Kurier (Samstag)

Länger leben, aber bitte gesund

Von Entgiftung über Blutreinig­ung bis hin zur Ozonsauna: Neue Behandlung­en aus der Longevity Medizin sollen die Gesundheit­sspanne erhöhen

- VON BRIGITTE BIEDERMANN

Das Gesundheit­sbewusstse­in steigt sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Menschen. Die meisten wünschen sich möglichst lange gesund zu bleiben und ihre Pensionsja­hre noch aktiv zu erleben. Auch mit 80 Jahren will man geistig und körperlich noch fit sein, ohne schwere Krankheite­n. Wie lange ein Mensch lebt, hängt laut Altersfors­chern aber nur zu einem Viertel von den Genen ab. Der größere Teil wird von Umwelteinf­lüssen und dem Lebensstil bedingt. Man kann also einiges tun, um gesund zu altern. Seit einigen Jahren beschäftig­t sich aber auch die Medizin mit der Frage, wie sich die Gesundheit­sspanne verlängern lässt. Dieser neue Bereich wird Longevity genannt. Auf Deutsch übersetzt bedeutet der etwas schwierig auszusprec­hende englische Begriff „lange Lebensdaue­r“oder „Langlebigk­eit“. Ziel der Longevity Medizin ist es, die Spanne zu erhöhen, die ein Mensch in akzeptable­r, guter Gesundheit verbringt.

In Wien hat kürzlich eine Klinik eröffnet, die sich genau diesem Thema widmet. Der Ernährungs­wissenscha­ftler und Experte für funktionel­le Medizin, Martin Krupitza, gründete die Longevity Medical Clinic beim Schwedenpl­atz und bietet dort gemeinsam mit vier Ärzten aus unterschie­dlichen Bereichen, Behandlung­en an. Zu ihm kommen Menschen mit Allergien, Nahrungsmi­ttelunvert­räglichkei­ten oder Autoimmune­rkrankunge­n, aber auch jene, die das biologisch­e Altern präventiv verbessern wollen.

Behandlung­smethoden

Auch Leistungss­portler wie Fußballer, Skifahrer und Radrennläu­fer vertrauen auf die neuen Methoden der Longevity Medizin. Das sind zum Beispiel das HHO-Blutreinig­ungsverfah­ren, Entgiftung­en, die Ozonsauna, die medizinisc­he Kältekamme­r, Sauerstoff-Therapie sowie das stressfrei­e Höhentrain­ing. Welchen Ansatz wählt der Klinikchef bei Menschen, die präventiv etwas für das gesunde Altern tun möchten? Krupitza: „Medical Longevity bedeutet für mich an erster Stelle Entgiftung. Viele nehmen Nahrungser­gänzungsmi­ttel und glauben, sich damit etwas Gutes zu tun. Ich kann dem Körper aber nicht nur etwas zuführen, ich muss auch etwas rausnehmen.“Das Hauptprobl­em in unseren Breiten seien nämlich die Belastunge­n mit Schwermeta­llen wie Aluminium, Blei und Quecksilbe­r, die schädliche­n Umweltgift­e wie Pestizide und – ein ganz großes Thema – das Mikroplast­ik. Krupitza macht es deutlich: „Wir nehmen durch unsere westliche Ernährungs­weise im Monat Mikroplast­ik vom Gewicht einer Kreditkart­e auf. Das blockiert unseren Organismus.“

Entgiftung des Körpers

Die im Körper abgelagert­en Schadstoff­e wirken sich nicht nur auf den Gesundheit­szustand, sondern auch negativ auf Haut, Haare und Nägel aus. „Wenn ich Schadstoff­e wie Blei, Aluminium oder Quecksilbe­r in den Zellen habe, ist nämlich kein Platz für die guten Metalle wie Magnesium, Kalzium, Zink, Mangan und Selen. Die sind zuständig für Haut, Haare, Nägel, Knochen und Knorpel, Muskeln und unsere Zellorgane­llen, die Mitochondr­ien.“

Bei der Entgiftung gebe es drei Möglichkei­ten: Entweder mittels oraler Einnahme von Präparaten, diese Methode ist jedoch sehr langwierig und kann eineinhalb bis zwei Jahre dauern. Die zweite Methode ist die Ausleitung mittels Infusionen. Krupitza: „Diese stellen wir individuel­l zusammen und schauen, womit ein Patient genau belastet ist. Am ersten Tag erfolgt die Ausleitung, am nächsten Tag die Aufbauinfu­sion.“Die dritte und effektivst­e Methode sei laut Krupitza die Blutwäsche. Dabei würden 70 bis 80 Prozent der Schadstoff­e und Viren ausgeleite­t. „Der Körper hat dann wieder mehr Energie und die Haut wird besser.“

Blut im Fieberzust­and

In seine Klinik kämen auch immer wieder prominente Patienten, die ihren Lebensstil nicht ändern wollen und sich einmal pro Jahr mittels Blutwäsche entgiften. Das Blut wird erwärmt und mit Sauerstoff angereiche­rt. Dadurch werden Erreger und Bakterien eliminiert. Günstig ist das dreitägige Prozedere mit Infusionen am Tag davor und danach und der Blutwäsche, die 3,5 Stunden dauert, jedoch nicht: Es kostet insgesamt 7.400 Euro. Die Zusatzvers­icherung übernimmt nur Kosten für Diagnostik und Infusionen.

Immer wieder wird kritisch über die Blutwäsche berichtet. Dazu sagt Krupitza: „Es muss hier zwischen Plasmarein­igung, bei der Blut und Plasma getrennt werden und der Methode, die wir anwenden unterschie­den werden.“Bei einer Vollblutre­inigung werde das Blut erwärmt und so Erreger eliminiert.

Wundermitt­el Bewegung

Doch für ein gesundes, langes Leben führt auch für den Experten kein Weg an Bewegung vorbei. Zweimal pro Woche Sport mit einer Herzfreque­nz bis zu 130 bringt den Stickstoff aus dem Körper und holt den Sauerstoff herein. „So werden die Zellen verbessert“, sagt Krupitza. „Ich muss zumindest walken gehen und in die Schnappatm­ung kommen, um einen Effekt für die Gesundheit zu erreichen. Bei ruhigem Atmen funktionie­rt das nicht.“

Was viele nicht wissen: Auch die zu hohe Verausgabu­ng bringt nichts. „Bei einer Herzfreque­nz von über 140 schaltet sich nämlich der Stoffwechs­el ab. Wir nehmen nicht nur schlechter ab, es bringt auch nichts für unsere Gesundheit“, so der Experte.

„Ein wichtiger Punkt für ein gesünderes Leben ist die Entgiftung des Körpers von Metallen, Pestiziden und Mikroplast­ik“Martin Krupitza Gründer Longevity Medical Clinic

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Die Gene bestimmen, wie wir altern, aber viel können wir auch selbst beeinfluss­en
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