Kollross (SP) soll nach Posting-Affäre nicht mehr fürs Parlament kandidieren
Der Mandatar hatte mit frauenfeindlichem Kommentar für Empörung gesorgt / Bures führt Wiener Liste an
Zuletzt schien es, als ob Andreas Kollross die heikle Affäre bereits ausgestanden hätte. Wie berichtet hatte der SPÖNationalratsabgeordnete und Bürgermeister von Trumau mit einem Posting auf X kurz nach Weihnachten für einen Entrüstungssturm gesorgt. Anlässlich der Ausstrahlung des Filmes „Braveheart“hatte er darin scherzhaft über ein „Ius primae noctis“(Recht auf die erste Nacht; gemeint: des Feudalherren mit der Braut seines Untergebenen) für Bürgermeister sinniert.
Diese Verharmlosung sexualisierter Gewalt sorgte für massive Empörung seitens der anderen Parteien, aber auch aus den eigenen Reihen. SPÖ
Chef Andreas Babler verurteile das Posting scharf und forderte eine Entschuldigung, die dann auch erfolgte. Damit schien die Sache vorerst vom Tisch, wenngleich parteiintern der Unmut über Kollross’ Entgleisung weiterhin schwelte.
Nun die Wende in der Causa: Auf Betreiben Bablers wird der Bürgermeister dazu bewegt, nicht mehr als Spitzenkandidat für seinen Regionalwahlkreis Thermenregion bei der Nationalratswahl im Herbst anzutreten, heißt es aus Parteikreisen. Auch eine Kandidatur auf der Landesoder Bundesliste ist nicht vorgesehen, womit sein Wiedereinzug in den Nationalrat nicht mehr möglich ist. In Kreisen der nö. Landespartei hat man indes eine andere Lesart der Vorgänge: Der Bundesparteichef könne keinen Einfluss auf die Listenerstellung auf dieser Ebene nehmen.
Kollross selbst will sich dazu gegenüber dem KURIER nicht äußern. „Ich werde meine Entscheidung in den nächsten 14 Tagen bekannt geben.“An seiner Stelle soll Wolfgang Kocevar, Bürgermeister von Ebreichsdorf und ehemals Landesgeschäftsführer der SPÖ NÖ, kandidieren. Die offizielle Absegnung dieser Weichenstellung durch die Gremien steht aber noch aus. Es sei noch nichts entschieden im Bezirk und es gebe auch „keinerlei Druck“, sagte ein Sprecher der SPÖ NÖ. Die Liste müsse bis 8. April fertig sein.
Am Montag wird die SPÖ Wien ihre Landesliste präsentieren. Spitzenkandidatin wird dem Vernehmen nach die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures.
Einen prominenten SPÖSpitzenkandidaten bekommt der Wiener Regionalwahlkreis „Innen West“(Bezirke 1, 6 bis 9): Nikolaus Kowall, stv. Parteiobmann im Alsergrund. Der gerne als Parteirebell titulierte Rote war im Vorjahr maßgeblich an der Vorbereitung der Kandidatur von Babler für den Parteivorsitz beteiligt. Dass er es über den Regionalwahlkreis in den Nationalrat schafft, gilt allerdings als unwahrscheinlich.
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Vorher gilt es noch, die EUWahl zu absolvieren. Die SPÖ will nach Ostern ihren Intensivwahlkampf starten. Ziel der Kampagne ist es, einen Vormarsch der Rechtsextremen, gestützt von den Konservativen als „Steigbügelhalter“, zu stoppen, wie es Babler und EU-Spitzenkandidat Andreas Schieder am Freitag formulierten.
Mit der Freigabe von Mitteln an Ungarn durch Kommissionspräsidentin Ursula
sei das „Bollwerk gegen Rechtsaußen“gebrochen worden, kritisiert Schieder. Die SPÖ setze den Rechten vor allem eine aktive Sozialpolitik entgegen. Maßnahmen gegen Lohndumping wurden ebenso wie bessere Arbeitsbedingungen im Transportwesen gefordert.