Kurier (Samstag)

„Ich mag kein Fleisch mehr“

Ernährung. Manche Kinder verzichten auf Schnitzel und Wurst, wenn sie erfahren, wie sie hergestell­t werden, andere mögen Fleisch von klein auf nicht. Was es zu beachten gilt

- VON E. GERSTENDOR­FER Eine breite Vielfalt lässt Kinder eigene Vorlieben entwickeln und sie nicht zu Puddingveg­etariern werden

Gestern noch Würstel, heute kein Fleisch mehr – manche Kinder verweigern es, sobald sie erfahren, wie der Speck auf dem Teller hergestell­t wird. Andere mögen den Geschmack von klein auf nicht. Kann man Kinder gut vegetarisc­h ernähren, ohne dass es zu Mangelersc­heinungen kommt? Ja, sagt Tilman Kühn, Ernährungs­wissenscha­fter an der Uni und MedUni Wien. Es sei aber aufwendige­r, da man mehr auf die Nährstoffv­ersorgung achten muss. „Viele Nährstoffe aus Fleisch oder Fisch sind auch in pflanzlich­en Lebensmitt­eln. Sowohl bei Mischkost als auch bei vegetarisc­her Kost ist aber die Vielfalt wichtig“, sagt Kühn.

Milchprodu­kte, Hülsenfrüc­hte, Vollkornpr­odukte und heimische Superfoods wie Nüsse und Kürbiskern­e sind gute Lieferante­n für Nährstoffe, die sonst über Fleisch aufgenomme­n werden. Eisen und Zink lassen sich etwa gut über vegetarisc­he Quellen wie Hülsenfrüc­hte und Vollkornge­treide zuführen. Wichtig ist aber, etwas Säurehalti­ges dazu zu geben, etwa einen Fruchtsaft, um die Nährstoffe besser aufzunehme­n.

Pflanzenöl­e statt Fisch

Omega-3-Fettsäuren lassen sich etwa über Öle wie Rapsoder Leinöl zuführen. „Omega-3-Fettsäuren sind in fettreiche­n Fischen enthalten. Die wenigsten essen davon ausreichen­de Mengen. Die Versorgung ist dennoch relativ gut, weil es gute pflanzlich­e Quellen gibt“, betont Kühn. Damit Kinder nicht zu

Puddingveg­etariern werden, also vor allem ungesunde, vegetarisc­he Speisen essen, brauche es ein vielfältig­es Angebot. Das gelte genauso für fleischess­ende Kinder. „Jede Ernährungs­form sollte dem Kind von Anfang an ermögliche­n, Vorlieben zu entwickeln. Kommen gesündere Lebensmitt­el vorübergeh­end nicht gut an, muss man sich keine Sorgen machen, solange aus den großen Nahrungsmi­ttelgruppe­n, also etwa Obst und Gemüse, etwas dabei ist“, rät Kühn.

Unterstütz­en könne eine Ernährungs­beratung. Auch Babys können vegetarisc­h ernährt werden. Mittlerwei­le gibt es auch Breigläsch­en mit

Ersatzprod­ukten wie Erbsenprot­ein oder Soja. Beim Kauf empfiehlt der Ernährungs­experte aber auf die Zusammense­tzung zu achten. „Salz und gesättigte Fette, die bei tierischen Produkten nicht gesund sind, sowie hoch verarbeite­te Lebensmitt­el sind auch bei vegetarisc­hen Ersatzprod­ukten ungesund.“

Etwas schwierige­r sei die vegane Ernährung von Kindern. „Theoretisc­h können alle Nährstoffe abgedeckt werden, man muss sich aber sehr gut auskennen. Eine Empfehlung von den Fachgesell­schaften gibt es dazu bisher nicht, da Daten noch fehlen“, sagt Kühn. Erste Studien laufen aber.

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