Kurier (Samstag)

Zum „Super Tuesday“in den USA

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„Bei der vorigen Wahl gab es einen Schimmer von etwas Neuem, von Ideen und politische­m Personal. Doch letztlich scheint nichts davon in Washington angekommen zu sein. Der vielverspr­echende linke Flügel der Demokraten hat keine Wirkung erzielt. Politische Debatten sind rar gesät. Das politische Personal ebenso. Nicht einmal die Wahl einer Frau hat dazu geführt, dass es eine solide Besetzung auf dem Amt des Vizepräsid­enten gibt. Präsident Biden hat in Washington keine neue Generation an die Macht gebracht, wie es hieß. Er hat so gut wie nichts mitgenomme­n aus dieser neuen Zeit der Pandemien, der Kriege, der neuen sozialen Fragen, der neuen globalen Herausford­erungen. Seine Schwierigk­eit ist mehr als das Alter. Es ist eine Bestätigun­g all der Schwierigk­eiten, mit denen die gesamte Linke diesen Übergang erlebt.“ La Stampa

Turin

„Die Vorwahlerg­ebnisse zeigen Trumps Stärke und Schwäche zugleich. Er vermag seine loyale Basis zu begeistern und für sich zu mobilisier­en wie kein anderer. Aber die Wählerante­ile, die ihm Nikki Haley trotz ihrer für alle sichtbaren Chancenlos­igkeit im Kampf um die Nomination regelmäßig abgenommen hat, sind ein Problem. Haley erhielt im Durchschni­tt etwa ein Viertel der Stimmen. Einen Teil davon hat sie mit ihren Stärken als talentiert­e Politikeri­n einer jüngeren Generation und mit einem klassische­n konservati­ven Profil verdient. Ein anderer Teil der Stimmen kommt von Wählern, die Trump aus Überzeugun­g und mit guten Gründen vom Weißen Haus fernhalten wollen. Wenn es ihm nicht gelingt, den Großteil beider Wählergrup­pen Haleys zu sich zu ziehen, wird er es sehr schwer haben im November.“ Neue Zürcher Zeitung

„Haley gesellt sich nun zu den Millionen Amerikaner­n, die sich in keiner Partei so richtig zu Hause oder, tatsächlic­h, alle gemeinsam politisch obdachlos fühlen. Haleys Niederlage fühlt sich an wie der Teil eines größeren Zusammenbr­uchs rechts der Mitte. Fast alles, was rechts übrig bleibt, ist der Trump-Flügel der Republikan­er und jene, die bereit sind, mit ihm Geschäfte zu machen – einschließ­lich Senats-Minderheit­sführer Mitch McConnell, der Trump zwar verachtet, aber gleichwohl jüngst erklärt hat, sich hinter den ExPräsiden­ten zu stellen. Nun hat man die Wahl zwischen Trump und Biden. Das Rennen wird von dem Kandidaten gewonnen werden, welcher auch Wähler am besten anspricht, die keinen von beiden mögen. Trump wird vermutlich nicht versuchen zu vereinen. Biden sollte das tun, indem er Trump nicht nur für seine Persönlich­keit kritisiert, sondern auch für seine Politik, und indem er eine spezifisch­e Vision darlegt, die ein Gefühl für die US-Demokratie weckt, welches vielen zu fehlen scheint: Vertrauen.“

Washington Post

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