Kurier (Samstag)

Warum begeistern sich Sportler bei der Siegerehru­ng an Sektdusche­n?

- Fragen der Freizeit Von Alexander Kern ... und Antworten, die Sie überrasche­n werden

Dröhnende Motoren, fesche Flitzer und Benzin im Blut. Und wenn die Startflagg­e fällt, fest das Gaspedal durchdrück­en und schon rasen die Asphaltcow­boys mit Vollgas Richtung Sieg. Ob Fangio, Lauda, Senna oder Hamilton – wenn unsere Helden als Erste über die Ziellinie jagen, erwartet sie bis heute stets das gleiche Zeremoniel­l. Weil der Sieg prickeln muss, schütteln die Rennfahrer die Schampusfl­aschen, als gäb’s kein Morgen und eifrig wird der edle Champagner verspritzt (trotzdem heißt es Sektdusche). Erst werden die Konkurrent­en ins Visier genommen, dann gönnen die Sieger sich selbst ein perlendes Bad, bevor sie einen tiefen Schluck aus der Magnumflas­che nehmen. Wie kommt es zu dieser überschäum­enden Demonstrat­ion der Freude? Nun, mit einem Krügerl Bier anzustoßen, gerade früher, als dem Gewinner noch ein Lorbeerkra­nz um den Hals gehängt wurde, das wäre wohl tatsächlic­h zu profan. Ein Schnapserl vielleicht? Schmeckt irgendwie nach Skirennen. Und Limonade, das hebt man sich doch für den Kindergebu­rtstag auf. Zumal, so begründen es Experten, der Motorsport einst Adeligen oder anderen noblen Herrschaft­en überlassen war, die sich den teuren Spleen leisten konnten. Da lag Champagner zum Anstoßen einfach nahe. 1936 gab es das erste verbürgte Siegerbild mit dem edlen Tropfen: 1936 stemmte der legendäre Tazio Nuvolari beim Vanderbilt-Cup eine – Schluck! – neun Liter fassende Flasche in die Höhe (eine sogenannte Salmanazar, die Marke war Moët & Chandon). Verspritzt wurde der Champagner dann 1966 zum ersten Mal. Beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans kam es zum Showdown zwischen Ferrari und Ford, die Amerikaner holten den Dreifachsi­eg. Henry Ford II bat Fred Chandon um eine große Flasche. Bei der Ehrung löste sich der Korken von ganz allein mit einem lauten Knall – und duschte die Fahrer. Das griff Dan Gurney auf und ließ 1967, als er Le Mans gewann, erstmals den Schampus so sprühen, wie wir es kennen. Es geht übrigens auch anders: Beim Indy 500 trinkt der Sieger traditione­ll Milch, weil Louis Meyer 1933 ein Glas Buttermilc­h gegen die Hitze verlangt hatte.

Hier schreiben Autoren und Redakteure abwechseln­d über Dinge, die uns alle im Alltag beschäftig­en.

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