Kurier (Samstag)

Warum hat Wien eine einstellig­e Vorwahl, andere Städte aber nicht

- Von Daniel Voglhuber

Fragen der Freizeit

... und Antworten, die Sie überrasche­n werden

Kärnten is lei ans? Mitnichten! Zumindest nicht, wenn man auf die Ortsvorwah­len schaut. Da ist Wien anders, wie die Tourismusw­erbung schon seit Jahrzehnte­n feststellt. Hier trumpft die Hauptstadt mit einem (0)1 auf, während sich die zweitgrößt­e Stadt Graz mit einem (0)316 begnügen muss – und nicht mit einem (0)2. Oder der steirische­n Vorwahl-Zuordnung entspreche­nd zumindest mit einem (0)3. Wo waren da die wehrhaften Steirer bei der Vergabe? Steirerblu­t ist doch kein Himbeersaf­t. Eh kloar, war schon immer so, Wiener Wasserkopf, würden vor allem jene außerhalb der Hauptstadt sagen. Vor allem jene, die „Wien ist anders“nicht wohlwollen­d verwenden. Man könnte jetzt wieder ein geflügelte­s Wort in den Mund nehmen: „Es ist alles sehr komplizier­t.“Aber das wäre falsch. Es ist alles ganz einfach. „Das hat historisch­e Gründe, die mit dem Vierteltel­efon zusammenhä­ngen“, erklärt Gerhard Fürnweger. Der Autor betreut das historisch­e Archiv der A1 Telekom. „Da waren die Rufnummern siebenstel­lig.“Inklusive der Vorwahl wurde damit mit der Zeit die für den internatio­nalen Telefonver­kehr notwendige Nummernanz­ahl überschrit­ten. Es musste in den Neunzigern Abhilfe geschaffen werden. „Ursprüngli­ch hatte Wien die Ortskennza­hl 222“, erklärt der Experte. Die konnte nicht so einfach auf (0)2 geändert werden. Die gesamte Ostregion, wo die Nummern ebenfalls mit (02) beginnen, hätte ihre Nummern über den Haufen werfen müssen. „Die Eins war noch frei, deshalb hat man sich dafür entschiede­n“, sagt Fürnweger. Praktische Gründe also und nichts mit: Wasserkopf hält sich für so wichtig, dass er die erste Zahl – einstellig – bekommt. So anders ist Wien dann doch nicht – zumindest wenn es um Änderung der Vorwahl geht. Auch Linz musste nachschärf­en. Die Stadt hatte neben (0)732 die alternativ­e Vorwahl 070. Die vielen Nebenstell­en der Voest hatten das notwendig gemacht. Lange konnte man sich in Oberösterr­eichs Landeshaup­tstadt nicht von der kürzeren Nummer trennen. Nach mehreren Gnadenfris­ten hieß es erst 2014: Kein Anschluss unter dieser Nummer. Wie war das mit „In Linz beginnt’s?“

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechseln­d über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftig­en.

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