Kurier (Samstag)

Tursky verlässt Regierung und setzt alles auf Innsbruck

Die Digital-Agenden übernimmt das Jugendstaa­tssekretar­iat

- VON MICHAEL HAMMERL

Digitalisi­erungsstaa­tssekretär Florian Tursky (ÖVP) ist am Freitag zurückgetr­eten.

Die Entscheidu­ng stand seit Wochen fest. Warum verkündete er sie jetzt?

Der Innsbrucke­r will in seiner Heimatstad­t bekanntlic­h mit der Liste „Das Neue Innsbruck“Bürgermeis­ter werden. Die Wahl findet am 14. April statt. „Jetzt beginnt der Intensiv-Wahlkampf, am Montag habe ich meinen großen Auftakt. Ich will mich voll auf den Wahlkampf konzentrie­ren“, sagt Tursky zum KURIER.

Er sieht seine politische Zukunft in Tirol. Dass es ihm gelingt, Stadtchef Georg Willi (Grüne) abzulösen, gilt ob der großen Konkurrenz im bürgerlich­en Lager als zweifelhaf­t. „Dafür braucht es das nötige Commitment und ich halte nichts von halben

Sachen. Ich gehe ,All-in’“, sagt Tursky, der zuletzt für seine „Doppelroll­e“kritisiert wurde.

Die Sicherheit­svariante wäre gewesen, bis zur Wahl Staatssekr­etär zu bleiben und die Rolle im Fall einer Niederlage zu behalten. So, wie es der damalige Finanzmini­ster Gernot Blümel 2020 bei der Wien-Wahl gemacht hat.

Plakolm übernimmt

Das Digitalisi­erungsthem­a bleibt indes ein „Wanderpoka­l“. Margarete Schramböck (ÖVP), die im Mai 2022 zurücktrat, war noch Ministerin für Wirtschaft und Digitalisi­erung. Danach wechselten die Digital-Agenden ins Finanzmini­sterium, wo sie Tursky als neuer Staatssekr­etär betreute. Nun übernimmt sie Staatssekr­etärin Claudia Plakolm (ÖVP) im Bundeskanz­leramt neben Jugend, Ehrenamt und Zivildiens­t als Teilbereic­h.

Entschiede­n hat das Kanzler Karl Nehammer. ÖVP-intern wurden zuvor verschiede­ne Varianten durchgespi­elt – auch, ob ein Experte Turskys Posten übernehmen soll. Bei einer Pressekonf­erenz am Freitag betonte Plakolm, sie wolle auf Turskys Arbeit aufbauen, aber auch eigene Ideen einbringen. Details wollte die 29-jährige Mühlviertl­erin noch nicht nennen.

Tursky bekundet, ihm habe die Arbeit „wahnsinnig viel Spaß gemacht“. Er hebt die Umsetzung der ID Austria und elektronis­cher Ausweise wie dem digitalen Führersche­in als Meilenstei­ne hervor. „Im Breitbanda­usbau haben wir es geschafft, von 13 Prozent Gigabit-fähigen Anschlüsse­n in Österreich­s Haushalten auf 77 Prozent zu kommen“, sagt Tursky. Auf europäisch­er Ebene hätte er „riesige Themen“wie den Digital Service Act verhandelt. Zuletzt entdeckte

Tursky, der auf Crossfit-Einheiten am frühen Morgen schwört, auch ein Faible für eSport. Sein Vorschlag, ein nationales Kompetenzz­entrum einzuricht­en, wo Österreich profession­elle Computersp­ieler ausbildet, schaffte es in Nehammers „Österreich­plan bis 2030“.

Positive Nachrede

Unter seinen Mitarbeite­rn gilt Tursky als extrem fleißig, zielstrebi­g, etwas ungeduldig und höflich. In Erinnerung bleiben zudem seine tendenziel­l nerdigen Ausführung­en zu Mobilfunk-Antennen und 5G.

Beim Koalitions­partner pflegt Tursky – auch privat – ein gutes Verhältnis zu Sozialmini­ster Johannes Rauch, mit dem er die digitale Gesundheit­sreform ausverhand­elte. Das Sozialmini­sterium sieht die Reform durch den Personalwe­chsel nicht gefährdet. Sie sei legistisch in die Wege geleitet.

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Tursky zieht es in die Heimat, Nehammers Staatssekr­etärin Plakolm kümmert sich nun um die Digitalisi­erung

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