Kurier (Samstag)

Die Wüste bebt

Der zweite Teil von „Dune“ist einer der großen Blockbuste­r des Jahres. Regisseur Denis Villeneuve über Gefühle in Actionfilm­en, den Ritt auf dem Sandwurm und die Nuancen zwischen Gut und Böse

- VON ELISABETH SEREDA Regisseur Denis Villeneuve: „Das hier ist ein Kriegsfilm“

Der Franko-Kanadier Denis Villeneuve machte sich erst in seiner Heimat einen Namen mit dem Drama „Maelstrom“. In den USA und der Welt wurde er mit „Prisoners“bekannt, für das er Hugh Jackman, Jake Gyllenhaal und Viola Davis engagierte. Der Gangthrill­er „Sicario“mit Benicio del Toro und das SciFi-Drama „Arrival“mit Amy Adams zementiert­en seinen Aufstieg, aber es waren die 100 Millionen Dollar-plus-Filme „Blade Runner 2049 und die „Dune“Trilogie, von denen seine Karriere abhängig war.

Zu seinem Glück war „Dune“, Teil 1 megaerfolg­reich, und von Teil 2, der nun weltweit in den Kinos gestartet ist, wird nichts weniger erwartet. Abgesehen Timothée Chalamet, Zendaya, Rebecca Ferguson, Javier Bardem, Josh Brolin, Stellan Skarsgard, Dave Bautista und Charlotte Rampling, wurden Austin

Butler, Florence Pugh und Christophe­r Walken engagiert. Jeder spricht über die schwarz-weiße Gladiatore­nszene in der Arena, die schon in den Büchern einen Höhepunkt bildete und im Trailer kurz angedeutet wird.

KURIER: „Dune 2“wird als cineastisc­hes Erlebnis für eine ganze Generation gehypt. War Ihnen das bewusst und ist es auch beabsichti­gt, dass es hier einen Film gibt, den man nur im Kino wirklich genießen kann?

Denis Villeneuve: Das sind die Filme, die ich immer geliebt habe, die in mir den Funken auslösten, Regisseur zu werden. Filme, in die man versinken kann, weil sie einem die Möglichkei­t geben, in die Welt ihrer Geschichte einzutauch­en. Ich liebe das wahre Kinoerlebn­is und versuche Geschichte­n zu erzählen, die ihre ganze Power im Kino haben. Ich denke an die Riesenlein­wand, wenn ich einen Film schreibe und entwerfe. Vielleicht gibt es in der Zukunft durch die Weiterentw­icklung von Virtual Reality, die einen größeren visuellen Bereich schafft, die Möglichkei­t den Kinozauber einzufange­n. Aber der Sound wird nie derselbe sein wie im Kino, denn dafür brauchst du Platz und Luft und ein Umfeld, das diese Wirkung auf dich hat.

Wie sehr achteten sie darauf, dass die Geschichte nicht nur ein Spektakel an Action ist, sondern auch einen emotionale­n Herzschlag hat?

Ein Epos mit Action zu machen ist nicht schwer. Was schwierig ist, ist nicht den Fokus zu verlieren, was die intime Beziehung zwischen Paul und Chani betrifft. Das ist der Puls des Films. Von ihrer Beziehung ist das Drama des Films abhängig. Durch ihre Augen sehen wir den politische­n Druck, den kulturelle­n Druck und die Unterdrück­ung. Das alles liegt in der Spannung, die zwischen den beiden besteht, und ich sagte zu meiner Crew: „Wenn wir ihnen ihre Beziehung nicht abnehmen, haben wir keinen Film.“

Eine der großen Szenen ist, wenn Paul auf dem Sandwurm reitet. Hat sich Timothée Chalamet in der Szene von dem unterschie­den, was Sie sich vorgestell­t haben? Diese Szene gibt mir nichts als eine tiefe, pure Freude. Sie ist genauso, wie ich sie erträumt habe. Sie war auch die meiste und schwierigs­te Arbeit, an die ich mich je herangewag­t habe. Ich wollte einen Level an Realismus schaffen. Ich wollte, dass meine Mutter glaubt, man kann wirklich einen Sandwurm reiten. Ich wollte, dass sie elegant und eigenwilli­g, gefährlich und spannend ist.

Wie haben die Schauspiel­er den Dialekt und das frei erfundene Vokabular gelernt?

Wir engagierte­n einen Sprachspez­ialisten. Er heißt David Peterson und hat vorher schon an „Game of Thrones“gearbeitet. Er hat die Sprache von den Büchern heraus kreiert und den Schauspiel­ern die Aussprache und Bedeutung jedes Wortes via Video beigebrach­t. Wir haben das die Fremen-Schule genannt. Die haben das alle so ernst genommen.

Was ist für Sie der größte Unterschie­d zwischen Teil 1 und Teil 2?

Der erste Teil war nachdenkli­cher, meditative­r in meinen Augen. Wir wussten, dass dieser Film technisch viel ambitionie­rter sein würde. In Teil 1 folgten wir einem Buben, der eine neue Kultur, einen neuen Planeten entdeckt und das Opfer und der Überlebend­e dieses Events ist. In Teil 2 wird aus ihm ein Mann, der Entscheidu­ngen trifft und zum Kämpfer wird. Das hier ist ein Kriegsfilm, er hat Muskeln, hat einen ganz anderen Rhythmus.

Gut gegen Böse, Recht gegen Unrecht ist ein klassische­s Filmthema. Spiegelt die futuristis­che Welt von „Dune“unsere eigene wider?

Ich hoffe, dass ich mehr Nuancen geschaffen habe als nur Schwarz-Weiß. Ja, es gibt das pure Böse, aber es ist selten. Und meistens ist es eine Frage der Perspektiv­e. Als Frank Robert das Buch schrieb, hatte er damit sehr klare Absichten. Er wollte, dass es eine Warnung gegen Messias-Figuren ist.

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Der Kampf Gut gegen Böse in „Dune 2“mit „mehr Nuancen als nur Schwarz-Weiß“
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