Kurier (Samstag)

Tiktok, ja bitte – aber ohne chinesisch­en Eigentümer

USA. Gesetz soll Verkauf der Plattform durch chinesisch­en Konzern ByteDance erzwingen

- VON CAROLINE FERSTL Tiktok, das meistgenut­zte soziale Medium in chinesisch­er Hand

68 Prozent der Elf- bis 17-Jährigen in Österreich nutzen Tiktok. Ähnlich ist es in den USA, weltweit verzeichne­t die Video-App rund 1,54 Milliarden Nutzer. Längst haben Politiker das Potenzial der Plattform erkannt, um auch jene erreichen zu können, die herkömmlic­he Medien nur noch als Couchtisch-Deko bei den Großeltern kennen.

Selbst US-Präsident Joe Biden nutzt die Video-App seit Anfang Februar mit Blick auf die Präsidents­chaftswahl am 5. November – allerdings nicht auf seinem offizielle­n

Diensthand­y, denn das ist Regierungs­mitarbeite­rn seit Dezember des Vorjahres verboten. Weltweit steht Tiktok aufgrund seines chinesisch­en Eigentümer­s ByteDance und dessen Nähe zur Regierung in Peking in der Kritik, man fürchtet chinesisch­e Spionage.

Um künftig dennoch nicht auf die Reichweite, die Tiktok bietet, zu verzichten, ist im US-Repräsenta­ntenhaus ein Gesetzentw­urf in Arbeit, der ByteDance zwingen soll, die Kontrolle über die App in den USA abzugeben. Das Weiße Haus unterstütz­t den Entwurf. Sechs Monate soll der Konzern dafür Zeit haben. Ansonsten drohe Tiktok die Verbannung aus den US-amerikanis­chen App-Stores in den USA. Tiktok weist die Bedenken zurück: ByteDance sei zu 60 Prozent im Besitz westlicher Investoren. Kritiker kontern, dass die chinesisch­en Gründer jedoch mit einem Stimmantei­l von 20 Prozent weiter die Kontrolle hielten.

Protestauf­ruf von Tiktok

Eigenen Angaben zufolge hat Tiktok in den USA 170 Millionen Nutzer. Sie alle bekamen die Aufforderu­ng auf ihre Handys geschickt, gegen das „drohende Verbot“zu protestier­en – und zwar per Knopfdruck

und einem Anruf bei den Kongressab­geordneten. Einzelne Abgeordnet­enbüros seien von Anrufen überflutet worden – wobei Taylor Hulsey zufolge, Kommunikat­ionsdirekt­orin eines Kongressab­geordneten aus Florida, auch Anrufe von Highschool­Schülern darunter waren, „die fragten, was ein Kongressab­geordneter sei“.

Nächste Woche könnte im Repräsenta­ntenhaus über den Gesetzesen­twurf abgestimmt werden. Er findet sowohl in den Reihen der Republikan­er als auch bei den Demokraten Unterstütz­ung. Der Ausgang ist trotzdem ungewiss.

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