CHAOS deluxe
Hugh Grant ist der Wuchtelkönig unter Hollywoods Herren. Während die meisten Knattermimen darauf hinweisen, wie toll die Zusammenarbeit mit dem Regisseur war und wie sehr dieses Drehbuch eine Metapher auf die wachsende Polarisierung dieser Gesellschaft sei, hat der Knitter-Brite immer seine BonmotSchleuder im Bereitschaftsdienst. Unvergessen die Replik auf eine ReporterinnenFrage, wie hoch die weiblichen Anteile in seiner Psyche seien: „Ich mache so viel Pilates, dass mir bereits eine Vagina gewachsen ist.“Kürzlich wurde er von TalkshowModeratorin Drew Barrymore gefragt, ob er „ein Tagebuch der Dankbarkeit“führe. Dieses „Journal of Gratitude“scheint unter jener leicht auf dem Esoteriktrip surfenden Millennials-Klientel, die auch soweit geht, Voicemails an das Universum zu schicken, der letzte Spleen-Schrei zu sein. Herr Grant sah Frau Barrymore an wie einen Auffahrunfall: „Dankbar? Wofür genau? Ich habe maximal eine Liste von den Dingen, die ich aus tiefstem Herzen hasse.“Bin so bei dir, Hughie! Auf meiner stehen jene Menschen ganz oben, die die ganze Zeit nur über sich und ihre Befindlichkeiten monologisieren und null Interesse an ihrem Gegenüber haben. Frei nach dem Motto: „Red bitte nicht, wenn ich dich unterbrech!“Ursprünglich dachte ich, dass diese Monomanien der „Mich hätten Sie sehen sollen“-Schauspielerbranche vorbehalten sind, denn wahrscheinlich überlebt man ohne diesen ausgeprägten Ich-Bizeps nicht in dem Job. Aber sie werden täglich mehr und sind unterschiedlichster Herkunft. Dann kommt schon jener Typ Mensch, der sich noch bei Tisch mit den Fingern die Essensreste aus den Zähnen pult. So ekelig. Und dann jene Autofahrer, die dich, obwohl da vorne die Ampel auf Rotlicht geschaltet ist, also keine Gefahr von Zeitverlust, nicht in ihre Spur lassen. Die restlichen 178 Posten aus Platzmangel bei anderer Gelegenheit. Aber dann schon mit Hechtsprung in die Ich-Filiale „Zur Dankbarkeit“.