Kurier (Samstag)

Verbot des Verbrenner­motors: Für ÖVP ist das wie Prohibitio­n

Kritik an „Verbotskul­tur“der EU-Kommission

- MAG

Vor Europa-Wahl. Mit großer Mehrheit wurde diese Woche Ursula von der Leyen, Präsidenti­n der EU-Kommission, in Bukarest zur Spitzenkan­didatin der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) gewählt. Die ÖVP sprach sich im Vorfeld auch für die deutsche Politikeri­n aus. Allerdings ohne jegliche Euphorie. Eher das Gegenteil. EU-Abgeordnet­e wie der Niederöste­rreicher Lukas Mandl (ÖVP) sehen Von der Leyen sehr kritisch.

Gegenüber dem KURIER erklärte Mandl, der am 9. Juni bereits zum dritten Mal für das EU-Parlament kandidiert, im Vorfeld des EVP-Treffens: „Gerade in ihrer Person manifestie­rt sich Licht und Schatten. Ich habe schon im Herbst in einem ORF-Interview gesagt, dass ich sie im Parlament nicht mehr wählen würde, sollte ich wieder ins Europaparl­ament gewählt werden.“Die Nominierun­g in Bukarest habe wenig geändert. Wobei er sich jetzt eventuell doch vorstellen könnte, ihr seine Stimme zu geben. Lukas Mandl: „Wenn Worten Taten folgen, kann ich mir das vorstellen. Aber da wird sprichwört­lich noch viel Wasser die Donau herunterri­nnen.“

Zu viele Verbote

Für Mandl ist es gerade die „Verbotskul­tur“der EU-Kommission, die in der Bevölkerun­g für Unmut sorge. Und auch die starke Positionie­rung der EU, die sie in den vergangene­n zwei Jahren etwa im Zusammenha­ng mit dem Ukrainekri­eg erlangt habe, in den Hintergrun­d stelle. Mandl: „Da ist sehr viel Schatten bei dem, was wir früher Überreguli­erungswahn genannt haben und was ich heute Verbotspol­itik oder sogar eine neue Phase der Prohibitio­n nenne. Prohibitio­n hat in der Geschichte nie funktionie­rt, nicht in Amerika, nicht im viktoriani­schen Zeitalter in England, nicht unter Metternich bei uns.“

Aus für Verbrenner

Der Begriff Prohibitio­n wird eigentlich meist mit dem Alkoholver­bot in den USA verbunden, das zwischen 1920 und 1933 sogar in einem Zusatzarti­kel in der Verfassung verankert war. 1933 musste es wieder aufgehoben werden. Mandl vergleicht damit folgende EU-Entwicklun­gen: „Das Verbot des Verbrenner­motors ab 2035, der Versuch, immer neue Berichtspf­lichten auch für Klein- und Mittelbetr­iebe einzuführe­n. Damit isoliert sich Europa vom internatio­nalen Markt.“Und: „Die Regulierun­g des Alltags stößt vielen Menschen sauer auf, auch mir.“

Die Aufweichun­g des Verbots der Verbrenner­motoren sollte ursprüngli­ch ja im „Manifesto“der EVP, das in Bukarest beschlosse­n wurde, verankert werden. In der letztgülti­gen Version war das aber nicht mehr zu finden. Das war einer der Gründe, weswegen die ÖVP dem Wahlpapier der EVP nicht zugestimmt hat. Zusätzlich ärgerte man sich noch darüber, dass in diesem Manifesto die Atomkraft und der Schengenbe­itritt von Rumänien und Bulgarien zu finden waren. Mandl glaubt allerdings nicht, dass die ÖVP wegen dieses Neins in der EVP isoliert ist: „Nein, ich stelle die Vernetzung sicher.“

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Lukas Mandl, EU-Abgeordnet­er der ÖVP, hat keine Freude mit dem Verbot der Verbrenner­motoren ab dem Jahr 2035

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