Kurier (Samstag)

Schnellsch­üsse schaden nicht nur der Bauwirtsch­aft

Es drohen extrem steigende Mieten

- KARL-HEINZ STRAUSS

Die Debatte um die Förderung der Bauwirtsch­aft am Beispiel Eigenheim-Bonus zeigt, wie wenig planvoll vorgegange­n wird. Es geht darum, die Baukonjunk­tur zu stärken und vor allem den Wohnungsma­rkt anzukurbel­n. Vorschläge wie der Eigenheim-Bonus, Mietpreisd­eckel und staatliche­s Eingreifen bei Grundstück­en sind ein Alarmzeich­en. Es mangelt an der Durchsetzu­ngskraft für Veränderun­gen, die tatsächlic­h nachhaltig wirken – stattdesse­n werden Wahlkampfg­eschenke in den Raum gestellt.

Wir befinden uns derzeit in einer Zwickmühle zwischen KIM-Verordnung, stark gestiegene­n Zinsen, Grundstück­spreisen, die enorm zugelegt haben, und höheren Baupreisen. Ein Fallen der KIM-Verordnung ist ebenfalls, insbesonde­re aufgrund unseres Top-Ratings, nicht absehbar. Die Baupreise werden sich so schnell nicht verändern. Warum denn auch? Die Materialpr­eise haben zwar den Peak überschrit­ten, aber das wurde durch enorm hohe Lohnsteige­rungen ausgeglich­en und die ohnehin knappen Margen können gar nicht kleiner werden.

Bei den Grundstück­spreisen ist ebenfalls keine Preisminde­rung in Sicht. Allenfalls gehen sie ein bisschen nach unten, wenn unbedingt verkauft werden muss und nur bei wirklich schlechten Lagen. Gute Lagen werden eher teurer, da Grundstück­e nicht vermehrbar sind. Daher sehe ich nur bei den Zinsen Licht am Horizont, eine Zinssenkun­g in den nächsten 12 bis 18 Monaten ist absehbar. Die Wohnbauför­derung für Personen, Familien und gemeinnütz­ige Wohnbauver­einigungen hat schon in früheren Jahren das Bauen von Miet- und Eigentumsw­ohnungen und Eigenheime­n in ausreichen­dem Maße ermöglicht.

Wir brauchen langfristi­ge Finanzieru­ngen auf mindestens 20 bis 30 Jahre, mit einem gestützten Zinssatz von 1 Prozent bis maximal 2 Prozent. Der Grundstück­santeil sollte stehen bleiben und nicht getilgt werden müssen. Der Wert des Grundstück­s wird jedenfalls steigen und dient als Sicherheit.

Die Förderung der Zinskosten kann von Einkommens­grenzen der Personen abhängen und trifft so genau die Richtigen. Das Gleiche gilt für gemeinnütz­ige Wohnbauges­ellschafte­n, die damit leistbaren Wohnraum schaffen. Ebenso für die Renovierun­g der bestehende­n Gebäude. Wichtig ist: Wer eine solche Förderung bekommt, wäre aus der KIM-Verordnung auszunehme­n, bzw. fällt in die Ausnahmere­gel. Damit wären unsere Banken wieder handlungsf­ähig. Die Wohnbauför­derung so umzusetzen wäre rasch möglich, trifft die Richtigen und kurbelt damit das Baugewerbe und das Baunebenge­werbe unmittelba­r an.

Wenn jetzt nicht vernünftig und rasch reagiert wird, produziere­n wir eine nationale Wohnungsno­t. Wohnungen und Eigenheime können nicht gekauft werden und daher weicht man in die Miete aus. Da auch Mietwohnun­gen, bzw. -häuser nicht genügend zur Verfügung stehen oder gebaut werden können, werden die Mieten extrem steigen. Greift man dann politisch ein, kommt überhaupt alles zum Erliegen.

Was wir brauchen, sind keine Wahlkampft­öne, sondern rasche, zielgerich­tete und profession­elle Maßnahmen, über die Parteigren­zen hinaus.

*** Karl-Heinz Strauss ist Vorstandsv­orsitzende­r des Baukonzern­s PORR

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