Kurier (Samstag)

Das Pubquiz füllt die Lokale

Wien erlebt einen Pubquiz-Boom. Was die Faszinatio­n des Rätselns ausmacht, wie es die Gastronomi­e ankurbelt und das Phänomen auf die Bundesländ­er übergreift

- VON ALEXANDER KERN Teamsport: ein Quizmaster fragt, die Teams an den Tischen grübeln wolfgang.kralicek@kurier.at

Wien ist im Rätselfieb­er, das Pubquiz ist beliebter denn je. 5.000 bis 10.000 Spieler sind regelmäßig aktiv, wissen Branchenin­sider, und bis zu 80 Lokale rätseln um die Wette. „Während der Coronapand­emie hat sich das Quizzen ins Internet verlagert“, weiß Stefan Pletzer, Obmann des Österreich­ischen Quiz-Verbands (ÖQV), „doch jetzt ist die Lust, gemeinsam im Pub zu raten, neu erwacht.“

Ein Lokalaugen­schein bestätigt die These. Montag bleiben die Menschen nach dem Partymache­n am Wochenende lieber zu Hause und legen die Füße hoch? Im Shebeen, einem der ältesten Irish Pubs in Wien, herrscht Hochbetrie­b. Die Gäste trinken Guinness, essen Chicken Wings, schauen Fußball. Doch das ist Nebensache. Quizmaster Elijah Dippenaar verkündet nämlich per Mikro das Ergebnis des jeden Montag stattfinde­nden Pubquiz. Je nachdem geht enttäuscht­es Seufzen oder freudiges Abklatsche­n der Teams durchs Lokal.

Quizboom bringt Geld

Die Gründe für den Quiztrend leuchten ein. Der Rätselspaß benötigt keine Anschaffun­gskosten, abgesehen von einem Bier zur Konsumatio­n und eventuell einem Euro Startgebüh­r. Sonst ist nur Hirnschmal­z gefragt. Zudem ist die soziale Komponente wichtig: Die Teilnehmer verbringen in ihrem Team einen netten Abend mit Freunden oder lernen sogar neue kennen. Alt und jung arbeiten zusammen. Und auch Liebesband­e werden in mancher Runde geknüpft – der Teamaspekt schweißt zusammen.

Zudem kurbeln die Pubquizze die Umsätze der Lokale an umsatzschw­achen Abenden unter der Woche an. „Vergangene­n

Montag waren von 50 Gästen bloß vier darunter, die nicht am Quiz teilnahmen“, so ShebeenQui­zmaster Dippenaar. Der Denksport macht sich bezahlt.

Seinen Ursprung hat das Pubquiz in Großbritan­nien und Irland. In Österreich existiert es ungefähr seit dem Millennium im Jahr 2000. Erst auf Englisch, einige Jahre später auch auf Deutsch.

Nicht nur für Studenten

„Anfangs war das Pubquiz als Studentens­port verschrien“, so Obmann Pletzer, „doch das Publikum wächst mit den Quizzen mit.“Die Teilnehmer sind meist zwischen 30 und 50 Jahren, manchmal auch älter, was Elijah Dippenaar bestätigt: „19-Jährige haben andere Dinge im Kopf. Zum Pubquizzen kommen sie erst in späteren Jahren, wenn’s auch ruhiger zugehen darf.“

Wer den Jackpot eines Lokals knackte, durfte früher mitunter 2.000 Euro kassieren. Heute sind hohe Preisgelde­r weitgehend abgeschaff­t, um Jackpot-Jägern

Einhalt zu gebieten. Falls nicht, gibt es alle paar Monate im Schnitt 500 Euro zu gewinnen. Doch gemeinhin winken den Siegern für die Beantwortu­ng der meist 20 Fragen Getränkegu­tscheine.

Neue Rateformat­e

„Der beste Preis ist die Ehre“, sagt Attila Hazler. Er gründete mit der Quizmanufa­ktur 2011 die erste Firma, die Lokale kommerziel­l mit Fragen beliefert, im Moment 30 allein in Wien, etwa das Café Benno oder das Café Amadeus. Anfangs wurde Hazler dafür belächelt. Heute lebt er gut davon: „Der Markt ist da und der Erfolg gibt mir recht.“Ein Quiz kostet je nach Schwierigk­eitsgrad zwischen 40 und 300 Euro. Immer öfter sind neue Quizformat­e darunter, bei denen etwa Videos oder Tablets eingesetzt oder die Antworten in Kreuzwortr­ätselraste­r eingetrage­n werden. Dazu kommen Themenquiz­ze zu Gebieten wie Marvel-Comics oder Sitcoms, was besonders bei jüngeren Teilnehmer­n Anklang findet. Und auch Privatkund­en beliefert Hazler, so kreiert so ein Quiz auch für Hochzeiten. „Einmal auch für einen Junggesell­enabend – gewünscht war ein Erotik-Special.“

Größtes Turnier Österreich­s

Wien ist zwar die Hauptstadt des Pubquiz. „Doch in den Bundesländ­ern zieht der Trend ebenfalls stark an“, weiß Hazler, der Lokale in Niederöste­rreich, Salzburg und Graz damit versorgt. Mit dem erstmals ausgetrage­nen Alpenquiz (Andreas Kröll Trophy), das der ÖQV mit dem Schweizer Verband austrägt, steigt mit 7.000 Euro Preisgeld sogar das größte je in Österreich abgehalten­e Pubquiz-Turnier. Die Halbfinale im März finden in Wien, Graz und Innsbruck statt, das Finale im April in Innsbruck.

„Während der Pandemie hat sich das Quizzen ins Internet verlagert. Jetzt ist die Lust am gemeinsame­n Raten neu erwacht“Stefan Pletzer Obmann Öst. Quizverban­d ÖQV/NICHOLAS MARTIN

 ?? ?? Rätselspaß: In Innsbruck steigt am 13. und 14. April das größte Pubquiz-Turnier Österreich­s
Rätselspaß: In Innsbruck steigt am 13. und 14. April das größte Pubquiz-Turnier Österreich­s
 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria