FABELHAFTE welt
Seit mein Leben nur noch daraus besteht, einen Roman fertigzuschreiben und zwei Unter-Dreijährige zu betreuen, ist mein treuester Begleiter die Müdigkeit. Unser Hund nimmt das mit „bester Freund des Menschen“nur tagsüber ernst. Bei Einbruch der Dunkelheit geht er in den Keller schlafen. Dort spuken sie nämlich nicht, unsere süßen kleinen Nachtgespenster. In jenem früheren Leben vor Mann und Kind ging mein Party-Ich donnerstags aus und kam Sonntagnachmittag nach Hause. Das Studium-Ich durchlernte die Nächte. Dem Lesetour-Ich raubte Auftrittsadrenalin wochenlang den Schlaf. Aber noch nie war ich so müde wie in diesen Wochen jetzt. Gewisse Tätigkeiten habe ich mir momentan verboten: Autofahren. Ein Vollbad nehmen. Mit dem Gatten Grundsatzfragen erörtern. Und neuerdings auch: Haushaltsgeräte kaufen. Unlängst sah ich nämlich ein hochwertiges Waffeleisen im Angebot. Ich wollte schon länger eines erwerben, weil das Baby nur Beikost akzeptiert, die es mit den eigenen Händen zum Mund führen kann, aber noch immer keine Zähne hat. Da schaffen schnelle Gemüsewaffeln Abhilfe. Zuhause jedoch stellte ich fest, dass ich versehentlich ein für meine Zwecke ungeeignetes RiesenWaffeleisen erwischt hatte, das nur gigantische, gefüllte Waffeln zubereiten kann. Das braucht man doch nie! Auch dass es hochpreisig und keineswegs reduziert war, fiel meinem Müdigkeits-Ich nicht auf: Schnappatmung an der Kassa ist ja der Normalzustand im Inflations-Ausnahmezustand. Die Rechnung hatte ich auf dem Weg vom Geschäft nach Hause auch verschlampt. Und nun raubt in unserer kleinen Küche ein sauteures, unbrauchbares Waffeleisen viel zu viel Platz und schreit mir entgegen: geh schlafen. Falls Sie also das nächste Mal ein Haushaltsgerät entdecken, von dem Sie sich bei klarem Verstand denken: bitte, wer kauft so ein Klumpert?, hier ist die Antwort.