Minutenlange Schreie gegen Femizide
Sechs Frauenmorde in kürzester Zeit: Demo „Schreitag“forderte Ende der Gewalt und Regierung zum Handeln auf
Gestern machten Dutzende Demonstrantinnen ihrem Unmut über die Reihe der kürzlich verübten Frauenmorde Luft. Mit Trillerpfeifen, Töpfen und Kochlöffeln als improvisierte Trommeln, aber vor allem mit ihren Stimmen. Minutenlang schrien die Teilnehmerinnen in Hörweite des Innenministeriums, trommelten und skandierten „Stoppt Femizide, man tötet nicht aus Liebe.“
Zum „Schreitag“hatte der Österreichische Frauenring (ÖFR) aufgerufen. Hintergrund war die Tötung von sechs Frauen binnen weniger Tage. Mehrere Dutzend Menschen, vor allem Frauen, folgten dem Aufruf, darunter auch eine Gruppe Schülerinnen. Ihre Mütter hatten ihnen für die Teilnahme Entschuldigungsbriefe geschrieben. In der Schule hätten sie miteinander sehr viel über die Morde gesprochen. Sie würden sich aber wünschen, dass Femizide auch im Unterricht thematisiert werden.
„Die Frauen und Mädchen wurden vom Vater, dem Ehemann oder einem Fremden getötet. Wir wollen bei dieser Welle an Gewalt nicht mehr zusehen. Es wird gemordet, bedroht und misshandelt“, kritisierte Frauenring-Vorsitzende Klaudia Frieben.
Die Regierung müsse alle Maßnahmen ergreifen, und das sofort. Die Gewalt an Frauen zu beenden, müsse oberste Priorität haben und ein Übergehen zur Tagesordnung dürfe es nicht mehr geben.
Rasches Handeln gefordert
Seit 2018 wurden in Österreich 144 Femizide verübt. Im Jahr 2023 gab es in Österreich 51 versuchte Tötungen an Frauen und 27 Femizide, heuer sind es bisher sieben Tötungen und neun Mordversuche. Die schwarz-grüne Bundesregierung reagierte am Donnerstag mit einem Gewaltschutzgipfel auf die Serie an Frauenmorden, angekündigt wurde unter anderem eine nachhaltige Gewaltschutz-Strategie.
Diese sei laut Frieben zu begrüßen, es sei jedoch unklar, wann Maßnahmen gesetzt werden: „Diese Zeit haben Frauen nicht.“Gefordert werden vom ÖFR 250 Millionen Euro jährlich und eine Aufstockung von mehr als 3.000 Vollzeitarbeitsplätzen in der Gewaltprävention.
Zu den Demonstrantinnen gehörte auch die Wiener Abgeordnete Mireille Ngosso (SPÖ) sowie Viktoria Spielmann (Grüne). Spielmann sieht die Gesamtstrategie positiv, Österreich habe aber ein handfestes Problem mit Männergewalt, weshalb es mehr feministische Politikerinnen brauche. „Eine feministische Frauenministerin wäre schon ein guter Start“, kritisierte sie Ministerin Susanne Raab (ÖVP).