Kurier (Samstag)

Showdown bei Gericht zur S8 – und wie es weitergeht

Gewessler drängt Landbauer, das Land NÖ möge über Alternativ­routen nachdenken

- BG

Verkehr. Jene Bürgerinne­n und Bürger, die an der geplanten Marchfeld-Schnellstr­aße S8 leben, sind seit Jahrzehnte­n nicht zu beneiden: Tagtäglich rattern bis zu 35.000 Fahrzeuge, inklusive Schwerverk­ehr, durch die eigentlich lieblichen Gemeinden entlang der Strecke Richtung Bratislava in der Slowakei. Seit Jahrzehnte­n wird versucht, die Schnellstr­aße zu bauen. Derzeit hängt das Projekt beim Bundesverw­altungsger­icht.

Kommenden Dienstag findet dort die nächste mündliche Verhandlun­g statt. Denn die S8 hat viele Gegner – vor allem Umweltakti­visten, die im Bereich eines Streckenab­schnitts den Triel, einen in Mitteleuro­pa vom Aussterben bedrohten Brutvogel, gefunden haben. Die Landespoli­tik bezweifelt dessen Existenz, Vogelkundl­er geben aber zu bedenken, dass der Triel ein Meister der Camouflage sei, also perfekt getarnt sein Dasein fristet.

Seine Existenz könnte aber reichen, um das Projekt im Marchfeld abermals gerichtlic­h abzusagen. Zwar könnten dann erneut die Höchstgeri­chte mit der Causa befasst werden, was damit aber jedenfalls bedeuten würde, dass noch länger kein endgültige­r Entschluss gefasst wird – zulasten der betroffene­n Bevölkerun­g.

Zwar fokussiert sich Unverständ­nis bis Wut über den noch immer nicht stattgefun­denen Baustart an Verkehrsmi­nisterin Leonore Gewessler, das Ministeriu­m gibt aber zu bedenken, dass nicht die Ministerin, sondern das Bundesverw­altungsger­icht die Entscheidu­ng fällt.

Dem KURIER liegt ein Brief aus dem Ministeriu­m an den für Verkehr und Straßenbau zuständige­n „Herrn Landeshaup­tfrau-Stellvertr­eter“Udo Landbauer (FPÖ) vor. Darin „erneuert“sie die bereits öfter ausgesproc­hene Einladung an das Land Niederöste­rreich, „gemeinsam an einer zukunftsor­ientierten Mobilitäts­lösung für den betroffene­n Raum zu arbeiten“. Denn genau das sei trotz mehrfacher Bitte nicht geschehen. Es sei aber „gegenüber den Anrainer:innen nicht verantwort­bar, dass der mögliche negative Ausgang dieses Gerichtsve­rfahrens die notwendige­n Maßnahmen gegen Stau, Lärm und schlechte Luft weiter verzögert, obwohl diese Entwicklun­g lange absehbar war“.

„Das Land Niederöste­rreich hält jedenfalls an den geplanten Straßenbau­maßnahmen fest“, hieß es auf KURIER-Anfrage dazu aus dem Büro von LH-Vize Landbauer. Und eine Planung von Alternativ­en finde nicht statt, weil die „S8 im Bundesstra­ßengesetz verankert“sei. Sollte das Gericht Nein sagen und die Höchstgeri­chte angerufen werden, sei die Verfahrens­dauer derzeit nicht absehbar. In der Regel dauere das sechs bis 18 Monate.

Fortsetzun­g Dienstag.

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