

Das große Warten

Durch die Zinswende, verschärft­e Vergabekri­terien und die Inflation ist die Nachfrage nach Krediten seit Mitte 2022 gesunken. Das bestätigt ein Diagramm der Österreich­ischen Nationalba­nk. Demnach lag die Jahreswach­stumsrate von Wohnbaukre­diten privater Haushalte im April 2022 bei 7,5 Prozent und im Dezember 2023 bei -2,4 Prozent. „Das Interesse am Eigentum ist aber nach wie vor hoch. Die Menschen lassen sich nur länger Zeit bei der Entscheidu­ng und rechnen genauer nach“, sagt Finanzieru­ngsexperti­n Ursula Hillinger vom unabhängig­en Beratungsu­nternehmen Infina. Sie würden auch abwarten, bis die Zinsen wieder sinken. „Das Problem ist, die Leute fixieren sich immer auf den aktuellen Zinssatz. Langfristi­g betrachtet liegt der aktuelle Zinssatz immer noch im guten Durchschni­tt. Und senken sich die Zinsen, steigen wieder die Immobilien­preise, da die Nachfrage steigt“, erklärt Hillinger.

Finanzierb­ar

Hillinger hat in ihrer Tätigkeit als Finanzieru­ngsberater­in täglich mit Menschen zu tun, die glauben, sie können sich den Traum vom Eigenheim nicht leisten: „Ihnen wurde gesagt, sie seien nicht finanzierb­ar, dabei liegt es oftmals gar nicht an den Kunden selbst, sondern daran, dass sie bei der falschen

Bank angefragt haben. Denn jede Bank hat ihre eigenen internen Vergaberic­htlinien.“Aufschluss darüber, ob man sich eine Wohnung, ein Haus oder die Sanierung leisten kann, gibt nur eine umfassende Beratung bei einem unabhängig­en Finanzieru­ngsexperte­n, spezialisi­ert auf Wohnbaufin­anzierunge­n.

20 Prozent Eigenmitte­l

In der Beratung sieht man sich gemeinsam die Ein- und Ausgaben an, spricht über finanziell­e Möglichkei­ten und Risiken, die sehr individuel­l sind. „Wir versuchen immer, eine Lösung zu finden. Wir sehen auch, dass die Vernunft der Österreich­er sehr hoch ist und wir wenig Zahlungsau­sfälle verzeichne­n“, sagt Hillinger. Fest steht, dass folgende Kriterien erfüllt sein müssen, damit ein Kredit bewilligt wird: Eigenmitte­l in der Höhe von 20 Prozent der Gesamtinve­stitionsko­sten, ein aktives Einkommen (selbststän­dig oder angestellt), keine Negativmel­dungen in Kreditevid­enzen und eine leistbare, monatliche Kreditrate. Wobei diese 40 Prozent des monatliche­n Einkommens nicht übersteige­n darf. „Und wenn der Kunde nicht finanzierb­ar ist, dann muss man das auch ehrlich sagen“, so die Expertin. Laut Hillinger hoffen viele Österreich­er noch immer auf eine Vollfinanz­ierung: „Diese gibt es in Österreich derzeit nicht.“Kompetente Finanzbera­ter wissen aber auch hier eine Lösung. „Es gibt dennoch Möglichkei­ten unter die 20 Prozent Eigenmitte­l zu kommen, wenn man beispielsw­eise mit Banken aus Deutschlan­d kooperiert“, sagt Hillinger.

Letztlich muss man wissen, ob man sich für eine langfristi­ge Finanzieru­ng entscheide­t. Die vielfältig­en Möglichkei­ten dazu zeigen Profis auf. „Trotz hoher Zinsen und der Inflation ist man mit Eigentum immer noch besser aufgestell­t als mit einer Mietwohnun­g. Bei einem Kredit zahlt man 20-30 Jahre lang die gleiche Rate. Die Miete erhöht sich hingegen jährlich“, sagt Hillinger. Außerdem baut man damit Vermögen auf. „Dafür gibt es keinen schlechten Zeitpunkt. Denn Konditione­n kann man auch immer nachverhan­deln.“

Diese Serie erscheint in redaktione­ller Unabhängig­keit mit finanziell­er Unterstütz­ung der Fachgruppe der Finanzdien­stleister in der Wirtschaft­skammer Wien.

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