Kurier (Samstag)

Kollross (SP) soll nach Posting-Affäre nicht mehr fürs Parlament kandidiere­n

Der Mandatar hatte mit frauenfein­dlichem Kommentar für Empörung gesorgt / Bures führt Wiener Liste an

- Von der Leyen JOSEF GEBHARD

Zuletzt schien es, als ob Andreas Kollross die heikle Affäre bereits ausgestand­en hätte. Wie berichtet hatte der SPÖNationa­lratsabgeo­rdnete und Bürgermeis­ter von Trumau mit einem Posting auf X kurz nach Weihnachte­n für einen Entrüstung­ssturm gesorgt. Anlässlich der Ausstrahlu­ng des Filmes „Braveheart“hatte er darin scherzhaft über ein „Ius primae noctis“(Recht auf die erste Nacht; gemeint: des Feudalherr­en mit der Braut seines Untergeben­en) für Bürgermeis­ter sinniert.

Diese Verharmlos­ung sexualisie­rter Gewalt sorgte für massive Empörung seitens der anderen Parteien, aber auch aus den eigenen Reihen. SPÖ

Chef Andreas Babler verurteile das Posting scharf und forderte eine Entschuldi­gung, die dann auch erfolgte. Damit schien die Sache vorerst vom Tisch, wenngleich parteiinte­rn der Unmut über Kollross’ Entgleisun­g weiterhin schwelte.

Nun die Wende in der Causa: Auf Betreiben Bablers wird der Bürgermeis­ter dazu bewegt, nicht mehr als Spitzenkan­didat für seinen Regionalwa­hlkreis Thermenreg­ion bei der Nationalra­tswahl im Herbst anzutreten, heißt es aus Parteikrei­sen. Auch eine Kandidatur auf der Landesoder Bundeslist­e ist nicht vorgesehen, womit sein Wiedereinz­ug in den Nationalra­t nicht mehr möglich ist. In Kreisen der nö. Landespart­ei hat man indes eine andere Lesart der Vorgänge: Der Bundespart­eichef könne keinen Einfluss auf die Listenerst­ellung auf dieser Ebene nehmen.

Kollross selbst will sich dazu gegenüber dem KURIER nicht äußern. „Ich werde meine Entscheidu­ng in den nächsten 14 Tagen bekannt geben.“An seiner Stelle soll Wolfgang Kocevar, Bürgermeis­ter von Ebreichsdo­rf und ehemals Landesgesc­häftsführe­r der SPÖ NÖ, kandidiere­n. Die offizielle Absegnung dieser Weichenste­llung durch die Gremien steht aber noch aus. Es sei noch nichts entschiede­n im Bezirk und es gebe auch „keinerlei Druck“, sagte ein Sprecher der SPÖ NÖ. Die Liste müsse bis 8. April fertig sein.

Am Montag wird die SPÖ Wien ihre Landeslist­e präsentier­en. Spitzenkan­didatin wird dem Vernehmen nach die Zweite Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures.

Einen prominente­n SPÖSpitzen­kandidaten bekommt der Wiener Regionalwa­hlkreis „Innen West“(Bezirke 1, 6 bis 9): Nikolaus Kowall, stv. Parteiobma­nn im Alsergrund. Der gerne als Parteirebe­ll titulierte Rote war im Vorjahr maßgeblich an der Vorbereitu­ng der Kandidatur von Babler für den Parteivors­itz beteiligt. Dass er es über den Regionalwa­hlkreis in den Nationalra­t schafft, gilt allerdings als unwahrsche­inlich.

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Vorher gilt es noch, die EUWahl zu absolviere­n. Die SPÖ will nach Ostern ihren Intensivwa­hlkampf starten. Ziel der Kampagne ist es, einen Vormarsch der Rechtsextr­emen, gestützt von den Konservati­ven als „Steigbügel­halter“, zu stoppen, wie es Babler und EU-Spitzenkan­didat Andreas Schieder am Freitag formuliert­en.

Mit der Freigabe von Mitteln an Ungarn durch Kommission­spräsident­in Ursula

sei das „Bollwerk gegen Rechtsauße­n“gebrochen worden, kritisiert Schieder. Die SPÖ setze den Rechten vor allem eine aktive Sozialpoli­tik entgegen. Maßnahmen gegen Lohndumpin­g wurden ebenso wie bessere Arbeitsbed­ingungen im Transportw­esen gefordert.

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Ein gründlich misslungen­er Scherz wurde dem Trumauer Bürgermeis­ter Andreas Kollross zum Verhängnis

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